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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kotoyieren; Kotsackkiefernwespe; Kotsasse; Kotsch; Kotschin; Kotschinchina

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Kotoyieren - Kotschinchina.

ging, hingerichtet wurde. Das Originalmanuskript seines interessanten, als Geschichtsquelle wichtigen Werkes wurde 1838 in der Universitätsbibliothek zu Upsala aufgefunden und 1859 von der kaiserlich russischen Archäographischen Kommission unter dem Titel: "Über Rußland unter der Regierung Alexei Michailowitsch'" (neueste Ausg. 1884) herausgegeben.

Kotoyieren (franz., spr. kotoaj-, "seitlängs begleiten"), bei Paraden das seitliche Begleiten eines vorbeimarschierenden Truppenteils durch einen nicht in die Paradeaufstellung eingeteilten höhern Vorgesetzten; er zieht nicht den Degen, sondern salutiert mit der Hand.

Kotsackkiefernwespe, s. Blattwespen.

Kotsasse, s. v. w. Kossäte, s. Kate.

Kotsch, Theodor, Maler, geb. 6. Jan. 1818 zu Hannover, ging 1839 nach München, wo er sich auf eigne Hand durch Studien nach andern Meistern und nach der Natur in der Landschaftsmalerei ausbildete. 1845 kehrte er nach Hannover zurück und siedelte 1854 nach Karlsruhe über, wo er sich an J. W. ^[Johann Wilhelm] Schirmer anschloß. 1870 ließ er sich in München nieder und starb 27. Nov. 1884 daselbst. Seine sehr korrekt gezeichneten und sorgfältig komponierten Landschaften sind meist dem Harz, Oberbayern und Schwaben entnommen. Die hervorragendsten sind: Gebirgslandschaft nach Sonnenuntergang und Waldlandschaft (1847), Waldbach (1853), Eichenlandschaft bei Karlsruhe, oberbayrische Waldlandschaft (1855, königliche Galerie zu Hannover), der Regenstein bei Blankenburg (1865, Provinzialmuseum zu Hannover), Waldweg bei Prien am Chiemsee (1875), Holzhof einer Sägemühle (1876), Waldweg auf der Dellingerhöhe am Ammersee (1884). Besonders wertvoll sind seine Baumstudien in Kreide und Bleistift.

Kotschin (Kochin), Vasallenstaat des britisch-ind. Kaiserreichs, auf der Küste von Malabar, der Präsidentschaft Madras unterstellt, 3525 qkm (64 QM.) groß mit (1881) 600,278 Einw. (meist Hindu), darunter 136,361 Christen und 1249 Juden (letztere sonst in Indien sehr selten), ist im O. gebirgig und mit wertvollen Teak- und Sandelholzwaldungen bedeckt, die der Fürst nach englischem Vorbild forstmännisch bewirtschaften läßt; auch Kaffeepflanzungen wurden hier angelegt. Längs der Küste liegt eine Reihe flacher Strandseen, welche bei hohem Wasserstand den Verkehr auf der ganzen Strecke von N. nach S. ermöglichen, und aus denen die Regierung mit großem Gewinn Salz bereitet. Der Radscha ist ein Hindu der reinen Kriegerkaste, steht im Vasallenverhältnis zur britisch-indischen Regierung, welcher er jährlich 20,000 Pfd. Sterl. Tribut zahlt, hat seine Verwaltung nach englischem Muster eingerichtet und unterstützt das Schulwesen, an dessen Spitze eine höhere Schule zu Ernakolam steht. Die hauptsächlichste Förderung erhält das Bildungswesen durch die zahlreichen Missionen mit ihren Schulen und Pressen. Der Staat unterhält zwei öffentliche Bibliotheken und eine Zeitung. Die Militärmacht besteht aus 326 Mann und 2 Geschützen. Die Einkünfte betrugen 1881-82: 144,928, die Ausgaben 133,426 Pfd. Sterl. Hauptstadt ist Ernakolam mit (1875) 14,038 Einw., doch residiert der Radscha in Tripunthora (8493 Einw.). - In der ältern Zeit teilte K. die Geschicke des südlichen Indien (vgl. Madras); 1503 gründeten hier in der gleichnamigen Hauptstadt die Portugiesen ihre erste Niederlassung, die aber 1662 von den Holländern genommen wurde. Mit den Portugiesen kamen die Jesuiten, welche das Seminar Ambalakoddu, beim heutigen Dorf Anquamali, errichteten und dort seit 1679 in der Landessprache (Malayalam) zahlreiche Werke druckten. Der Staat hatte damals einen größern Umfang; 1759 kam ein Teil des Landes an Travankor, und 1776 wurde K. von Haider Ali von Maissur, später von seinem Sohn Tippu Sahib verwüstet. Unter diesem blieb K. bis zum Fall von Maissur. 1791 trat der Radscha in ein Tributärverhältnis zur Ostindischen Kompanie, in welchem das Land verblieben ist, obschon 1809 ein Versuch gemacht wurde, dasselbe abzuschütteln. - Die Stadt K., mit (1875) 13,775 Einw., hat einen guten Hafen. S. Karte "Ostindien".

Kotschinchina (Kochinchina), franz. Kolonie in Hinterindien, zwischen 8° 25' und 11° 30' nördl. Br., begrenzt im N. von Kambodscha und Anam, im übrigen vom Meer (s. Karte "Hinterindien"). Der Name ist durch die Portugiesen eingeführt, welche zu dem Namen der frühern Hauptstadt Koetschen noch China hinzufügten. Das Land bildet eine weite, zum großen Teil sumpfige Ebene, welche im O. von niedrigen Höhen, Ausläufern des Moigebirges, durchzogen wird, die im Kap St.-Jacques (mit vortrefflichem Leuchtturm) an der Mündung des Donai enden, dem bedeutendsten Fluß des Landes nach dem Mekhong (s. d.), welcher ein großes Delta bildet. Ihr in zahlreichen Verzweigungen und Kanälen verschlungenes Flußnetz dient der Bewässerung sowohl als der Schifffahrt. Das Klima ist sehr heiß und Europäern nicht zuträglich; die niedrigste Temperatur ist in Saigon im Dezember 19° C., März bis Mai 28-30° C.; die Regenzeit währt von April bis Ende Oktober, die trockne von November bis Anfang April. Die einheimische Tierwelt schließt Tiger und Leoparden ein, für deren Vertilgung die Regierung eine Prämie von 100 Frank pro Stück zahlt, ferner Elefanten, Rhinozerosse, Hirsche, Rehe, Pfauen, in den Flüssen Kaimans; Moskitos und Ameisen sind große Plagen. Von Haustieren zählt man 5000 Pferde, 60,000 Ochsen, 190,000 Büffel. Unter Kultur sind 551,500 Hektar, davon 440,000 Hektar mit Reis bestellt, der in zwei Ernten im Jahr den Hauptausfuhrartikel (für 35 Mill. Fr.) liefert. Außerdem werden gebaut: Zuckerrohr, Betelpfeffer, Tabak, Baumwolle (Ausfuhr 50,000 Pikol), Arekabäume, Kokospalmen. Die bisher noch nicht nutzbar gemachten Waldungen im O. enthalten wertvolle Holzarten; man schätzt ihre Ausdehnung auf 800,000 Hektar. Die Gewerbthätigkeit ist äußerst wenig entwickelt, erwähnenswert sind die Fabrikation grober Seidenzeuge und die Salzwerke von Baria und Bakhuen (25,000 Ton. jährlich). Seit Annexion der drei Südprovinzen und der von Anam abgetretenen Provinz Biuhthuan umfaßt K. 71,460 qkm (1298 QM.) mit (1883) 1,596,500 Einw., davon 1,431,142 Anamiten, 101,837 Kambodschaner, 49,922 Chinesen, 4463 Malaien, 1862 Franzosen, 65 andre Europäer u. a. Die Hauptbeschäftigung des Volkes ist Ackerbau, und Reis bildet den Hauptausfuhrartikel, nächstdem Baumwolle, Pfeffer, Zucker, Seide. Die Warenausfuhr wertete 1883: 16,379,284 Piaster, davon Reis 12,419,285 Piaster, die Einfuhr 12,688,308 Piaster. Es liefen 523 Schiffe aus, darunter 98 deutsche mit 82,516 Ton. Allgemein gangbare Münze ist der mexikanische Piaster; die Anamiten bedienen sich des Nen, eines Silberbarrens im Wert von 15-18 Piaster; als Scheidemünze dienen kleine Zinkstücke mit viereckigem Loch, Sapeken, wovon 600 auf einen Frank gehen. Administrativ ist K. seit 1876 eingeteilt in vier Provinzen: Saigon, Mytho, Vinhlong und Bassak; man zählt 6 Städte ersten und 20-25 zweiten Ranges und 2400 Dörfer. Hauptstadt und Residenz des Gouver-^[folgende Seite]