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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kohlenbergwerke - Kohlenoxydgasvergiftung

thätigkeit und nicht, wie die Eiweißstoffe, auch zur Erzeugung von Körpersubstanz. Für die Ernährung sind sie nicht gleichwertig, sondern verhalten sich ihrem Wärmewert proportional. Dieser beträgt für die Stärkemehlgruppe 4101, für die Rohrzuckergruppe 3941, für die Traubenzuckergruppe 3678 Kalorien. Der Wärmewert der Fette ist etwa doppelt so groß.

Kohlenbergwerke, s. Steinkohle.

Kohlenblende, s. Anthracit.

Kohlenbrennerei, s. Verkohlung.

Kohlenbunker, die zur Aufbewahrung der Kohlen in Dampfschiffen bestimmten Räume.

Kohlendioxyd, s. Kohlensäure.

Kohlendisulfīd, s. Schwefelkohlenstoff.

Kohlendunst, s. Kohlenoxydgasvergiftung.

Kohlendynamit, auch schwarzes Dynamit genannt, ein Dynamit (s. d.), speciell Nobelit (s. d.), bei welchem Koks oder Kohle dem Nitroglycerin als Basis dient. Mitunter werden unter K. diejenigen Sorten Dynamit verstanden, welche sich für den Gebrauch in Kohlenbergwerken besonders eignen.

Kohleneisen oder Kohlenstoffeisen, ein bei mehrmaligem Schmelzen von zerkleinertem Eisen und Kohlenpulver erhaltenes ziemlich sprödes Eisen.

Kohleneisenstein oder Blackband, ein schwarzes mattes bis schimmerndes, dickschieferiges Gestein, das ein inniges Gemenge von Sphärosiderit (s. Eisenspat) mit 12-35 Proz. Kohle, verunreinigt durch Thon, Mergel oder Sand, darstellt. In verschiedenen Etagen der westfäl. Steinkohlenformation bildet dieses für die Eisengewinnung ausgezeichnete Erz bis 0,7 m mächtige Flöze, so bei Aplerbeck, Sprockhövel, Gelsenkirchen; bedeutendere Mächtigkeit erlangt es in engl. und zumal in schott. Steinkohlenrevieren.

Kohlenfeld, s. Steinkohlenformation.

Kohlenflöze, s. Flöz und Steinkohlenformation.

Kohlengas, Allgemeinbezeichnung für Gasgemenge, die durch Destillation von Steinkohlen bei sehr hoher Temperatur erhalten werden. Das wichtigste derselben, das Steinkohlengas, dient vorzugsweise zur Gasbeleuchtung (s. d.). - K. wird im gewöhnlichen Sprachgebrauch wohl auch das Kohlenoxydgas (s. Kohlenoxyd) genannt.

Kohlengebirge, Abkürzung für Steinkohlengebirge oder Steinkohlenformation (s. d.).

Kohlenhalden, s. Halden.

Kohlenhydrate, s. Kohlehydrate.

Kohlenkalk, s. Bergkalk.

Kohlenlager, s. Steinkohlenformation.

Kohlenlunge, s. Staubinhalationskrankheiten.

Kohlenmonoxyd, s. Kohlenoxyd.

Kohlenoxychlorīd, Kohlenstoffoxychlorid, s. Phosgen.

Kohlenoxȳd, Kohlenmonoxyd, CO, entsteht, wenn Kohlensäure mit glühendem Kohlenstoff zusammentrifft, ferner beim Glühen von manchen Metalloxyden mit Kohle unter Reduktion des Metalls, bei der Zersetzung von Ameisensäure, Oxalsäure u. a. Auch bildet es sich direkt, wenn Kohle an der Luft bei Temperaturen von 995° und darüber verbrennt, ohne daß dabei Kohlensäure austritt. Das K. ist ein farb- und geruchloses Gas, verbrennt an der Luft mit bläulicher, wenig leuchtender Flamme. Es ist ein Bestandteil aller Feuergase und tritt in diesen um so reichlicher auf, je weniger ihm durch mangelnde Luftzufuhr Gelegenheit zur Verbrennung gegeben wird, oder wenn ^[Spaltenwechsel] es aus dem Heizraum rascher diffundiert, als seine Verbrennung erfolgen kann. Es ist absolut unatembar, weil es mit dem Blutfarbstoff (s. d.) eine Verbindung (Kohlenoxydhämoglobin) eingeht, die denselben unfähig macht, dem tierischen Organismus den ihm nötigen Sauerstoff zuzuführen. Daher die tödliche Wirkung des Kohlendunstes, der sich bei geschlossenem Abzugsrohr des Ofens oder aus frei brennendem Kohlenfeuer in bewohnten Räumen verbreitet. (S. Kohlenoxydgasvergiftung.) Mit Kaliummetall vereinigt sich K. zu dem krystallisierenden Kohlenoxydkalium, C6O6K6, das als das Kaliumsalz des Hexaoxybenzols, C6(OH)6, zu betrachten ist. Mit feinverteiltem Nickel und Eisen verbindet es sich in gelinder Wärme zu eigentümlichen flüchtigen Verbindungen, z. B. Ni(CO)4, Kohlenoxydnickel oder Nickelcarbonyl.

Kohlenoxydgas, soviel wie Kohlenoxyd (s. d.).

Kohlenoxydgasvergiftung. Die Einatmung von Kohlenoxydgas (s. Kohlenoxyd) bewirkt infolge seiner Einwirkung auf das Blut sehr bald Betäubung, Asphyxie und den Tod. Chemisch reines Kohlenoxyd giebt nur selten Veranlassung zu Vergiftungen, meist handelt es sich um den sog. Kohlendunst, ein Gasgemenge, das neben Kohlenoxydgas gewöhnlich große Mengen von Kohlensäure und Spuren schweren Kohlenwasserstoffs enthält und überall da entsteht, wo kohlenreiche Substanzen (Holz, Holzkohlen, Steinkohlen, Koks u. dgl.) mangelhaft, bei unvollkommenem Luftzutritt verbrennen. Die Mehrzahl der K. entsteht durch Unvorsichtigkeit oder Zufall, durch mangelhafte Heizungsvorrichtungen, wenn die zur Ableitung der Verbrennungsprodukte bestimmten Ofenrohre entweder durch Ruß verstopft oder durch Klappen verschlossen sind, ferner durch unzweckmäßige Anwendung der Kohlenbecken, in der unmittelbaren Nähe von Kohlenmeilern, durch verborgene Brände von Balken unter Fußböden oder in Wänden u. dgl. Giftig wirkt bereits ein Kohlenoxydgehalt der Luft von nur 0,5 Promille, selbst von 0,2 Promille. Die Vergiftungssymptome bestehen zuerst in einem brennenden Gefühl in der Gesichtshaut, in leichtem Schwindel, Kopfschmerz, namentlich in der Schläfengegend, starkem Klopfen der Schläfenschlagadern, Ohrensausen, Übelkeit, Erbrechen und Angstgefühlen, welche sehr rasch in Bewußtlosigkeit und Asphyxie übergehen, aus der häufig der Vergiftete nicht wieder erwacht. Ähnlich sind auch die Symptome der Leuchtgasvergiftung, welche am häufigsten durch Ausströmen von Leuchtgas aus offen gebliebenen Gasbrennern oder schadhaft gewordenen Gasleitungsröhren entsteht, und welche wegen des hohen Gehaltes des Leuchtgases an Kohlenoxydgas (etwa 8 Proz.) im wesentlichen auf einer K. beruht. Die Leichen der Vergifteten widerstehen angeblich der Fäulnis auffallend lange, zeigen auf der Haut auffallend helle Totenflecke; die Muskeln und drüsigen Organe (Nieren, Leber, Magendrüsen) sind im Zustande hochgradiger fettiger Entartung, das Blut selbst besitzt meist eine charakteristische kirschrote Färbung, die dadurch zu stande kommt, daß sich das Kohlenoxyd mit dem Blutfarbstoff zu dem kirschroten Kohlenoxydhämoglobin verbindet. Letztere Verbindung giebt eine charakteristische Veränderung des Spektrums des Hämoglobins und es dient deshalb der Spektralapparat in zweifelhaften oder kriminellen Fällen sehr gut zum Nachweis der K.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]