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Karabugas – Karaferie
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Karabiniere'
Compagnien der Reiterei, teils als geschlossene Eskadrons oder Compagnien den Reiterregimentern
zugeteilt wurden. Später wurden sie in verschiedenen Heeren als Regimenter zusammengezogen, die dann
als Elite betrachtet wurden. Die Bezeichnung K. für eine besondere Gattung der Kavallerie ist abgekommen.
In Frankreich führten zwei Kürassierregimenter bis 1870 traditionell den Namen K. In den altpreuß.
Reitertruppen wurden vielfach die Gefreiten K. genannt. In der deutschen Armee führt das eine der beiden
schweren Reiterregimenter des sächs. (12.) Armeekorps die Bezeichnung K., in der ital. Armee das aus
ausgesuchten Mannschaften bestehende Gendarmeriekorps.
Kara-Dagh, der türk. Name für Montenegro.
Karadjordje (der «schwarze Georg»), eigentlich
Georg Petrowitsch, der erste Fürst von Serbien (1804–13), war 1752
im Dorfe Wischewtzi als Sohn eines Bauern geboren, mußte, weil er einen Türken getötet hatte, nach
Österreich flüchten und machte den Türkenkrieg (1788–90) unter Kaiser Joseph II. als Feldwebel im serb.
Freiwilligenkorps mit. Beim Ausbruch des serb. Aufstandes 1804 vertrieb er an der Spitze eines Heers die
Türken aus Serbien und eroberte Belgrad, blieb aber wegen der Intriguen der übrigen Woiwoden machtlos,
bis die Erfolge im Türkenkriege 1809–11 seinen Einfluß derart verstärkten, daß er an die Centralisierung
Serbiens gehen konnte und die großen Woiwodschaften in 70 kleine zerschlug
(s. Serbien). Im Frieden von Bukarest (1812) gewährte die Pforte den Serben volle
Amnestie und innere Autonomie, ging aber 1813, als Europa mit dem Kampf gegen Napoleon I., beschäftigt
war, wieder an die Unterwerfung Serbiens durch Waffengewalt. Als die serb. Grenztruppen überall
geschlagen wurden, flüchtete K. 3. Okt. 1813 nach Semlin. Von den Österreichern anfangs in Graz interniert,
wurden ihm dann wie den übrigen serb. Führern in Chotin Wohnsitz und Pension angewiesen. Nach dem
glücklichen Aufstand des Milosch Obrenowitsch (1815) ließ sich K. bewegen, heimlich in die Heimat
zurückzukehren mit der Absicht, dort wieder den Türkenkrieg zu beginnen. Er gelangte in die Gegend von
Smederevo (Semendria), wurde aber in der Nacht vom 24. Juli 1817 auf Befehl des Milosch in seinem
Versteck ermordet. Er hinterließ einen Sohn, Alexander, der 1842 den serb. Thron bestieg
(s. Alexander Karadjordjewitsch). – Vgl. L. von Ranke, Die serb. Revolution
(Hamb. 1829).
Karádźić (spr. -dschitsch),
Vuk Stefanović, Begründer der heutigen serb. Schriftsprache und Litteratur, geb. 7. Nov. 1787 im Dorfe
Trschitsch in Serbien, bildete sich als Autodidakt und auf Schulen in Syrmien. Er kehrte 1807 nach Serbien
zurück, bekleidete von 1810 bis 1813 verschiedene Ämter, flüchtete 1813 nach dem unglücklichen
Ausgange des Aufstandes nach Österreich und ließ sich in Wien nieder, wo seine Begabung für die
Auffassung von Volksart und Volkssprache unter Anregung von Kopitar sich offenbarte. Vom Fürsten
Milosch wurde er 1827 zur Ausarbeitung eines Gesetzbuches herangezogen, entzweite sich aber mit dem
Fürsten und ging wieder nach Wien. Er starb daselbst 26. Jan. 1864. K. verwarf die bis dahin
↔ übliche serb. Schriftsprache, ein Gemisch von Kirchenslawisch mit der serb.
Volkssprache, und setzte die reine Volkssprache an die Stelle mit einfacher, verständlicher Orthographie.
Sein erstes Buch der Art war
«Mala prostonarodna slaveno-srbska pesmarica» (Wien 1814), eine
Sammlung serb. Volkslieder; sein erster Versuch einer Grammatik
«Pismenica srbskoga jesika» (ebd. 1814). Von besonderer Bedeutung
war sein «Serb.-deutsch-lat. Wörterbuch» (Berl. 1818; 2. erweiterte Aufl., Wien 1852). Als Einleitung dient
eine verbesserte Auflage der Grammatik, die 1824 von J. Grimm ins Deutsche übersetzt wurde. Eine
musterhafte Sammlung der Volkspoesie lieferte K. in den
«Srpske narodne pjesme» (4 Tle., Lpz. und Wien 1823–33; zweite sehr
vermehrte Ausgabe in 5 Bdn., Wien 1841–65; neue Ausg., Bd. 1, Belgrad 1893; dazu
«Srpske pjesme iz Herzegovine», Wien 1866), die in viele europ.
Sprachen übersetzt ward (deutsch von Talvj, 2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1853; von Kapper, «Gesänge der Serben»,
2 Bde., ebd. 1852 u. a.). Außerdem sammelte K. die Volksmärchen
(«Srpske narodne pripovijetke», Wien 1853; ins Deutsche übersetzt von
seiner Tochter Wilhelmine) und manches andere Volkstümliche, Sprichwörter
(«Srpske narodne poslovice», 1836; 2. Aufl., ebd. 1849) u. a., auch in
dem von ihm herausgegebenen Almanach «Danica» (1826–35). Über
die Ereignisse von 1813 bis 1817 handelt die Schrift «Miloś Obrenović»
(Ofen 1828). Auch lieferte er Ranke Material zu dessen Werke «Die serb. Revolution» (Hamb. 1829). Eine
mustergültige Probe der volkstümlichen Schriftsprache gab er noch in seiner serb. Übersetzung des Neuen
Testaments (Wien 1847). Die Frucht seiner Reise nach Montenegro ist das Buch «Montenegro und die
Montenegriner» (Stuttg. 1837, anonym).
Karäer, Karaïten,
Karaïm (hebr., d. h. Schriftbekenner), eine um die Mitte des
8. Jahrh. n. Chr. in Babylonien durch Anan (daher anfangs Ananiten)
entstandene jüd. Sekte, die im Gegensatze zu den Rabbaniten die rabbinischen Überlieferungen und den
Talmud verwarf und zum Buchstaben der Heiligen Schrift zurückkehren wollte, aber an alten Satzungen, die
sie gleichfalls auf eine Tradition zurückführte, festhielt (Karaïsmus).
Die K. verbreiteten sich, doch nie sehr ansehnlich, vorzugsweise in den Reichen des Islam, in Palästina,
Syrien, Ägypten, Afrika, Konstantinopel, der Krim und einigen Provinzen Polens, wo sie größere Freiheiten
als die andern Juden genossen. Ihre Zahl in Rußland dürfte etwa 5500 betragen. Viele Jahre war Kairo der
Sitz ihres sich von David herleitenden Vorstehers, Nasi, später Chacham genannt. Von ihrer meist
exegetischen und polemischen Litteratur in arab. und hebr. Sprache sind in neuerer Zeit zu Koslow
(Eupatoria) mehrere ihrer Hauptwerke gedruckt worden, wie
«Eschkol ha-kofer» des Juda Hadassi (1149),
«Mibchar» des Aaron ben-Joseph (1294),
«Ez Chajim» des Aron ben-Elia (1396),
«Addereth» des Elia Baschiatschi (1497) u. a. Neue Einblicke eröffnete
Pinsker in «Likkute Kadmoniot» (Wien 1860) auf Grund der nicht immer
mit Vorsicht benutzten Mitteilungen des Karäers Firkowitsch. – Vgl. Jost, Geschichte des Judentums und
seiner Sekten (3 Bde., Lpz. 1857–59); Fürst, Geschichte des Karäertums (ebd. 1865).
Karaferïe, türk. Stadt, s. Veria.