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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Konstantinsschlacht; Konstantinsthermen; Konstanz

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Konstantinsschlacht - Konstanz.

Italien, wo die Päpste den Orden begünstigten. Er blieb in jener Familie, bis ihn 27. Aug. 1697 Andreas Angelicus Flavius an den Herzog Johann Franz Farnese von Parma übertrug, der 1699 vom Kaiser Leopold I. ein Diplom erhielt, das diese Übertragung perfekt machte; diesem Akt folgte die Anerkennung seitens der Päpste Innocenz XII. und Clemens XI. Als der Infant Don Karlos neben Neapel 1731 auch Parma geerbt hatte, organisierte er den Orden neu und nannte ihn K. vom heil. Georg. Als Don Karlos 1759 den spanischen Thron bestieg, forderte der neue Herzog Philipp von Parma vergebens die Großmeisterwürde. Der Orden blieb bei Neapel, bis Joseph ihn 1806 aufhob. Nach dem Sturz Napoleons I. verlangte die Kaiserin Maria Luise, Herzogin von Parma, als direkt von den Farnese abstammend, 1816 die Großmeisterwürde und gab dem Orden neue Statuten. Die beiden Häuser ließen es fortan stillschweigend geschehen, daß jedes den Orden verteilte, bis dieser mit der Einverleibung Siziliens und Parmas in Italien (1860) erlosch. Der sizilische K. verlieh den Adel und teilte sich in drei Klassen: Großkreuze, Ritter und dienende Brüder. Die Großkreuze trugen Kreuz und Stern, die Ritter das Kreuz. Das Band war blau. Der parmesanische K. war Militärorden und hatte sechs Klassen: Senatoren-Großkreuze mit und ohne Kette, Komture, Ritter erster und zweiter Klasse und dienende Brüder. Vgl. Prinz Rhodokanakis, The imperial Constantinian Order of St. George (Lond. 1870, 2 Bde.).

Konstantinsschlacht, die nach einer Komposition Raffaels in den Stanzen des Vatikans zu Rom von G. Romano ausgeführte Freskodarstellung der berühmten Schlacht Konstantins gegen Maxentius an der Milvischen Brücke (313 n. Chr.).

Konstantinsthermen, eine großartige Bäderanlage Konstantins d. Gr. auf dem Quirinal in Rom, von der nur noch spärliche Reste erhalten sind. Auf dem mittlern Teil derselben steht der Palazzo Rospigliosi.

Konstanz (früher Kostenze, Kostentz; die Form Kostnitz ist tschechischen Ursprungs und seit Huß' Zeiten mißbräuchlicherweise üblich geworden), Hauptstadt des bad. Kreises K., der 1864, 40 qkm (33,86 QM.) Areal und (1885) 132,464 Einw. hat, in anmutiger Lage am Ausfluß des Rheins aus dem Bodensee und an den Linien Mannheim-K. der Badischen Staats- sowie Romanshorn-K. und K.-Winterthur der Schweizerischen Nordostbahn, 308 m ü. M., besteht aus dem ehemaligen Kloster, jetzt zu Kasernen umgewandelten Petershausen, den Stadtteilen Seehausen und Paradies mit zahlreichen Gärten und Gemüsefeldern auf dem rechten und der Kreuzlinger Vorstadt auf dem linken Rheinufer. Unter den Gebäuden der Stadt ist der Dom, eine 1052-1068 erbaute Säulenbasilika, das hervorragendste. Chor und Nebenschiffe sind im 15. Jahrh. umgebaut und neuerdings das ganze Gebäude restauriert worden. Von der neuen gotischen Turmpyramide genießt man eine prächtige Aussicht auf die Alpen. Zu den Sehenswürdigkeiten des Doms gehören das Schnitzwerk der Chorstühle und Portalthüren von Nik. Lerch (1470), die Krypte, die reiche Schatzkammer, mehrere interessante Grabmäler etc. Die meisten Sitzungen des Konzils (s. unten) wurden im Dom gehalten, und noch zeigt man die Stelle, wo Huß 1415 bei seiner Verurteilung gestanden haben soll. Andre kirchliche Gebäude sind: die gotische Stephanskirche, die den Altkatholiken eingeräumte Augustinerkirche (15. Jahrh.), die im romanischen Stil erbaute evang. Kirche und die 1884 erbaute Synagoge. Das ehemalige Dominikanerkloster (1875 zum Inselhotel umgebaut), das sich mit dem Dom in die Konzilssitzungen teilte, enthält das Grab des berühmten Griechen Manuel Chrysolaras ^[richtig: Chrysoloras] und war 89 Tage lang Huß' Kerker. Ein Wahrzeichen der Stadt ist das 1388 erbaute Kaufhaus, das während des Konzils als Konklave diente. Sein großer Saal, in welchem 1417 der Papst Martin V. gewählt wurde, ist jetzt von Fr. Pecht und Schwörer mit Fresken aus der Konstanzer Kulturgeschichte geschmückt. Das Kanzleigebäude, mit historischen Fresken von Ferd. Wagner an der Außenseite geziert, enthält ein reiches Archiv. Das Wessenberg-Haus mit der Büste des 1860 hier verstorbenen Generalvikars und Stifters birgt eine Gemäldegalerie und die große städtische Bibliothek. Ferner sind bemerkenswert: das Rosgartenmuseum, ein altes Zunfthaus mit einer vortrefflichen Sammlung von Gegenständen aus der Natur und der Geschichte von K. und der Umgegend; das Gasthaus Barbarossa, in welchem Kaiser Friedrich 1183 den Frieden mit den lombardischen Städten schloß; das Huß-Häuschen am Schnetzthor, in welchem Huß wohnte und gefangen genommen wurde; die Vincentsche Sammlung von Glasgemälden, der schöne Hafen mit Leuchtturm etc. Die Bevölkerung beträgt (1885) mit der Garnison (einem Infanteriereg. Nr. 114) 14,601 Seelen, darunter (1880) 2423 Evangelische und 362 Juden. Die Industrie erstreckt sich auf Baumwollweberei und -Druckerei, Fabrikation wasserdichter Stoffe, von Säcken, Jutegeweben, Leinen und Segeltuch, Chemikalien, Herden, Schlössern und Kassenschränken, Steppdecken, Schirmen, Öfen und Thonwaren, Trikotagen, Seife, Lichtern, Tapeten, Weißwaren, Briefkouverten und Falzziegeln, auf Glockengießerei, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen etc. Der Handel wird außer durch die Eisenbahnen und die Dampfschiffahrt auf dem Bodensee durch eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle, die Rheinische Kreditbank und andre Bankgeschäfte unterstützt. K. ist Sitz eines Landeskommissars für die Kreise K., Villingen und Waldshut, eines Bezirksamtes, eines Landgerichts, einer Oberpostdirektion, einer Bezirksforstei und eines Hauptsteueramtes. Die städtische Verwaltung zählt 14 Magistratsmitglieder u. 72 Stadtverordnete. Zum Landgerichtsbezirk K. gehören die Amtsgerichte zu Donaueschingen, Engen, K., Meßkirch, Pfullendorf, Radolfzell, Stockach, Überlingen und Villingen. An höhern Schulen und andern Anstalten befinden sich in K.: ein Gymnasium, eine Realschule, ein Rettungshaus für verwahrloste Mädchen etc. Die nächste Umgebung von K. ist mit schönen Anlagen geziert, südwestlich angrenzend liegt das schweizerische Kreuzlingen, weiter im Untersee die Insel Reichenau und an demselben auf einer Anhöhe das Schloß Arenenberg (s. d.), endlich im Überlinger See die Insel Mainau (s. d.).

Geschichte. K. wurde nach der gewöhnlichen Annahme von den Römern 378 gegen die Alemannen angelegt, aber schon im 5. Jahrh. von den letztern zerstört. Die neuentdeckten ausgedehnten Pfahlbaustätten weisen aber noch auf weit frühere menschliche Ansiedelungen, und auch die römische Gründung ist wohl älter als das 4. Jahrh. Um 570 soll der Bischofsitz von Windisch unter Bischof Maximus hierher verlegt sein. Das Bistum K., mit den Schweizer Besitzungen

^[Abb.: Wappen von Konstanz.]