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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kreuzen - Kreuzholz.

Behandlung oder gar Heilung kann keine Rede sein, vielmehr ist frühzeitiges Schlachten anzuempfehlen.

Kreuzen sagt man von Schiffen, welche einige Zeit in einer bestimmten Gegend fahren (vgl. Kreuzer); im übrigen s. Lavieren. - Im Sport heißt K. ein weder erlaubtes noch anständiges Manöver beim Rennen, darin bestehend, daß man sein Pferd in die von einem andern überholten Pferd gelaufene Linie drängt, wenn nicht mindestens zwei Pferdelängen dazwischen liegen. Der Protest des "gekreuzten" Pferdes wird nach dem Renngesetz zu dessen gunsten entschieden.

Kreuzen, Kaltwasserheilanstalt bei Grein (s. d.).

Kreuzer, kleine deutsche Scheidemünze, benannt nach dem Kreuz, welches ihr Gepräge anfangs zeigte, in mittelalterlichem Latein daher Crosatus, Cruciatus, Crucifer oder Cruciger. Sie ward zuerst in Tirol im 13. Jahrh. geschlagen und Etschkreuzer genannt. Bald fand die Münze von da in fast ganz Deutschland sowie in der Schweiz Eingang, doch wird sie in deutschen Münzdistrikten erst 1490 erwähnt. Die ältesten K. waren aus geringhaltigem Silber (Billon) geprägt, erst später wurden auch kupferne K. ausgemünzt. Man teilte sie in 4 Pfennig oder 8 Heller, später auch hier und da, z. B. in Württemberg, in 6 Heller ein. Der K. ward überall da, wo Guldenwährung stattfand, gebräuchliche Scheidemünze. Späterhin unterschied man daher zwischen leichten Kreuzern, deren 60 einen Gulden, 90 einen Thaler, und schweren Kreuzern, deren 48 einen Gulden und 72 einen Thaler ausmachten. Gegenwärtig ist der K. in Österreich Scheidemünze und zwar bis 1858 = 1/60 Gulden, nach der damals angenommenen neuen Währung des 45-Guldenfußes (Neukreuzer) = 0,01 Gulden, wonach 1 Neukreuzer = 2 Reichspfennig ist. Der K. süddeutscher Währung, der in Baden, Bayern, Frankfurt a. M., Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Hohenzollern, Kurhessen, Nassau, Oldenburg (für Birkenfeld), Sachsen-Koburg, Sachsen-Meiningen, Schwarzburg-Rudolstadt (für die Oberherrschaft) und Württemberg bis zur Einführung der Reichswährung gebräuchlich war, und deren 60 einen Gulden süddeutsch ausmachten, wurde in Kupfer und Silber ausgemünzt, und zwar gab es auch ½-(Doppelpfennige) und ¼-Kreuzerstücke (Pfennige). Sämtliche Staaten süddeutscher Währung prägten aber außerdem als Silberscheidemünze (aus Billon = 350/1000 fein) im 58-Guldenfuß 6- und 12-Kreuzerstücke aus. Der österreichische Neukreuzer ist eine Kupfermünze; in Silberbillon prägt Österreich als Scheidemünze Stücke zu 10 und 5 Neukreuzer.

Kreuzer, ungepanzerte, für weite Reisen ausgerüstete kleinere Kriegsdampfer, deren Indienststellung mehrere Jahre dauert, und welche, unter Dampf, meist aber unter Segel fahrend, auf allen Meeren und Stationen das Ansehen der Flagge zu kräftigen sowie den Seehandelsverkehr zu fördern und zu schützen bestimmt sind; im Kriegsfall haben sie außerdem den Seeverkehr des Feindes überall zu stören, feindliche Handelsschiffe, Transportfahrzeuge und Kriegsschiffe zu nehmen. Die Liste der deutschen Kriegsmarine zählt gegenwärtig 5 K. von 716-848 Ton. Deplacement, 600-650 indizierten Pferdekräften, mit je 4-9 Geschützen und 115-127 Mann Besatzung. Im weitern Sinn zählen zu den Kreuzern auch die Kreuzerfregatten und Kreuzerkorvetten. Die neuen Kreuzerfregatten der deutschen Marine sind schnelle, nicht gepanzerte Dampfer der Klasse 3 von 2856-3995 Ton. Deplacement, mit 2600-4800 indizierten Pferdekräften, aus Eisen oder aus Eisen und Holz erbaut, 13-16 Meilen Fahrgeschwindigkeit und 386-432 Mann Besatzung, mit bis 18 Geschützen, 2 leichten und 6 Revolverkanonen. Die Kreuzerfregatten verfolgen dieselben Zwecke wie die K., welche sie im Verhältnis ihrer größern Machtmittel um so ausgiebiger und nachdrücklicher erfüllen können. Von größter Wichtigkeit waren und sind die K. aller Art für die Erwerbung und Erhaltung der Kolonien. Über Kreuzerkorvetten s. Korvette.

Kreuzeserfindung (lat. Inventio sanctae crucis), ein im 4. Jahrh. gestiftetes Fest zum Andenken an die angebliche Auffindung des Kreuzes Christi. Kaiser Konstantin ließ 326 die Höhle des Heiligen Grabes aufdecken, und seine Mutter Helena (s. d. 2) unternahm damals eine Reise nach Jerusalem, wo sie Kirchen bauen ließ. 348 setzt Cyrillus von Jerusalem das Vorhandensein des heiligen Kreuzes voraus und schreibt dessen Auffindung dem Konstantin zu, während schon Ambrosius dieses Verdienst auf seine Mutter überträgt. Seither begegnet uns die Sage in immer ausgeschmückterer Gestalt bei abendländischen und morgenländischen Kirchenvätern, und es werden namentlich Legitimationswunder des echten Kreuzes erzählt, während bei den Syrern die fabelhafte Königin Protonike, Gemahlin des Kaisers Claudius, als Kreuzerfinderin gilt. Ursprünglich wurde das Fest der K. mit dem der Kreuzeserhöhung (s. d.) 14. Sept. gefeiert, wie dies in der griechischen Kirche noch jetzt geschieht, seit Gregor I. aber in der katholischen Kirche von diesem getrennt und auf den 3. Mai verlegt, obwohl die griechische Kirche den 6. März als Tag der K. annahm.

Kreuzeserhöhung (lat. Exaltatio sanctae crucis), ein 14. Sept. gefeiertes Fest der griechisch- und der römisch-katholischen Kirche zum Andenken an die Wiedererlangung der angeblich von Helena in Jerusalem zurückgelassenen Hälfte des heiligen Kreuzes (s. Kreuzeserfindung). Der persische König Chosru hatte jenen Teil nämlich 616 bei Eroberung Jerusalems mit fortgenommen, der Kaiser Heraklios ihn aber 628 wiedererobert und auf der Schädelstätte aufrichten lassen (daher der Name K.). Später kam auch dieser Teil nach Konstantinopel, wohin Helena schon die erste Hälfte geschickt hatte.

Kreuzestöchter, s. Heiligen Kreuzes, Töchter des.

Kreuzfahne, s. Labarum.

Kreuzfahrer, s. Kreuzzüge.

Kreuzgang, bedeckte, meist überwölbte Halle, welche einen viereckigen Raum, Garten, Kirchhof etc., umschließt und sich nach demselben durch Säulenstellung öffnet. Häufig ist unter einem besondern kapellenartigen Ausbau ein Brunnen mit großer Schale angebracht. Solche Kreuzgänge finden sich vorzugsweise in größern Klostergebäuden der romanischen Periode und erfuhren zur Zeit des Mittelalters und der Renaissance ihre reichste und feinste Ausbildung, insbesondere in Deutschland und Italien. Von deutschen Kreuzgängen sind diejenigen der Dome zu Magdeburg, Halberstadt, Mainz und Hildesheim hervorzuheben. Den Namen K. leiten einige von den Kreuzgewölben der Hallen, andre von Prozessionen her, die in diesen Hallen stattfanden und "Kreuzgänge" hießen, weil dabei ein Kreuz vorangetragen wurde.

Kreuzgegend (Kreuz, Regio sacralis), die Gegend um das Kreuzbein (s. d.).

Kreuzgelenk, s. Kuppelungen.

Kreuzherren, s. Kreuzorden; auch für den Deutschen Orden (s. d.) gebräuchliche Bezeichnung.

Kreuzholz, s. v. w. gemeine Mistel, s. Viscum; auch s. v. w. Wegdorn, Rhamnus cathartica.