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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kentucky River; Kenty

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Kentucky River - Kenty.

berühmt durch seine herrlichen versteinerten Korallen und durch seine Höhlen, von denen z. B. die Mammutshöhle (s. d.) zu den merkwürdigsten der Welt gehört. In den Einsenkungen der Kalkregion finden sich flache, salzhaltige Sümpfe, sogen. Saltlicks, die von Hirschen und Elentieren besucht werden wie ehedem von Büffeln und in der Vorzeit von Mastodonten, Megalonyx, Pferden etc., deren Knochen noch in der Umgegend gefunden werden; eins der merkwürdigsten ist das Große Knochenlick südwestlich von Cincinnati. Das Klima von K. ist im ganzen sehr gesund, die Winter sind feucht, doch mild; die mittlere Jahrestemperatur beträgt 10° R., die Extreme sind 30° und -7,5°, so daß Rinder und Schafe meist das ganze Jahr hindurch im Freien bleiben. Die angenehmsten Jahreszeiten sind Frühling und Herbst, wo das Wetter bei Südwestwinden schön und beständig, nur oft zu trocken ist. K. hat ein Areal von 104,632 qkm (1900,2 QM.) mit 1870: 1,321,011, 1880: 1,648,690 Bewohnern, worunter 271,451 Farbige und 59,512 Ausländer (30,413 Deutsche). Die echten Kentuckyer, ursprünglich aus Virginia eingewandert, sind ein hochherziges, biederes Volk und haben sich in Zeiten, wo dem Vaterland Gefahr drohte, stets als Männer bewiesen. Sie sind gastfrei und leidenschaftliche Jäger. Die öffentlichen Schulen wurden 1884 von 238,440 Kindern besucht, doch können 22 Proz. der über 10 Jahre alten Weißen und 70 Proz. der Schwarzen nicht schreiben. Die Negerkinder werden, wie auch sonst, in besondern Schulen unterrichtet. An höhern Lehranstalten hat der Staat eine Universität nebst 14 Colleges mit (1884) 2017 Studenten. Die Landwirtschaft bildet die Hauptquelle des Reichtums. 1880 waren 4,342,930 Hektar landwirtschaftlich verwertet; 38 Proz. der Oberfläche bestanden aus Wäldern, in denen Ulmen, Eichen, Hickory, Walnuß- und Kastanienbäume und der wertvolle Zuckerahorn vorwiegen, während Nadelhölzer fast gänzlich fehlen. Die Ernte ergab 1884: 31,818,155 hl Getreide (vorwiegend Mais und Weizen), Kartoffeln, 1880: 77,6 Mill. kg Tabak und 294 Ton. Baumwolle. Wein und Sorghummelasse werden gleichfalls gewonnen. Die Pferde und Rinder von K. sind hoch geschätzt. 1880 zählte man 373,000 Pferde, 116,000 Maultiere, 844,200 Rinder, 1 Mill. Schafe und 2,225,000 Schweine. Der Viehstand ist jetzt größer als zur Zeit der Sklavenarbeit, und auch die Produktion von Tabak und Nährpflanzen (mit Ausnahme des Maises) hat zugenommen. Der Bergbau fördert Steinkohlen (1884: 1,550,000 Ton.), Eisenerze (1884: 45,052 T. Roheisen) und Blei (1880: 10,681 T.). Auch etwas Steinöl und Salz (aus Solen und den oben genannten Saltlicks) werden gewonnen. Die Industrie hat sich im Lauf der Jahre 1870-80 bedeutend gehoben. 1880 gab es 5328 gewerbliche Anstalten mit 37,391 Arbeitern. Sie erzeugt Eisen- und Stahlgußwaren und Maschinen, Tabak- und Zigarren, Sägholz, Branntwein etc. Ihr Hauptsitz ist Louisville. Den Handel fördern Eisenbahnen (1885: 3220 km) und schiffbare Flüsse (1885 mit 74 Dampfern von 17,315 T.). Die gegenwärtige Verfassung Kentuckys wurde durch eine zu Frankfort zusammengetretene Kommission 11. Juni 1850 angenommen und darauf durch Abstimmung des Volkes ratifiziert. Nach derselben hat Wahlrecht jeder freie, weiße, 21 Jahre alte männliche Einwohner, der zwei Jahre im Staat, ein Jahr in der County und 60 Tage in dem Wahldistrikt gewohnt hat, indem er stimmen will. Die exekutive Gewalt ist einem Gouverneur und einem Vizegouverneur übertragen, welche alle vier Jahre vom Volke gewählt werden. Der Gouverneur ist für die seiner Amtszeit zunächst folgenden vier Jahre nicht wählbar. Dem Gouverneur stehen zwei administrative Beamte zur Seite: der Schatzmeister, welcher durch das Volk alle zwei Jahre gewählt wird, und der Staatssekretär, welcher durch den Gouverneur ernannt wird mit Zustimmung des Senats. Die gesetzgebende Gewalt besteht aus einem Senat und einem Haus der Repräsentanten. Die Senatoren, 38 an der Zahl, werden von den einzelnen Distrikten auf vier Jahre gewählt, die Repräsentanten, 100 an der Zahl, auf zwei Jahre. Sitzungen der gesetzgebenden Körper werden jährlich gehalten, dürfen nicht über 60 Tage währen und nicht ohne zwei Drittel der Stimmen aller Mitglieder jeder Abteilung stattfinden. Die Richter werden vom Volk auf 2-8 Jahre gewählt. Die Finanzen des Staats sind von jeher gut verwaltet worden, und da K. der Union treu blieb, ersparte es sich die Ausbeutung durch nordische Abenteurer. Die Staatseinnahme war 1885: 3,233,364 Doll., die Staatsausgabe nur 2,825,150. Die Staatsschuld belief sich Juli 1885 auf 1,174,000 Doll., doch waren 711,346 Doll. bar in einem Amortisationsfonds vorhanden. Eingeteilt ist K. in 115 Counties und hat Frankfort zur Hauptstadt.

Erst 1754 entdeckte man die Mündung des Flusses K., der dem Staate den Namen gab. Derselbe soll "blutiger Fluß" bedeuten und an die Kämpfe erinnern, welche dort zwischen Indianern und Weißen stattfanden. Andre deuten ihn (Kän-tuck-ee) als "Land des grünen Rohrs", nach einer hohen schilfartigen Pflanze (Arundinaria macrosperma), welche statt Grases ungeheure Strecken des Bodens bedeckte. Durch einen indischen Händler, John Finlay, auf die Fruchtbarkeit jener Gegend aufmerksam gemacht, unternahm 1769 Oberst Boon eine Erforschung derselben; die Expedition wurde aber von den Indianern überfallen, und Boon allein entkam dem Tod und verweilte bis 1771 gleich einem Einsiedler in der Wildnis. 1775 ließ er sich darauf mit noch fünf andern Familien im heutigen K. nieder. Sie erbauten an dem Ufer des Flusses ein Fort, welchem sie den Namen Boonsborough gaben, und sahen die Niederlassung von Jahr zu Jahr wachsen. 1777 bildete sie bereits einen eignen Kanton und 1782 einen Distrikt Virginias. 1786 löste K. den Verband mit Virginia, die Trennung ward 1790 vom Kongreß anerkannt und 1792 K. als eigner Staat in die Union aufgenommen. Die eingebornen Indianer wurden von 1778 bis 1830 größtenteils über den Mississippi und nach Süden gedrängt, den Zurückgebliebenen kaufte man ihre Ländereien ab. Während des amerikanischen Bürgerkriegs blieb K. der Union treu. Doch wurde es 1861 und 1862 zeitweise von den Konföderierten besetzt, und die Bevölkerung war sowohl gegen die Aufhebung der Sklaverei als namentlich gegen die Erteilung des Stimmrechts an die Neger. Der sogen. Kuklux-Clan (s. d.) trieb namentlich in K. sein Unwesen. S. Karte "Vereinigte Staaten".

Kentucky River, Fluß im nordamerikan. Staat Kentucky (s. d.), fließt durch ein liebliches Thal und mündet bei Carrolton in den Ohio. Länge 416 km; 130 km weit für Dampfer schiffbar.

Kenty, Stadt in Westgalizien, Bezirkshauptmannschaft Biala, an der Sola, mit Bezirksgericht, Reformatenkloster, Denkmal des 1412 hier gebornen heil. Joh. Kantius, seiner Zeit berühmten Professors an der Krakauer Universität, Tuchweberei, Gerberei und (1880) 4925 Einw.