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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kursorisch - Kurve.

Rub.); dann folgen die Leder- (584,000 Rub.) und Tabaksindustrie (425,000 Rub.). Die Bauern treiben neben der Landwirtschaft Wagenbau, fertigen Hanf- und Flechtarbeiten. Etwa 80-100,000 Arbeiter suchen jährlich ihr Brot außerhalb des Gouvernements, die Großrussen besonders als Frachtfuhrleute, die Kleinrussen als Viehtreiber. Von den vielen Jahrmärkten des Gouvernements ist nur einer nennenswert, der "Korenajamarkt" (nach Ostern), der in der Regel von 30-40,000 Menschen besucht wird. Der Wert der mitgebrachten Waren beläuft sich durchschnittlich auf 8 Mill. Rub., der der verkauften auf 5 Mill. Die gangbarsten Waren sind: Baumwollenstoffe, Seide, Leinen, Wollenstoffe, Leder, Zucker und Thee, in geringern Quantitäten Galanterie-, Kolonial-, Metallwaren und Pferde. Für 2½-3½ Mill. Rub. führt K. jährlich Korn aus. An Lehranstalten besitzt es 520 mit 37,288 Schülern, nämlich 24 Mittelschulen mit 4385 Schülern, 490 Elementarschulen mit 32,127 Schülern, 6 Fachschulen mit 776 Schülern. Das Gouvernement wird eingeteilt in 15 Kreise: Bjelgorod, Dmitrijew, Fatesch, Graiworon, Korotschansk, K., Lgow, Nowo-Oskol, Obojan, Putiwil, Rylsk, Schtschigrow, Staro-Oskol, Sudschansk, Tim. Die Hauptstadt K., an der Mündung des Kur in die Tuskora, 200 m ü. M., Knotenpunkt der Eisenbahnen nach Moskau, Charkow und Kiew, hat 18 griechisch-kath. Kirchen und 2 Klöster, eine luther. Kirche, eine der Altgläubigen, ein Priester- und ein Lehrerseminar, ein Gymnasium für Knaben und eins für Mädchen, eine Realschule, zwei Pfarrschulen, eine Feldscher- und eine Geometerschule, ein Observatorium, 5 Buchhandlungen, ein Theater, mehrere Banken, unter denen die Stadtbank 1881 einen Umsatz von 11½ Mill. Rub. aufwies, und (1883) 45,307 Einw. Die Industrie ist in etwa 100 Fabriken und Anstalten vertreten, mit einem durchschnittlichen Produktionswert von 1½ Mill. Rub. jährlich, wovon über ¼ auf 13 Gerbereien kommt, während sich das übrige auf Fabrikation von Seife, Wachslichten, Tabak, Grütze, Talg und Spiritusdestillation verteilt. K. wird schon im 11. Jahrh. erwähnt.

Kursorisch (lat.), schnell hintereinander fortlaufend; kursorische Lektüre, s. Lektüre.

Kursus (lat., "Lauf"), Lehrgang, zusammenhängender Vortrag einer Wissenschaft oder methodische Folge mehrerer verwandter Wissenschaften (akademischer K.); auch die Zeit eines bestimmten Studiums, z. B. ein halbjähriger K., sowie die Zuhörer und Schüler, welche einen K. hören.

Kurszettel, s. Kurs.

Kurtics (spr. -titsch), Markt im ungar. Komitat Arad, an der Budapest-Arader Bahnlinie, mit (1881) 4906 meist rumänischen u. griechisch-oriental. Einwohnern.

Kurtine (franz. courtine), im Festungswesen s. v. w. Mittelwall, der die Flanken zweier Bastione verbindende Teil des Hauptwalles (vgl. Festung, S. 181); im Theater ein Kulissenhintergrund, der, bei Verwandlungen auf offener Szene heruntergelassen, den bisherigen Hintergrund verdeckt.

Kurtinenpunkt, s. Bastion.

Kurtisan (franz. courtisan), s. v. w. Hofmann, Höfling; Kurtisane (courtisane), eigentlich Hoffräulein, bezeichnet gewöhnlich eine elegantere Buhlerin; der Name wurde früher besonders von der unsittlichen Frauengesellschaft der römischen Kurie gebraucht.

Kurtka, ehedem das Galakleid der polnischen Lanzenreiter; jetzt ein mit Schnuren besetzter kurzer Waffenrock, der besonders bei berittenen Truppen vorkommt.

Kurtz, Johann Heinrich, Theolog, geb. 13. Dez. 1809 zu Montjoie im Regierungsbezirk Aachen, war erst für den Kaufmannsstand bestimmt, widmete sich aber sodann zu Halle und Bonn dem Studium der Theologie, ward 1835 Oberlehrer der Religion am Gymnasium zu Mitau und 1850 als ordentlicher Professor der Kirchengeschichte nach Dorpat berufen. Seit 1870 lebt er, in den Ruhestand versetzt, in Deutschland. Seine theologische Richtung ist die kirchlich-lutherische. Unter seinen Schriften sind zu nennen: "Bibel und Astronomie" (Mitau 1842; 5. Aufl., Berl. 1865); "Die Einheit der Genesis" (das. 1846); "Symbolik der Stiftshütte" (Leipz. 1851); "Der alttestamentliche Opferkultus" (Mitau 1862); "Geschichte des Alten Bundes" (Bd. 1, Berl. 1848, 3. Aufl. 1864; Bd. 2, 1855, 2. Aufl. 1858); "Lehrbuch der heiligen Geschichte" (16. Aufl., Königsb. 1884); die "Christliche Religionslehre" (13. Aufl., Mitau 1883); "Lehrbuch der Kirchengeschichte für Studierende" (9. Aufl., das. 1885); "Abriß der Kirchengeschichte" (11. Aufl., das. 1886); "Handbuch der Kirchengeschichte" (Bd. 1, 2. Aufl., das. 1858; Bd. 2, 1856); "Biblische Geschichte" (38. Aufl., Berl. 1885); "Der Brief an die Hebräer erklärt" (Mitau 1869).

Kuru, sagenhafter König der Monddynastie in der altindischen Geschichte, regierte etwa in der Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. in der Gegend des heutigen Dehli. Seine Macht war eine so große, daß "Land des Kuru" (Kurukschetra) Name für ganz Indien wurde. Der Kampf seiner Nachkommen, der Kaurawa, mit den Pandawa, ihren Vettern, bildet den Vorwurf des großen indischen Epos Mahâbhârata (s. d.).

Kurucz (spr. kúrrutz), ungar. Wort, aus dem lateinischen crucius, cruciatus (miles) gebildet und wahrscheinlich bereits zur Zeit der Kreuzzüge entstanden, erlangte später eine spezielle Bedeutung, indem man die 1514 unter dem Titel von Kreuzfahrern rebellierenden Bauern so bezeichnete und im 17. Jahrh. sich die Anhänger des Grafen Emmerich Tököly und Franz Rákóczys II. "Kuruzzen" nannten. Daher die von denselben geführten Kriege "Kuruzzenkriege", sowie auch die betreffende Zeit in der ungarischen Geschichte den Namen "Kuruzzenzeit" führt. Die Gegner der aufständischen Kuruzzen wurden Labancz (s. d.) genannt.

Kurulischer Stuhl, s. Sella curulis.

Kuruman (Neu-Lattaku), engl. Missionsstation in Südafrika, im Lande der Betschuanen, 160 km nördlich von Griquatown, mit großer Schule und zahlreichen Häusern der Missionäre und getauften Betschuanen. Hier wirkte der Missionär Moffat lange Zeit, und Livingstone begann hier seine Missionsthätigkeit.

Kurutscheschme, großes Dorf am Bosporus, nordöstlich von Konstantinopel, besonders von Griechen bewohnt, mit einem kleinen Hafen und einer Moschee. K. ist das alte Anaplus, wo Konstantin d. Gr. eine berühmte Kirche des Erzengels Michael erbaute.

Kuruzzen, s. Kurucz.

Kurve (lat.), in der Geometrie jede krumme Linie. Man unterscheidet ebene und doppelt gekrümmte oder gewundene Kurven. Die Kegelschnitte (s. d.) gehören zu den ebenen, die Schraubenlinie ist eine gewundene K. Drückt man die Lage eines Punktes in der Ebene durch zwei, im Raum durch drei Koordinaten aus, so wird eine ebene K. durch eine einzige Gleichung, eine gewundene aber durch zwei Gleichungen zwischen den Koordinaten dargestellt, weil sie als Durchschnitt zweier Flächen erscheint. Wenn