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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kineschma - Kingsley.

gestellt und damit eine gezwungene absolute Bewegung erreicht, so entsteht der Mechanismus oder das Getriebe als Grundlage der Maschine. Der Wert des Reuleauxschen Systems liegt nicht in der Produktion neuer, noch nie angewendeter Mechanismen, sondern darin, daß es ihm gelungen ist, scheinbar sehr verschiedene Mechanismen durch obige Grundgedanken unter gemeinschaftliche Gesichtspunkte zu bringen und so einen innern Zusammenhang herzustellen, durch welchen ein vollkommneres Verständnis und zweckmäßigere Benutzung des reichen vorhandenen Materials ermöglicht ist. Vgl. Reuleaux, Theoretische K. (Braunschw. 1875). Berühmt sind Reuleaux' kinematische Modelle, welche sich in der technischen Hochschule zu Berlin befinden. Neben Reuleaux haben namentlich Aronhold und Burmester ("Handbuch der K.", Leipz. 1886) den geometrischen Teil der K. oder die kinematische Geometrie gefördert.

Kineschma, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kostroma, rechts an der Wolga und an der Eisenbahn Schuja-K., ein Stapelplatz für den Handel mit Leinwand, Teer, Metall, Zucker, Salz, Horn und Getreide, hat 5 Kirchen (eine Kathedrale) und (1881) 4004 Einw., welche Leinwand, Tischzeug, Papier und Heiligenbilder fertigen. Der Kreis ist ein sehr industrieller, namentlich Baumwollweberei wird gepflegt.

Kinesias, griech. Dithyrambendichter der jüngern Schule, aus Athen, um 420 v. Chr., forderte durch seine Neuerungen in der musikalischen Komposition wie im Inhalt die scharfe Kritik und den bittern Spott der konservativern Zeitgenossen, besonders des Aristophanes, heraus.

Kinesitherapie (griech., Kinesiatrik), s. v. w. Heilgymnastik.

Kinetik (griech.), Lehre von der Erzeugung der Bewegung durch Kräfte; kinetisch, auf die Bewegung Bezug habend, bewegend; kinetische Energie, s. Kraft; kinetische Theorie der Gase s. Wärme; kinetische Künste, s. v. w. mimische Künste.

King, chines. Schlaginstrument, unsrer Strohfiedel nicht unähnlich, aber mit Steinplatten anstatt mit Holzstäben.

King (engl.), König; die weibliche Form ist Queen.

King George-Sund (spr. dschordsch-), durch Flinders 1801 entdeckte kleine Bai an der Südwestküste von Australien, an deren westlichstem Ende das Städtchen Albany liegt, wo die Postdampfer der Peninsular and Oriental Steam Navigation Co. anlegen.

Kinglake (spr. king-lek), Alexander William, engl. Politiker und Historiker, geb. 1809, studierte in Cambridge, wurde 1837 Sachwalter zu London, hörte aber 1856 auf zu praktizieren. 1857-68 war er Vertreter der Liberalen für Bridgewater im Parlament, in dem er sich durch seine Interpellationen und Anträge über auswärtige Angelegenheiten hervorthat. Sein erstes Werk: "Eothen" (1844, neue Ausg. 1864), Briefe über eine Reise in den Orient, erregte großes Aufsehen. Sein weitschichtiges, aber wertvolles Hauptwerk ist die noch nicht beendete Geschichte des Krimkriegs: "The invasion of the Crimea" (Lond. 1863-75, 5 Bde.; 6. Aufl. 1883, 7 Bde.).

Kingo, Thomas, dän. geistlicher Dichter, geb. 15. Dez. 1634 zu Slangerup auf Seeland als der Sohn eines Handwerkers, ward später Pfarrer daselbst und veröffentlichte 1674 den ersten Teil seiner geistlichen Lieder ("Aandelige Sjungekor"), dem 1681 der zweite folgte. 1677 zum Bischof von Fünen ernannt, ward er zwei Jahre später geadelt und starb 14. Okt. 1703. Kingos geistliche Lieder zeichnen sich, im Gegensatz zu denen von Brorsaa, durch Kraft und Derbheit aus. Es ist Feuer und Begeisterung in ihnen, allein auch Demut und Weltentsagung spricht daraus. Sie wurden gleich bei ihrem Erscheinen mit hoher Anerkennung aufgenommen und dienen zum großen Teil noch heutigestags zur Erbauung beim Gottesdienst. Die weltlichen Gedichte Kingos, der ein strenger Lutheraner war, haben jetzt keine Bedeutung mehr. Seine "Psalmer og aandelige Sange" gab Fenger (Kopenh. 1827) heraus. Vgl. Heiberg, Thomas K. (Odense 1852).

King's Bench (spr. bentsch, Court of King's oder Queen's bench, engl., "Königsbank", Bancus regis), ehemals das Oberhofgericht zu London; seit 1873 Benennung einer Abteilung (Queen's Bench division) des obersten Gerichtshofs (High Court of Justice) für England und Wales (s. England, S. 641 f.).

Kingsche Regel, der nach seinem Autor benannte Satz, welcher die Abhängigkeit der Getreidepreise vom Ernteausfall in einer bestimmten Zahlenreihe nachweisen sollte. Eine solche Reihe kann wohl aus einer oder aus einzelnen Beobachtungen ermittelt werden, ohne daß sie jedoch allgemeine Gültigkeit hat. Bei dem heutigen Weltmarktsverkehr hat der Ernteausfall eines einzelnen Landes überhaupt keinen so großen Einfluß mehr wie früher.

King's County (spr. -kannti, "Königsgrafschaft"), Binnengrafschaft in der irischen Provinz Leinster, 1999 qkm (36,3 QM.) groß mit 1851: 112,076, 1881: 72,852 Einw. (davon 89 Proz. katholisch). Der Nordteil der Grafschaft ist Hochebene, im O. bis 85 m hoch und nach W. gegen den Shannon allmählich bis 34 m sinkend. Unter den isolierten Hügeln, welche sich auf der Ebene erheben, ist der Croghan (232 m) der bedeutendste. Torfmoore nehmen einen großen Teil der Ebene ein; gutes Ackerland haben fast nur die Flußufer. Der Südwesten enthält hügeliges Weideland, das nach der Grenze von Queen's County ansteigt und hier im Arderin der Slieve-Bloomberge 528 m Höhe erreicht. Der Hauptfluß ist der die Westgrenze bildende Shannon, der hier für Schiffe von 300 Ton. fahrbar ist und die Brosna aufnimmt. Der Grand Canal durchschneidet die Grafschaft von W. nach O. Vom Areal sind 24 Proz. Ackerland, 47 Proz. Weiden, 1,5 Proz. Wald und 0,3 Proz. Gewässer. Viehstand 1880: 13,505 Pferde, 68,165 Rinder, 97,570 Schafe und 20,526 Schweine. Hauptort ist Tullamore.

Kingsinsel, zu Tasmania gehörige Insel, mitten in der Westeinfahrt der Baßstraße, hoch, gut bewaldet und bewässert und 1123 qkm (20 QM.) groß, aber nur gelegentlich von Fischern bewohnt. Mit Ausnahme der Ostseite ist die Insel von gefährlichen Riffen umgeben, an denen viele Schiffbrüche stattgefunden haben. In neuester Zeit wurden an zwei der gefährlichsten Punkte Leuchttürme errichtet.

Kingsley (spr. kingsli), 1) Charles, engl. Schriftsteller und Sozialreformer, geb. 12. Juni 1819 zu Holne in Devonshire, studierte zu Cambridge Theologie, ward, nachdem er 1844 die Priesterweihe genommen, Kanoniker von Middledam und Pfarrer zu Eversley in Hampshire und widmete als solcher wie auch als Schriftsteller seine Thätigkeit vornehmlich der Verbesserung der Lage der niedern Volksklassen und der Förderung eines werkthätigen, vom Sektengeist freien Christentums, bei welchen Bestrebungen er F. D. Maurice zum Führer, Ludlow, Furnivall und Thomas Hughes zu Genossen hatte. Wir nennen von seinen schriftstellerischen Arbeiten: "Village sermons" (1844 u. öfter); "The saint's tragedy", eine Dramatisierung der Geschichte der heil. Elisabeth (1848; deutsch von Spangenberg, 2. Aufl.,