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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Laodameia; Laodicea; Laodike; Laodikeia; Laokoon; Laomedon; Laon

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Laodameia – Laon

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Laodămas'

sich nach verlorener Schlacht mit dem Reste des Heers zu den Encheleern nach Illyrien.

Laodameia, Tochter des Akastos, Gemahlin des Protesilaos (s. d.).

Laodicēa (grch. Laodikeia), im Altertum Name verschiedener asiat. Städte, unter welchen die im südwestl. Phrygien nahe der Grenze von Karien und Lydien am Lykosflusse gelegene die bedeutendste war. Sie war von König Antiochus II. von Syrien (261–246 v.Chr.) gegründet und nach dessen Gemahlin benannt. Um 130 v.Chr. kam sie unter röm. Herrschaft und gelangte zu hoher Blüte. Im 4. Jahrh. wurde hier eine Synode abgehalten. Im Mittelalter litt sie stark durch Verwüstungen der Türken; 1402 ward sie ganz zerstört. Heutzutage sind noch Ruinen von ihr in der Nähe von Eski-Hissar erhalten, darunter die zweier prächtiger Theater und einer Rennbahn. – Ein zweites L. lag an der Westküste von Syrien, südlich vom Berge Kasios, mit einem guten Hafen, in einer fruchtbaren Gegend. Es war eine Kolonie des Seleucus I. Nikator (306–281 v.Chr.). Noch jetzt lebt L. in dem Namen der neuern Stadt Latakieh (s. d.) fort.

Von diesem L. aus waren gegründet ein L. in Cölesyrien und ein L. in der Landschaft Lykaonien, zwischen Phrygien und Kappadocien, mit dem Beinamen Katakekaumene (die Verbrannte), jetzt Jorgan Ladik.

Laodĭke, nach der Ilias eine Tochter des Priamos und der Hekabe, Gemahlin des Helikaon oder des Telephos. Nach spätern wurde sie durch Akamas (den Sohn des Theseus), der als Gesandter in Troja war, Mutter des Munitos, welcher von Aithra, der Großmutter des Akamas, auferzogen und nach der Eroberung Trojas demselben übergeben wurde. L. aber ward bei der Zerstörung Trojas von der Erde verschlungen oder starb aus Verzweiflung über den Verlust ihres Sohnes, der in Thrazien von einer Schlange gebissen worden war.

Laodikeia, s. Laodicea.

Laokŏon, Sohn des Antenor, Priester des Apollon oder des Poseidon in Troja. Er warnte davor, das hölzerne Pferd, das die Griechen bei ihrer Abfahrt vor Troja zurückgelassen hatten, in die Stadt hineinzuziehen, und schleuderte, um zu beweisen, daß es kein Weihgeschenk der Athene, sondern menschliches Trugwerk sei, seinen Speer gegen dasselbe, wurde aber bald darauf, weil er den Apollon früher beleidigt hatte, bei einem Opfer des Poseidon am Strande des Meers von zwei ungeheuren Schlangen, die von Tenedos herkamen, samt seinen zwei Söhnen erwürgt. Die Sage ist nachhomerisch und war in der «Iliupersis» (Zerstörung Ilions) von Arktinus erzählt. Bei Sophokles, der den Stoff in einer Tragödie behandelte, war L. ein Bruder des Anchises und wurde, da er sich als Priester des Apollon wider dessen Willen vermählt hatte, am Strande des Meers getötet.

Eine besondere Bedeutung hat die Geschichte des L. durch die nach Plinius von Agesander, Polydorus und Athenodorus aus Rhodos wahrscheinlich im 2. Jahrh. v.Chr. gefertigte Laokoongruppe (s. die Tafel: Laokoon), die das furchtbare Geschick des L. und seiner beiden Söhne darstellt. Sie wurde 14. Jan. 1506 in Rom bei den Titusthermen gefunden und von Papst Julius II. im Vatikan aufgestellt; der rechte Arm des Vaters und des zu seiner Rechten befindlichen jüngern Sohnes nebst der rechten Hand des ältern wurden von Cornacchini im 18. Jahrh. ↔ aus Stuck ergänzt. Die Verschiedenheit der Schilderung des Todes des L. und seiner Söhne in Poesie und Kunst bildet die Grundlage zu Lessings berühmter Schrift «L., oder über die Grenzen der Malerei und Poesie» (Berl. 1766). In neuerer Zeit ist die Anerkennung für die zwar mit großer Kenntnis der Anatomie, aber in vorzugsweise virtuoser Behandlung durchgeführte Gruppe nicht mehr die gleiche wie früher. Doch lenkte sich aufs neue die Aufmerksamkeit auf sie wegen der Ähnlichkeit in Auffassung und Behandlung mit den neu gefundenen Skulpturen von Pergamon, und weil man in L. die Nachbildung insbesondere einer Figur und eines Kopfes des pergamenischen Altarfrieses zu finden glaubte. – Vgl. Kekulé, Zur Deutung und Zeitbestimmung des L. (Stuttg. 1883); Trendelenburg, Die Laokoongruppe und der Gigantenfries (Berl. 1884); Brunn, über die kunstgeschichtliche Stellung der pergamenischen Gigantomachie (im «Jahrbuch der königlich preuß. Kunstsammlungen», V, III, ebd. 1884); P. Cassel, L. in Mythe und Kunst (Guben 1890); ferner die Litteratur in Blümners Ausgabe von Lessings «Laokoon» (2. Aufl., Berl. 1880).

Laomĕdon, Sohn des Ilos und der Eurydike, König von Troja. Poseidon und Apollon dienten ihm auf des Zeus Befehl, da sie diesen hatten fesseln wollen, ein Jahr lang um Lohn: Apollon hütete seine Herden auf dem Idagebirge, Poseidon baute ihm die Mauern von Troja. Als sie jedoch ihren Lohn verlangten und L. ihnen diesen nicht nur versagte, sondern sie sogar als Sklaven verkaufen wollte, da verließen sie ihn erzürnt, und Apollon sandte eine Pest, Poseidon aber ein schreckliches Seeungeheuer. Nach einem Orakelspruche konnte der Zorn der Götter nur besänftigt werden, wenn L. dem Ungeheuer seine Tochter Hesione zur Speise gab. Herakles befreit sie aus der Gefahr und tötet das Untier, aber auch ihm giebt L. den versprochenen Lohn nicht. Da zieht Herakles mit einer Flotte gegen Troja, um sich zu rächen. Die Stadt wird erobert und L. mit seinen Söhnen außer dem noch unmündigen Podarkes getötet. Die Hesione fiel dem Telamon als Siegespreis zu.

Laon (spr. lāng). 1) Arrondissement des franz. Depart. Aisne, hat 2468,55 qkm, (1891) 162139 E., 291 Gemeinden und zerfällt in die 11 Kantone Anizy-le-Château (137,96 qkm, 8219 E.), Chauny (158,50 qkm, 21269 E.), Concy-le-Château (252,65 qkm, 16134 E.), Craonne (193,11 qkm, 11023 E.), Crécy-sur-Serre (193,41 qkm, 11105 E.), La Fère (190,11 qkm, 24403 E.), L. (232,22 qkm, 23767 E.), Marle (234,59 qkm, 12583 E.), Neufchâtel (283,72 qkm, 8999 E.), Rozoy-sur-Serre (265,50 qkm, 13518 E.), Sissonne (326,78 qkm, 12119 E.). –

2) Hauptstadt des Depart. Aisne, in der zur Picardie gehörigen Landschaft Laonnais, Kriegsplatz dritter Klasse, an den Linien Tergnier-L., Paris-Soissons-L. und L.-Anor der Nord- und der Linie Epernay-L. der Ostbahn, auf einem isolierten, 188 m hohen Berge gelegen, hat (1891) 9555, als Gemeinde 14129 E., in Garnison das 45. Infanterieregiment. Der die Stadt umgebende, nach 1874 angelegte Gürtel detachierter Werke liegt 5–7 km von derselben entfernt und erhebt L. zu einem bedeutenden verschanzten Lager. L. hat eine große, im 11. und 12. Jahrh, erbaute Kathedrale (Notre-Dame) mit vier Türmen, ein Gemisch roman. und got. Stils, gleichwie die Kirche St. Martin, einen bischöfl. Palast, jetzt Justizpalast, die 643 gegründete

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 974.