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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Knochenasche; Knochenauswuchs; Knochenbearbeitung; Knochenbrand; Knochenbreccie; Knochenbrecher; Knochenbrüche

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Knochenasche - Knochenbrüche

zur Erzeugung weißer Glasuren, als Gemengeteil zur Herstellung von Muffeln und Treibherden, als Polier- und Putzmittel, als Rohstoff zur Gewinnung der Phosphorsäure und des Phosphors und als Düngemittel. Ferner wird aus den K. die Knochenkohle (s. d.) und aus dieser das Beinschwarz (s. d.) hergestellt. - Vgl. Friedberg, Die Verwertung der K. auf chem. Wege (Wien 1884).

Knochenasche, s. Knochen (S. 445b).

Knochenauswuchs, s. Exostose.

Knochenbearbeitung oder Beinbearbeitung, die Bearbeitung der stärkern Röhrenknochen größerer Tiere durch Drehen und Schnitzen, eine Industrie, welche namentlich in Nürnberg, Fürth sowie in Geislingen (Württemberg) zahlreiche Gegenstände, wie Knöpfe, Dominosteine, Falzbeine, Schachfiguren, Messer- und Gabelhefte, Broschen u. s. w. liefert; dieselben kommen an Feinheit und Schönheit den in derselben Weise aus Elfenbein hergestellten nahezu gleich. Die Knochen werden zu diesem Zweck einer Vorbereitung durch Auskochen, Absägen der Enden und Bleichen mit Pottaschenlauge unterworfen. Zur Verkleinerung bedient man sich einer Handsäge, die der Bogensäge der Schlosser ähnlich ist, oder auch einer kleinen Kreissäge mit feinen, nicht geschränkten Zähnen. Die weitere Ausarbeitung erfolgt auf der Drehbank mit Anwendung mittelgroßer Feilen, des Schabmessers, der Fräsen, Bohrer, Metallhobel u. s. w. Bei ordinären Arbeiten findet das Schleifen mit Schachtelhalm, das Polieren mit Beinspänen statt; feinere Arbeiten werden mit Bimsstein geschliffen und mit Schlämmkreide oder Kalk und Seife naß poliert. Manche Artikel aus Knochen werden gefärbt. Zu den als Belegung der Klaviertasten dienenden weißen Beinplatten werden Hirschknochen verwendet. - Vgl. Andés, Die Verarbeitung des Horns, Elfenbeins, Schildpatts, der Knochen u. s. w. (Wien 1885).

Knochenbrand, s. Knochenfraß.

Knochenbreccie, eckige Bruchstücke von Knochen, Zähnen und Schuppen von Wirbeltieren, die durch ein eisenschüssiges, sandiges oder kalkiges Bindemittel zusammengekittet sind. Solche K. füllen entweder Spalten in Kalkstein (am Mittelmeere) aus, oder überziehen den Boden von Höhlen (Knochenlager), oder bilden auch förmliche Bänke zwischen andern Schichten, wie das Bonebed (s. d.) im obern Keuper Deutschlands.

Knochenbrecher, s. Knochenmühlen.

Knochenbrüche (Fracturae ossium), plötzliche Trennungen des Zusammenhangs eines Knochens, entstehen in der Regel durch Einwirkung äußerer Gewalt, seltener durch heftige Muskelkontraktionen. Gesunde Knochen besitzen eine große Festigkeit, sodaß ein Stoß oder Schlag schon mit großer Kraft einwirken muß, wenn ein Knochenbruch herbeigeführt werden soll. Gewisse krankhafte Veränderungen der Knochen (Auflockerung und Brüchigkeit infolge von Syphilis, von Englischer Krankheit, von Knochengeschwülsten u. dgl.) begünstigen das Entstehen der K., und bei alten Leuten brechen die Knochen infolge der senilen Atrophie des Knochengewebes leichter als bei jungen. Man teilt die Brüche ein in vollkommene und unvollkommene. Letztere sind diejenigen, bei welchen die Bruchenden noch in Verbindung gehalten werden, entweder durch die Beinhaut oder dann, wenn der Knochen bloß geknickt ist (infractio). Zu den unvollkommenen Brüchen zählt man auch die Spaltungen (Fissuren) der Knochen, die namentlich am Schädel häufig zu stande kommen. Ist der Bruch ein vollkommener, so haben sich die Bruchenden, schon durch den Zug der Muskeln, meist gegeneinander verschoben (sie reiten aufeinander). Manchmal keilt sich auch ein Bruchende in das andere ein. Eine andere Einteilung der K. ist die in einfache (ohne Verletzung der Haut, großer Gefäße und Nervenstämme) und in komplizierte (mit solchen Verletzungen), welch letztere die gefährlichern sind, weil durch die Hautwunde sehr leicht die Fäulniserreger der Luft zu der Knochenwunde gelangen und in dieser Entzündungen und Vereiterungen, ja selbst lebensgefährliche Verjauchungen bewirken können. In der Regel bricht der Knochen nur in zwei Stücke; sind mehrere Stücke entstanden, so nennt man dies einen Splitterbruch (fractura comminutiva). Mit Rücksicht auf die Richtung der Knochentrennung unterscheidet man ferner Querbrüche, Schief- oder Schrägbrüche und Längsbrüche. Auch bloße Absplitterungen von Knochenstücken (Lamellen) kommen vor.

Die falsche Stellung der Extremität, die beträchtliche Anschwellung, die Schmerzhaftigkeit, die Beweglichkeit der Bruchenden und das Knirschen (Krepitation) beim Bewegen der Bruchenden gegeneinander sowie die. Beeinträchtigung der Funktionen des betroffenen Gliedes zeigen die Fraktur an. In manchen Fällen ist die Erkennung schwer, namentlich wenn der Knochen in der Nähe eines Gelenks zerbrochen, wobei die Fraktur mit einer Verrenkung (s. d.) verwechselt werden kann. Erleichtert wird die Diagnose durch eine große Regelmäßigkeit der Brüche unter gleichen Verhältnissen. So brechen Kinder beim Fallen sehr häufig das Schlüsselbein, Erwachsene, wenn sie auf die vorgestreckte Hand fallen, das vordere Ende der Speiche, alte Leute den Oberschenkelhals (den Teil zwischen dem Gelenkkopf und dem großen Rollhügel des Oberschenkelknochens). Dieser Schenkelhalsbruch heilt gewöhnlich am schwersten und hinterläßt meist Hinken.

Zur Heilung der einfachen K. ist nach der möglichsten Annäherung der Bruchenden (oder Reposition) Festhalten derselben in dieser Lage (Retention) und vollständige Ruhe der Gliedmaßen nötig. Man lagert daher das Bein oder den Arm zwischen Schienen, legt einen Verband aus Pappe, die man mit Watte füttert, und mit Kleister oder Dextrin bestrichene Binden an (Watte-, Kleister-, Dextrinverband) oder gipst die Binden ein (Gipsverband). Die Heilung erfolgt um so schneller, je jünger und gesünder das Individuum ist; Schlüsselbeinbrüche der Kinder heilen oft ohne alle Behandlung, während Oberschenkelhalsbrüche alter Leute häufig gar nicht heilen. In falscher Stellung geheilte Brüche müssen wieder gebrochen und neu eingerichtet werden. In den meisten Fällen wird ein einfach gebrochenes Glied wieder vollkommen brauchbar; der gebrochene Knochen, besonders z. B. der Extremitäten, erleidet jedoch infolge eines Bruchs häufig eine Verkürzung. Während der Nachkur ist die eingetretene Steifigkeit und Schwäche des gebrochenen Gliedes durch allmählich gesteigerte Übung, spirituöse Einreibungen und Massage, Elektrisieren und warme Bäder zu behandeln.

Von ganz besonderer Wichtigkeit sind bei allen K. die ersten Hilfeleistungen, welche der Verletzte erfährt. Nachdem man Kleidungsstücke bez. Stiefel so weit aufgeschnitten hat, daß die Verletzung

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]