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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Klausthalit - Klavier.

längste Zeitdauer. Ebenso bedeutend sind die Anstalten zur Sammlung und Herbeiführung der zum Betrieb der Werke dienenden Aufschlagwasser. Es werden nicht nur sämtliche Quellwasser und Bäche des Plateaus aufgefangen und in 67 Teichen, von denen der Hirschler Teich allein über 15 Hektar groß ist, gesammelt, sondern auch die Quellwasser des 22 km entfernten Brockenfelds und des Bruchbergs durch den sogen. Dammgraben den Klausthaler Werken zugeführt. Der fiskalische Bergbau des Oberharzes beschäftigte 1881-82: 4093 Arbeiter. Es wurden in der gedachten Zeit gefördert: 166,572 Doppelzentner Blei und Silbererze, 4397½ Doppelzentner Kupfererze und 59,192½ Doppelzentner Blende. Die Produktion der Hütten betrug 45,32 kg Gold, 29,896,51 kg Silber, 100,037 Doppelzentner Blei, 739 Doppelzentner Kupfer und 9658½ Doppelzentner Kupfervitriol. An Gesamtüberschuß wurden an die Staatskasse abgeführt 14,586,144 Mk. Der Bezirk des Oberbergamts K. umfaßt die preußischen Regierungsbezirke Hildesheim (mit Ausnahme der Grafschaft Hohnstein), Hannover, Lüneburg und Stade, den Regierungsbezirk Kassel und die Provinz Schleswig-Holstein. Außerdem führt das Oberbergamt die Mitverwaltung des Preußen und Schaumburg Lippe gemeinsam zustehenden Steinkohlenbergbaus der Grafschaft Schauenburg: Die erste Besiedelung des Oberharzes geschah in der Mitte des 12. Jahrh. durch Gründung des Benediktinerklosters Cella, die wahrscheinlich vom reichsunmittelbaren Stift Simonis et Judae in Goslar ausging. Die Mönche trieben bereits etwas Bergbau, doch das Kloster, von dem noch unbedeutende Reste in Zellerfeld vorhanden, wurde 1431 vom Papst aufgehoben, und der Bergbau ging ein. Die zweite Besiedelung erfolgte zu Anfang des 16. Jahrh. infolge des Interesses, welches die braunschweigischen Herzöge, namentlich Heinrich der jüngere, am Bergbau nahmen. 1532 gab er dem braunschweigischen Teil des Oberharzes die erste Bergfreiheit, und schon 1538 wurde in Zellerfeld die erste Kirche gebaut. Im grubenhagenschen Anteil erließ Herzog Ernst 1553 die erste Bergfreiheit. Die um diese Zeit entstandene Bergstadt K. erhielt 1570 die erste Kirche. Diese und die andern Bergstädte wuchsen sehr schnell durch das rasche Aufblühen des Bergbaues und die Einwanderung fränkischer Bergleute (noch heute ist der Dialekt der Einwohner in den Bergstädten ein oberdeutscher, dem fränkischen ähnlicher). Der Bergbau war ein gewerkschaftlicher; doch nahm das Interesse der Gewerke in neuerer Zeit infolge der immer größer werdenden Schwierigkeiten allmählich ab, was 1864 zu einer Abfindung aller noch vorhandenen Anteilsbesitzer führte. Seitdem ist der Fiskus alleiniger Besitzer.

Klausthalit, s. Selenblei.

Klausur (lat.), Verschließung, besonders die klösterliche Absperrung, nach welcher der Eingang in gewisse Klöster stets verschlossen sein soll und Mönchen wie Nonnen verboten ist, ohne spezielle Erlaubnis des Ordensobern auszugehen oder jemand bei sich zu empfangen. In einigen Mönchsorden bedeutet "die K. beobachten" die Verbindlichkeit, in den Zellen eingeschlossen zu bleiben. Danach Klausurarbeit, eine schriftliche Prüfungsarbeit, die in verschlossenem Zimmer oder unter Aufsicht und demnach nachweisbar selbständig von ihrem Verfasser angefertigt ist. K. hießen auch ehemals die an dem Einband eines Buches angebrachten Bänder, Schlösser und Eckbeschläge von Messing oder Silber.

Klauwell, Otto, Komponist und Musiktheoretiker, geb. 7. April 1851 zu Langensalza, erhielt seine wissenschaftliche Bildung in Schulpforta und bezog 1871 die Universität Leipzig, um Mathematik zu studieren. Schon im folgenden Jahr aber ging er zur Musik über und bildete sich 1872-74 am Leipziger Konservatorium in der Komposition und im Klavierspiel aus, während er gleichzeitig an der Universität musikwissenschaftliche Studien betrieb. Im letztgenannten Jahr erwarb er auf Grund einer vortrefflichen Arbeit: "Der Kanon in seiner geschichtlichen Entwickelung" (Leipz. 1877), die philosophische Doktorwürde, und 1875 wurde er als Lehrer der Komposition und der Geschichte der Musik an das Konservatorium zu Köln berufen. Seine Kompositionen, bestehend in Ouvertüren, Kammermusikwerken, Klavierstücken und Liedern, zeichnen sich durch Erfindungskraft und gediegene Arbeit aus. Er schrieb noch: "Musikalische Gesichtspunkte" (Leipz. 1881); "Der Vortrag in der Musik" (Berl. 1883); "Der Fingersatz des Klavierspiels" (Leipz. 1885).

Klaväoline, s. Äoline.

Klaviatur (Tastatur), die Gesamtheit der Claves oder Tasten eines Tasteninstruments.

Klavichord, eine veraltete Art von Klavierinstrumenten, bei der statt der jetzt üblichen Hämmerchen metallene Zungen (Tangenten) die Saiten durch Reibung zum Tönen brachten (s. Klavier, S. 816).

Klavicimbal, s. Clavicembalo.

Klavicitherium, eine veraltete Art von Klavieren mit vertikal laufenden (Darm-) Saiten; vgl. Harfenklavier und Klavier, S. 816.

Klavicylinder, s. Glasharmonika.

Klavier (Pianoforte, Fortepiano, franz. Piano), das allbekannte Musikinstrument, bei welchem mittels einer Klaviatur (Tastatur) elastische Hämmerchen gegen die Saiten getrieben werden und dieselben zum Tönen bringen. Das K. wird in drei Hauptformen gebaut: der tafelförmigen (Tafelklavier), flügelförmigen (Flügel) und aufrecht stehenden (Pianino). Die Tafelform ist die älteste, wird aber nur noch selten gebaut. Die Flügelform entstand um die Mitte des 16. Jahrh. für die mehr und mehr vergrößerten Clavicembalos oder Harpsichords (s. unten), während das Klavichord die Tafelform bis zu seinem gänzlichen Verschwinden beibehielt; die kleinern Clavicembalos (Spinette, Virginale) und die ersten Pianofortes hatten gleichfalls Tafelform. Die vertikale Stellung der Besaitung, wie sie dem heutigen Pianino eignet, wandte man gleichfalls schon im 16. Jahrh. (beim Klavicitherium) und später beim Giraffenklavier an. Der Flügel wird jetzt in verschiedenen Größen gebaut: als Konzertflügel, der die größte Länge hat, und als (kreuzsaitiger) Stutzflügel, der bedeutend kürzer als jener ist; eine Mittelgröße bildet der sogen. Salonflügel. E. Kaps in Dresden baut Flügel von besonders kleinem Format mit dreifacher Saitenkreuzung. Die ersten aufrecht stehenden Pianofortes oder Pianinos (franz. Piano droit, engl. Cottage) sollen Schmidt in Salzburg und Grüneberger in Halle 1821 gebaut haben; Roller (gest. 1875) in Paris vervollkommte die Idee, und bald wurde wegen seiner Bequemlichkeit das Pianino sehr beliebt, wenngleich sein Klang an Fülle zu wünschen übrigläßt und besonders die Bässe der kleinern (billigern) Arten wegen zu kurzer Saiten unrein und brummend ausfallen. Auch hier ist die Saitenkreuzung ein treffliches Verbesserungsmittel, indem sie für die längsten Saiten die Diagonalen benutzt. Von andern Verbesse-^[folgende Seite]