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Laos – Lapérouse
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Laon'
Benediktinerabtei St. Vincent, welche jetzt die Jesuiten bewohnen, modernes Stadthaus, Denkmal von
Marschall Sérurier und ein Theater. Auch besteht ein Gerichtshof erster Instanz, Friedensgericht,
ein Kommunal-Collège, Lehrerseminar, wertvolle Bibliothek (30000 Bände, 500 Handschriften, mehr als
2000 Autographen) und eine Akademische Gesellschaft mit Kunst- und Altertümersammlung. Wein- und
Gemüsebau (Artischocken und Spargel), Fabrikation von Leinwand, Strumpfwaren, Wolldecken, Tuch,
Kessel, Pumpen, Handel mit Geweben von St. Quentin, Eisen- und Blechwaren von Folembray, Spiegel und
Glaswaren von St. Gobain sind die Haupterwerbszweige. – Geschichtlich denkwürdig ist die Stadt durch
Blüchers Sieg 9. und 10. März 1814 über Napoleon (s.
Russisch-Deutsch-Französischer Krieg von 1812 bis 1815). Am 8. Sept. 1870 wurde
L. von den Deutschen cerniert und ergab sich 9. Sept. Nach der Besetzung sprengte ein franz.
Unteroffizier das Pulvermagazin der Citadelle, wodurch große Verwüstungen angerichtet und 500 franz.
Mobilgardisten und 70 deutsche Soldaten getötet und verwundet wurden. – Vgl. Melleville, Histoire de la ville de L. (2 Bde., Laon 1846).
Laos, Volk in Siam, s. Lao.
Lao-tze
(Lao-tse), einer der tiefsinnigsten Denker des chines.
Altertums, lebte im 6. Jahrh. v. Chr. Er war Staatsarchivar in Lu, der Residenz der Tscheudynastie.
In spätem Alter zog er sich, den Verfall des Reichs voraussehend, von seinem Amte zurück und wandte
sich gen Westen, worauf er spurlos verschwindet. Die Überlieferung berichtet, er habe auf der
Grenzstation Han-kou, den Bitten des Befehlshabers Ji-hi nachgebend, den Traktat niedergeschrieben,
welcher u. d. T. «Taò-teh-kīng» (deutsch mit Kommentar von V.
von Strauß, Lpz. 1870), das kanonische Buch vom Logos und der Tugend, in 81 kurzen Kapiteln die Lehre
vom taò enthält. Das Wort
taò
hat neben den Bedeutungen: Weg, Norm, mit verändertem Tonfall noch die Bedeutung: sprechen, sodaß es
dem griech. Logos zum mindesten nahe kommt. Im taò ist aller
Dinge Ursprung, und durch das taò weiß ich, daß aller Dinge
Anfang in ihm ist. Das taò ist bei L. kosmisches, logisches und
ethisches Princip zugleich. Seine Lehre dürfte vielleicht am zutreffendsten als mystischer
Pantheismus oder Panlogismus zu bezeichnen sein. Es lag im Wesen dieser Lehre, daß sie auf einen
kleinen Kreis auserlesener Geister beschränkt blieb, während der sog. Taoismus (s.
d.)außer dem Namen nichts mit der Lehre des L. gemein hat. – Vgl. Abel Rémusat, Mémoire sur la vie et les opinions de Lao-tseu
(Par. 1823);
Lao-tseu Tao Te King, le livre de la voie et de la vertu
(hg. von Stanislas Julien, ebd. 1842); Chalmers,
The speculations on metaphysics, polity and morality of the old
philosopher Lau-tsze
(Lond. 1868); Watters,
Lao-tzu. Study in Chinese philosophy
(ebd. 1870).
Lap.
, hinter lat. Tiernamen Abkürzung für
F. C. de Laporte
(spr. -pórt), Graf de Castelnau,
franz. Naturforscher und Reisender.
Lapáktisch
(grch.), gelind abführend.
Lapărocēle
(grch.), Bauchbruch; Laparo-Hysterotŏmie, Kaiserschnitt;
Laparoskŏpie, Untersuchung des Unterleibes; Laparotŏmie, Bauchschnitt (s. d.).
↔
La Paz
(spr. pahs). 1) Departamento der
Republik Bolivia, größtenteils auf dem Hochlande gelegen, hat 361600 E. außer den Indianern. Es
enthält im O. die gewaltigen Erhebungen des Sorata (6550 m) und Illimani (6410 m); der
Westabhang ist überaus fruchtbar. Anbau von Koka und Schafzucht, daneben Bergbau, sind die
wichtigsten Erwerbszweige. –
2) L. P., offiziell L. P. de Ayacucho,
Hauptstadt
und Bischofssitz des Departamento L. P., im SO. des Titicacasees, in 3694 m Höhe,
und zwar im tief eingeschnittenen fruchtbaren Thale des Rio L. P.
oder Chuquiyapu gelegen, ist gut gebaut, hat (1892) 45007 E., meist Mestizen und
Aymara-Indianer. Es besteht Telegraph nach der Küste; Eisenbahn nach Ocuro ist im Bau. Der
Handel ist lebhaft. L. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls.
La Paz
(spr. pahs), Departamento der centralamerik. Republik Honduras, im W. des
Landes, mit 18800 E. (9447 Eingeborene), und gleichnamiger Hauptstadt (früher Villa de las Piedras).
La Paz
(spr. pahs), Stadt in der argentin. Provinz Entre Rios, am linken Ufer
des Rio Parana, hat (1890) 7000 E., Zollhaus, Bankfiliale und ist wichtige Station der Dampfer
zwischen Buenos-Aires und Asuncion.
La Paz
(spr. pahs), früher Bahia de Santa
Cruz, Hauptort des mexik. Territoriums Baja-California (s. d.), mit
6093 E. und gutem Hafen.
Lapenna, Luigi, Freiherr von, österr. Staatsmann, geb. 26. Febr. 1825 in
Sinj’ in Dalmatien aus alter ital. Familie, studierte in Wien Rechtswissenschaft, wurde 1854
Staatsanwalt beim Landesgericht in Zara, 1858 Oberlandesgerichtsrat und 1863 Präsident dieses
Gerichts. Als 1860 die Frage der Einverleibung Dalmatiens in Kroatien-Slawonien angeregt wurde,
stellte sich L. mit einer Reihe von Gesinnungsgenossen an die Spitze einer Gegenbewegung. 1861‒70
gehörte L. dem österr. Abgeordnetenhause an, wo er als Vorstand des liberalen Deutschen Klubs eine
hervorragende Stelle einnahm und 1863 zum Vicepräsidenten gewählt wurde. Gleichzeitig stand er im
dalmatin. Landtag an der Spitze der Autonomistenpartei. 1866 erfolgte seine Ernennung zum Hofrat
beim obersten Gerichtshof in Wien, 1874 wurde er als Delegierter Österreich-Ungarns zum
internationalen Appellhof nach Alexandria entsendet. 1876‒81 war er Präsident des Appellhofs in
Alexandria, nach seiner Rückkehr nach Europa wurde er 1882 zum Vorsitzenden der Kommission zur
Regelung des Justizwesens in Bosnien und der Herzegowina ernannt. 1888 wurde er noch einmal in den
Reichsrat gewählt, wo er sich dem Coroniniklub anschloß; 1889 erbat und erhielt er seine
Pensionierung. Er starb 5. April 1891 in Waldhof in Niederösterreich.
Lapérouse
(spr. -rúhs’), Jean François de Galaup, Graf, falsch La Pérouse, franz.
Seefahrer, geb. 23. Aug. 1741 zu Le Guo bei Albi, diente schon 1756 im Seekriege gegen England,
wurde 1777 Schiffslieutenant, 1780 Kapitän zur See, eroberte 1779 die engl. Fregatte Ariel, 1781
zwei engl. Korvetten, zerstörte 1782 die brit. Niederlassungen in der Hudsonbai und erhielt 1785 den
Befehl über die Schiffe Astrolabe und Boussole. L. ging 1. Aug. 1785 unter Segel, kam um Kap Hoorn
nach Concepcion in Chile (im Febr. 1786) und nach der Nordwestküste Amerikas am Mount-Elias, ging
von da südwärts an der Küste hin bis zur span. Niederlassung Monterey, ankerte im Febr. 1787 in
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 975.