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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kongoneger; Kongoreich; Kongostaat

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Kongoneger – Kongostaat

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kongokonferenz'

drückung des Sklavenhandels ernstlich in Angriff zu nehmen, die christl. Missionen, die Gelehrten zu beschützen, religiöse Duldung den Eingeborenen wie den Fremden zu gewährleisten. Die Neutralität des Kongogebietes wurde für die Dauer gesichert. Daran schloß sich die Schiffahrtsakte, wodurch die Schiffahrt auf dem Kongo und dessen Nebenflüssen einschließlich des Seengebietes und der Verkehr auf den Seitenkanälen und Eisenbahnen für frei erklärt wurde für alle Nationen, und Freiheit von Abgaben oder Zöllen für die Kongoschiffahrt festgestellt wurde, mit Ausnahme von solchen, die den Charakter der Entschädigung tragen, wie Hafenzölle, Lotsenabgaben u.s.w. Auf den gleichen Grundsätzen beruht die Schiffahrtsakte für den Niger, für dessen Unterlauf England, für dessen Oberlauf Frankreich die Verpflichtung zur Aufrechthaltung der Schiffahrtsfreiheit zu übernehmen hatten. Die Generalakte, vom 26. Febr. 1885 datiert und 38 Artikel enthaltend, wurde von sämtlichen Mächten unterzeichnet und der Zutritt weiterer Mächte vorbehalten. Die Aktenstücke sind mitgeteilt in Stanleys Werk «Der Kongo und die Gründung des Kongostaates» (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1887).

Kongoneger, gemeinschaftliche Bezeichnung für die Stämme an der Mündung des Kongo: Kabinda (s. d.), Mussorongo, Bamba, Kakongo und Muschitongo (s. Angola).

Kongoreich, Kongo, Negerreich in der portug. Kolonie Angola in Westafrika, südlich vom untern Kongo auf einer Hochfläche des Randgebirges, umfaßt die nächste Umgebung der Hauptstadt San Salvador oder Ambassi. Diese, auf einem Hügel (460 m) gelegen, hat 700 E., kath. Missionsstation, franz., portug. und holländ. Faktoreien. Die Bewohner, Muschikongo vom Stamme der Bafiote oder Kabinda (s. d.), führen ein träges Leben und prunken mit ihrem Christentum, das aber die Polygamie nicht abzuschaffen vermochte. – Das K. bestand vom 16. bis Mitte des 17. Jahrh. aus den Ländern nördlich des Kongo bis zum Kuilu und südlich bis zum M'brische. Damals gründeten die Portugiesen ihre ersten Niederlassungen und Missionen. Als das Reich 1668 zerfiel, schwand auch die Pracht der Hauptstadt. Die christl. Religion verwandelte sich in einen abergläubischen Fetischdienst, und zur Zeit herrscht der Negerfürst des K. nominell als Vasall der portug. Regierung in Loanda.

Kongostaat (officiell: État Indépendant du Congo), die unter Souveränität Leopolds II., Königs der Belgier, stehende neutrale Kolonie in Afrika. (S. Karte: Äquatorialafrika, Bd. 1, S. 190.)

Grenzen und Oberflächengestaltung. Die Grenze verläuft nördlich der Kongomündung zuerst nördlich, dann nordöstlich längs des Tschiloango, der den K. vom portug. Kabinda trennt, dann in Windungen östlich bis an den Kongo bei Manjanga, von hier diesen Strom und den Mobangi entlang bis zum 4.° nördl. Br., dann gerade östlich bis zum 30.° östl. L., wendet sich nach S., am Westufer des Tanganika und Moërosees entlang, bis sie unter dem 13.° südl. Breite den südlichst gelegenen Punkt auf dem Loangwa-Kafue-Plateau (wo früher das nicht vorhandene Lokingagebirge angegeben wurde) erreicht; von hier verfolgt sie bis zum Dilolosee die Wasserscheide zwischen Luapula, Lualaba und den Zuflüssen des Sambesi, biegt dann nach N. um, längs des Kassai. bis 7.° südl. Br., von hier westlich zum Kuilu, diesen aufwärts bis zum 8.°, ↔ dann nach W. bis zum Kuango, längs dieses Flusses nach N. bis zum 5.°48', von wo aus sie direkt westlich bis zum Kongo und an dessen linkem Ufer hinab bis zum Meere verläuft. Der K. umfaßt den größten Teil des Kongostromgebietes, nämlich 2252780 qkm mit (schätzungsweise) 19 Mill. E. Von dieser ungeheuren Ländermasse blieben bisher noch unerforscht und noch nicht der europ. Machtsphäre unterworfen die Gebiete östlich vom mittlern Kongo zwischen dem Aruwimi und dem 4.° südl. Br. Das westafrik. Randgebirge, das von Gabun aus südsüdöstlich gegen und jenseit des K. verläuft und im K. eine etwas über 100 km breite flache Küstenzone frei läßt, erhebt sich als breite Mauer im W. des ebenen innersten Beckens, welches im N., O. und S. von allmählich ansteigenden Erhebungen abermals umschlossen wird. Granit und Gneis geben dem durchschnittlich 700 m hohen Randgebirge die gipfellosen flach gewölbten Formen und dessen Thälern einen schluchtartigen Charakter, den Niederungen aber durch die Produkte ihrer Verwitterung eine ungemein starke, poröse Lateritbedeckung. Die Hochfläche im Innern dagegen wird teils von außerordentlich fruchtbarem Boden bedeckt, teils von größern Sumpfstrecken erfüllt.

Klima, Pflanzen und Tierwelt. Das Klima der Küste und des untern Flußthals ist von dem der innern Hochfläche verschieden. Am untern Kongo dauert die Regenzeit von Mitte Februar bis Anfang Mai und mit Unterbrechungen von Oktober bis Ende Dezember. Wolkenlos ist der Himmel von Mai bis September. In den heißesten Monaten, Januar und April, steigt die Temperatur bis auf 33° C., im kühlsten Monat (Juli) sinkt sie oft bis auf 12° C. Der heftige Temperaturwechsel und die drückende Feuchtigkeit während der Regenzeit machen das Klima sehr ungesund. Nach dem Innern nimmt die Regenmenge und in einzelnen Gegenden auch die Wärme zu. Am mittlern Kongo dauert die kleine und große Regenzeit von August bis Ende Mai; das Maximum der Temperatur von 30° C. sinkt bis zum Minimum von 22° C. herab. In Katanga setzt die Regenzeit im September ein und hört Ende April auf; die Hitze steigert sich bis zu 37° C., Abkühlung bis zu 23° C. tritt häufig, ja in einzelnen Fällen bis zu 5° C. ein. – Die Küsten- und Bergregion ist wenig fruchtbar: die lange anhaltende Dürre und der sperrige Laterit machen üppiges Wachstum unmöglich; kahl flacht sich das Gebirge zu baumlosen Savannen ab, und die Rinnsale der Flüsse begleiten Baobab, Palmen, wilder Kaffee und Orangen. Zwischen dem Kongobogen und Sankuru dagegen breitet sich ein ungeheures von Savannenstrichen durchzogenes Waldmeer, das sich nach Osten bis zum Albert- und Tanganikasee erstreckt, aus, hier trifft man auf Kautschukbäume in üppigster Fülle, in den bebauten Feldern auf Maniok, Hirse, Bananen, Ananas, Zuckerrohr und Tabak. In dem Lande zwischen dem Kassai, Sankuru und obern Lomami gedeihen die Feldfrüchte in Menge, auch die Kautschukliane in den Wäldern; weniger allgemein fruchtbar, doch reich an Kupfererzen sind die Savannengegenden von Katanga. – Auch die Tierwelt hat sich mehr in das fruchtbare Innere zurückgezogen, so Büffel- und Antilopenherden; mehr und mehr verringert sich aber überall die Anzahl der Elefanten. Die Flußpferde sind es allein, denen man in Massen begegnet. Haustiere sind Ziegen und Hühner. Eingeführte

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 548.

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