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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Katharinenarchipel - Kathedralglas.

ner, K. II. (Berl. 1883). Eine große Anzahl von Briefen und andern Materialien zur Geschichte Katharinas erschien in den letzten Jahren in den historischen Zeitschriften: "Russisches Archiv", "Rußkaja Starina", "Magazin der Historischen Gesellschaft" etc.

[Schwarzburg.] 8) K., Gräfin zu Schwarzburg, genannt die "Heldenmütige", geb. 8. Jan. 1509, Tochter des Grafen Wilhelm VII. von Henneberg-Schleusingen, vermählte sich 1524 mit dem Grafen Heinrich XXXIV. von Schwarzburg, ward 12. Juli 1538 Witwe und lebte fortan in Rudolstadt, als eifrige Anhängerin Luthers um Einführung der Reformation in Schwarzburg bemüht. Ihren Mut bewies sie dem Herzog von Alba gegenüber ("Fürstenblut für Ochsenblut"), als derselbe 26. Juni 1547 auf dem Rückmarsch von Wittenberg durch Rudolstadt kam; den Vorfall, den zuerst Spangenberg in seinem "Adelsspiegel" berichtet, hat bekanntlich Schiller im "Deutschen Merkur" von 1788 erzählt. K. starb 7. Nov. 1567.

Katharinenarchipel, s. Alëuten.

Katharinenburg, s. Jekaterinenburg.

Katharinenkloster, s. Sinai.

Katharinenorden, 1) russ. Damenorden, gestiftet von Peter I. zu Ehren seiner tapfern Gemahlin und im Andenken an ihr mutvolles Benehmen und ihre guten Ratschläge bei den Kämpfen von 1711 am Pruth. Er legte ihr denselben 24. Nov. 1714 an und bestimmte ihn anfangs nur für sie. Katharina und ihre Nachfolger verliehen ihn aber auch andern, und die Statuten nennen eine Großmeisterin, sämtliche Prinzessinnen des kaiserlichen Hauses, 12 andre Damen des Großen Kreuzes und 94 Ritterdamen. Kaiser Paul I. gab dem Orden 5. April 1797 neue Statuten und teilte ihn in Großkreuze und Kleinkreuze. Das Großkreuz wird an rotem Band mit silberner Kante von rechts nach links getragen, besteht in einem Kreuz von Diamanten mit breiten Flügeln, in dessen ovalem Mittelavers die heil. Katharina ein Kreuz hält, auf welchem die Buchstaben D. S. F. R. (Domine salvum fac regem) stehen. Der Revers zeigt ein Nest junger Adler auf einem Turm, an dessen Fuß zwei alte Adler mit der Inschrift: "Aequat munia comparis". Auf dem roten Bande des Ordens stehen die Worte: "Für Liebe und Vaterland" in Silber gestickt. Der auf der linken Seite zu tragende Stern ist in Silber mit einer Krone in rotem Feld, umgeben von der Ordensdevise. Das Ordenszeichen der zweiten Klasse ist kleiner, mit in Gold und Brillanten abwechselnden Flügeln und wird an einer Schleife an der linken Brust getragen. Ordenstag ist der 25. November. - 2) Engl. Orden, gestiftet von der Königin Viktoria im Juni 1879 für Krankenwärterinnen in Hospitälern, die sich durch gute Aufführung, Pflichttreue und Geschicklichkeit in der Belehrung andrer auszeichnen. Das Katharinenhospital in London gab Anlaß und Namen für die Stiftung. Die Dekorierten, welche fortan St. Catherine's nurses heißen, erhalten jährlich 50 Pfd. Sterl. außer ihrem Gehalt. Die Dekoration besteht in einem am linken Arm zu tragenden Armband, auf dem ein weiß emailliertes, spitz zulaufendes Oval mit breitem hellgrünen Rand und den goldenen Buchstaben St. C. in erhabener Schrift angebracht ist.

Katharinenrad, s. v. w. Radfenster.

Katharinensee (Loch Katrine), Gebirgssee in Perthshire (Schottland), bekannt durch W. Scotts "Fräulein vom See". Er ist 11 km lang, liegt 119 m ü. M. und speist eine 71 km lange Wasserleitung, die Glasgow mit Wasser versorgt.

Katharisten, s. Katharer.

Katharsis (griech.), s. v. w. Reinigung, insbesondere diejenige, welche Aristoteles im 6. Kapitel seiner "Poetik" als die durch Erregung von Mitleid und Furcht hervorgebrachte Wirkung der Tragödie bezeichnet. Dieselbe wird von einigen (z. B. von Goethe) auf den tragischen Helden, von den meisten (und zwar mit Recht) auf den Zuschauer bezogen. Letzteres selbst geschieht entweder in dem Sinn, daß durch den Anblick der Tragödie Mitleid und Furcht (der Affekt) im Zuschauer, oder durch lebhafte Hervorlockung beider der Zuschauer (von dem Affekt) gereinigt werden soll. Als Reinigung (Läuterung) des Affekts enthält die K. eine (im weitesten Sinn) moralische (Lessing), als Reinigung (Entladung des Zuschauers) vom Affekt aber eine medizinische Bedeutung (Bernays). Vgl. über die K. Lessing in der "Hamburger Dramaturgie" (74.-78. Stück); Bernays, Grundzüge der verlornen Abhandlung des Aristoteles über die Tragödie (Bonn 1857); Döring, Kunstlehre des Aristoteles (Jena 1876), wo im Anhang II, S. 263-306, eine Zusammenstellung aller Auslegungen der Aristotelischen K. geliefert ist; Manns, Die Lehre des Aristoteles von der tragischen K. (Karlsruhe 1883).

Kathartika (griech.), s. Abführende Mittel.

Kathartin, s. Sennesblätter.

Kathe, s. Kate.

Katheder (griech., "Sessel"), in den Lehrzimmern von Schulen und Universitäten der erhöhte Lehrstuhl, von dem aus vorgetragen wird. Daher Kathedersprache, Kathederweisheit (im Gegensatz zur frischen Lebensweisheit), Kathederheld etc. Vgl. Cathedra und Ex cathedra.

Kathedersozialisten, eigentlich ein Spottname, dessen sich H. B. Oppenheim 1872 bediente, um die Bestrebungen derjenigen deutschen Professoren der Nationalökonomie als mit dem Sozialismus verwandt zu kennzeichnen, welche damals gegen die vorwiegend im volkswirtschaftlichen Kongreß vertretene freihändlerische Richtung Front machten und im Gegensatz zur sogen. abstrakten Schule eine die wirklichen Erscheinungen des Wirtschaftslebens erforschende und berücksichtigende Realpolitik verlangten. Auf Anregung jener Professoren fand im Herbst 1872 eine Versammlung in Eisenach statt, welche den zur Zeit noch bestehenden Verein für Sozialpolitik gründete. Die Mitglieder dieses Vereins, welcher 1876 vorübergehend mit dem volkswirtschaftlichen Kongreß eine Art Kartell abschloß, stehen übrigens keineswegs alle auf gleichem sozialpolitischen Standpunkt, wie denn heute, nachdem die persönlichen Befehdungen vergessen sind, und wo Vertreter der Wissenschaft sich sowohl an den Sitzungen des Vereins für Sozialpolitik als auch an denjenigen des volkswirtschaftlichen Kongresses beteiligen, von einem ursprünglich vorhandenen scharfen Gegensatz zwischen beiden Vereinen nicht mehr die Rede sein kann. Vgl. Eras, Der Prozeß Bebel-Liebknecht (Bresl. 1872); Oppenheim, Der Kathedersozialismus (Berl. 1872); Ad. Wagner, Offener Brief an Dr. Oppenheim (das. 1872).

Kathedrale (Kathedralkirche), die Hauptkirche einer Stadt, in welcher ein Erzbischof oder Bischof residiert, so genannt von der Kathedra, dem erhöhten, für den Bischof bestimmten Sitz; heißt in Deutschland auch Dom oder Münster.

Kathedralglas, ein in der Glasmalerei verwendetes, starkes, oft farbiges Fensterglas mit rauher Oberfläche, welches im Mittelalter besonders zu Kirchenfenstern benutzt wurde, um das Tageslicht zu dämpfen, und auch jetzt wieder für denselben Zweck verarbeitet wird.