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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kenzingen; Keokuk; Keos; Keper; Kephalonia; Kephalos; Kepheus; Kephisodotos

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Kenzingen - Kephisodotos.

Kenzingen, Stadt im bad. Kreis Freiburg, an der Elz und an der Linie Mannheim-Konstanz der Badischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine höhere Bürgerschule, Sandsteinbrüche, Tabaks- und Zichorienbau, Seidenwinderei, Schäfte-, Regenschirm- und Zigarrenfabrikation und (1885) 2480 meist kath. Einwohner. Dabei das Mineralbad Kirnhalden. K. ist seit 1249 Stadt und gehörte zum Breisgau.

Keokuk (spr. kih-okük), Stadt im nordamerikan. Staat Iowa, am Fuß der untern Stromschnellen (Lower rapids) des Mississippi, der bis zu ihr für große Dampfer schiffbar ist, und an der Mündung des Des Moines, zum größten Teil auf hohen, steilen Flußufern gelegen, ist gut gebaut, hat eine medizinische Schule, blühenden Handel, Maschinenbau und (1885) 13,151 Einw.

Keos, Kykladeninsel, s. Kea.

Keper, s. Köper.

Kephalonia (Kephallenia, ital. Cefalonia), nächst Korfu die größte und wichtigste der Ionischen Inseln mit (1879) 68,321 Einw., liegt dem Golf von Paträ gegenüber, nur durch eine schmale Meerenge von Ithaka getrennt, südlich von Levkas und nördlich von Zante, umfaßt 664 qkm (12,06 QMeilen) und bildet mit einigen anliegenden Inseln (darunter Ithaka) einen griechischen Nomos von 815 qkm (14,43 QMeilen) Flächeninhalt und mit (1879) 80,957 Einw. K. wird von NW. nach SO. von dem Gebirge Elatovuni durchzogen, dessen höchster Punkt, der antike Ainos, 1620 m Höhe erreicht. Die Lage und Höhe des Gebirges verleiht dem Klima trotz der Milde, die es im allgemeinen charakterisiert, viele rauhe Wetterstriche; besonders fallen im Herbst häufige und starke Regengüsse. Von den vielen Busen und Baien der Insel sind die von Argostoli (16 km lang), Samos und Assos die größten. Flüsse hat K. nicht, doch mehrere gute Quellen. Der Boden ist sehr fruchtbar; die vegetabilische Erde hat einen warmen Kalkstein (Hippuriten- oder Rudistenkalk) zur Unterlage, so daß sie jedes Jahr eine doppelte Fruchternte abwirft. Der Fleiß der Bewohner hat jedes brauchbare Fleckchen der Insel angebaut und die Abhänge durch Terrassen verbessert. Man gewinnt viel Öl und Wein, weniger Getreide; Hauptprodukt aber für den lebhaften Export sind die Korinthen (1885: 9,4 Mill. kg), welche besonders auf der Halbinsel von Lixuri gedeihen und zumeist nach den Niederlanden und Großbritannien gehen. Außerdem wächst Mastix, Aloe und auch Manna. Ziegen- und Schafherden sind in ziemlicher Anzahl vorhanden. Der Schiffsverkehr belief sich 1885 auf 571 einlaufende Schiffe mit 201,926 Ton. und 568 auslaufende mit 201,381 Ton. Die Einwohner sind (bis auf 246 Ausländer) Griechen, vortreffliche Seeleute und Krieger. Finden sie keinen genügenden Erwerb, so gehen sie zur Erntezeit nach Morea, von wo sie statt des Lohns gewöhnlich Getreide und andre Lebensmittel heimbringen. Die Frauen bestellen das Feld, verfertigen Töpfe und Ölkrüge sowie Baumwollwaren und Teppiche aus rauhen Ziegenhaaren. K. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Hauptstadt der Insel ist Argostoli (s. d.) am gleichnamigen Meerbusen. An demselben liegt Lixuri (s. d.) und an der Nordostküste die alte Festung Assos. Aus der Glanzzeit der Insel im Altertum ist, wenige Mauertrümmer ausgenommen (wie von dem berühmten Altar des Zeus Ainesios auf dem Elatovuni und von den vier unten genannten Städten), nichts auf uns gekommen. In mythischer Zeit erscheint K. als von Lehnsfürsten unter des Odysseus Oberhoheit beherrscht, später als Tetrapolis, d. h. unter vier selbständige Städte geteilt: im O. Pronnos und das herrliche Same (heute Ruinen Sami), von wo aus die Taphier einst Schiffahrt und Seeräuberei trieben und üppige Jünglinge in dem Palast des Odysseus zur Freiwerberei erschienen; im W. Kranioi, dessen Ringmauer sich östlich von Argostoli erhalten hat, und Pale, wahrscheinlich eine korinthische Gründung, beim heutigen Lixuri. S. Karte "Griechenland".

Das jetzige K. hieß in ältester Zeit Same oder Samos, später Kephallenia, die Einwohner Kephallener. Die bedeutendsten Städte im Altertum waren Pale, Kranioi, Same und Pronoi. Zu einer bedeutenden Rolle erhob sich K. in der alten Geschichte nie. Im 5. Jahrh. v. Chr. schloß es sich dem Athenischen Seebund, im 3. Jahrh. dem Ätolischen Bund an. M. Fulvius unterwarf K. 189 den Römern, die es mit der römischen Provinz Epirus vereinigten. Bei der Teilung des römischen Reichs kam K. zum oströmischen Reich, befreite sich aber und stellte sich unter den Fürsten von Achaia. An die Venezianer kam K. 1224 durch Gajo, den damaligen Herrn der Insel, als Geschenk. 1479 eroberten es die Türken und verpflanzten die Einwohner nach Konstantinopel. Der Venezianer Antonio befreite zwar K. von seinen Peinigern, aber die Venezianer bestraften den Friedensbruch, indem sie jenen bekriegten und den Türken die Insel zurückgaben. Am 24. Mai 1500 nahm eine spanisch-venezianische Flotte K.; als die Insel 1571 einer neuen Plünderung seitens der Türken erlag, wurde 1595 die Festung Assos als Zufluchtsort für die Einwohner gebaut. Zerstörende Erderschütterungen trafen die Insel 1766 und 1767. Als 1797 Venedig unter österreichische Herrschaft kam, wurde K. zuerst von den Franzosen, dann von den Russen erobert. 1807 ward es der Ionischen Republik einverleibt, 1809 von den Engländern besetzt und 1815 mit der Ionischen Republik dem britischen Schutz überlassen, 1863 aber mit dem Königreich Griechenland vereinigt. Vgl. Unger, Wissenschaftliche Ergebnisse einer Reise nach Griechenland (Wien 1852); Wiebel, Die Insel K. und die Meermühlen von Argostoli (Hamb. 1873).

Kephalos, attischer Heros, Sohn des Hermes und der Herse oder des Deion und der Diomede, war der Gemahl der Prokris, des attischen Königs Erechtheus Tochter, ward von Eos mit der Gabe, sich beliebig verwandeln zu können, beschenkt und benutzte dieselbe, um die Treue seiner Gattin zu prüfen. Prokris bestand die Probe nicht, floh, verstoßen, nach Kreta zur Artemis und erhielt von dieser oder von Minos einen Hund (Lailaps) und einen Jagdspeer, welchen beiden kein Wild entging. Wieder mit ihrem Gemahl versöhnt, schenkte sie ihm jene Wundergaben. Später ein Liebesverhältnis desselben mit Eos vermutend, schlich sie ihm auf der Jagd nach und wurde, da K. aus dem Rauschen auf ein Wild schloß, von dem nie fehlenden Speer getötet. Durch den Areopag zu ewiger Verbannung verurteilt, nahm K. an dem Zug der Thebaner gegen die Teleboer teil, stiftete am Vorgebirge Leukatas dem Apollon ein Heiligtum und stürzte sich zur Sühnung jenes Mordes vom Felsen.

Kepheus, nach griech. Mythus König von Tegea, Sohn des Aleos und Bruder der Auge (s. d., S. 76), fiel als Bundesgenosse des Herakles samt seinen 20 Söhnen im Kampf gegen Hippokoon von Sparta. - Auch der Vater der Andromeda (s. d.) hieß K.

Kephisodotos, der ältere, aus Athen, griech. Bildhauer der attischen Schule, um 400-370 v. Chr. blühend, wahrscheinlich Vater und Lehrer des Praxi-^[folgende Seite]