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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lanzettfische - Laodamas
blattförmigen Klinge bezeichnet man ähnlich gestal-
tete Gebilde (z. B. Blätter) als lanzettförmig.
Lanzettfische (^mp1iioxu8 oder Lranckio-
Ltöma), kleines, höchstens 5 cm langes, durchsich-
tiges Wirbeltier, welches einige zu den Fischen (s.d.,
Bd. 6, S.8293,) rechnen, das aber als Vertreter einer
eigenen Klasse (I^ptocaräia, oder Röhrenherzen) der
Wirbeltiere angesehen werden kann. Das Tierchen
(s. nachstehende Abbildung) hat eine lanzettförmige
(daher auch der Artname ^mpIiioxuZ I3nc60i3w3
^a?i.), seitlich plattgedrückte Gestalt, ist vollkommen
durchsichtig und lebt im Sande der Küsten fast aller
Meere. Es unterscheidet sich von allen übrigen Wirbel-
tieren durch den Mangel eines Gehirns und einer das-
selbe umschließenden Schädelkapsel (weshalb die
Klasse auch ^ci-Hiiia heißt), von Augen und Ohren,
von Herz und rotem Blute. Die Lagerung der Organe
ist wie bei den übrigen Wirbeltieren. In der Achse
des Körpers befindet sich die Wirbelsaite (Olwi-äa,
äorZHiiä), die sich von einem Ende des Körpers zum
andern erstreckt und von einer faserigen Scheide um-
geben ist, die nach oben eine Röhre für das Rücken-
mark und seitliche Scheidewände abgiebt, an welche
sich die Muskelmassen des Leibes ansetzen, sodaß die-
selben eine ähnlich gegliederte Zeichnung bilden wie
bei den Fischen. Eine kontinuierliche Flosse ohne
Strahlen umfaßt den hintern Teil des Körpers.
Der Mund liegt auf der Bauchfeite hinter dem blatt-
artigen Vorderende, das oben eine kleine, auf der
linken Seite gelegene Wimpergrube trägt, die als
Geruchsorgan angesehen wird. Der Mund bildet
eine, von reusensörmig gestellten Cirren umgebene
Spalte und führt in einen weiten Kiemenkorb, der
aus sehr vielen Knorpelstäben gebildet ist und
wimpernde Spalten zeigt, durch die das Wasser aus
dem Innern in die Leibeshöhle abfließt, die durch
eine weite Öffnung (loi-ug 3.dä0min3,1i8) nach außen
geöffnet ist. Im Grunde dieses Kiemenfackes liegt
die eigentliche Mundösfnung, die in einen kurzen,
geraden, mit einem feitlichen Blinddarm versehenen
Darm führt, der sich vor der Schwanzflosse durch
einen etwas nach links gelegenen After öffnet. Das
Blut ist farblos; ein Herz ist nicht vorhanden, alle
großen Gefäßstämme pulsieren wie bei den Wür-
mern. Die Nieren sind höchst rudimentär. Bei
Männchen und Weibchen liegen die besonderer Ans-
führungsgänge entbehrenden Geschlechtsorgane an
der Leibeswand an. Die Produkte werden durch den
?oru3 3.I)äoiuinÄii8 nach außen befördert, nach an-
dern Angaben durch das Maul, nachdem sie von
der Leibeshöhle durch die Kiemenspalten in den
Kiemenkorb geraten sein sollen. - Das Tierchen
hat deshalb eine hohe systematische Bedeutung ge-
wonnen, weil Kowalewsky eine gewisse Ähnlichkeit
seiner Entwicklung aus dem Ei mit der der Ascidien
ls. Seescheiden) nachgewiesen und man darauf die
Ansicht gegründet hat, daß die Wirbeltiere und
Ascidien eine gemeinsame Abstammung haben.
Lanzettlich, s. Blatt (Bd. 3, S. 86 a).
Lanzi, Luigi, ital. Altertumsforscher, geb.
IZ.Iuni 1732 zu Montolmo bei Macerata, trat 1749
in den Jesuitenorden und entwickelte zu Rom seinen
Sinn für die bildlichen Überreste des Altertums.
Nach Aufhebung des Jesuitenordens ging er nach
Florenz, wo er Unterdircktor der Galerien und
großherzoglich toscan. Antiquar wurde. L. starb
31. März 1810 in Florenz. Seine beiden Haupt-
werke sind der "ZkFAio äi linZua 6tru8c3 6 cli altrs
Nnticli6 ä'Italia" (3 Bde., Rom 1789) und die"3wi-i3
pittorica äeiia Italia äai risoi-Aiiiisiito äsiie dsiie
arti iin pl6880 3.1 kns äei XVIII Lecolo" (Flor.
1789 u. ö.; deutsch von A. Wagner mit Anmerkun-
gen von Quandt, Bd. 1-3, Lpz. 1830-33). Wichtig
sind noch L.s Untersuchungen "vei va.31 anticlii äi-
1>inti volFariuknte cki3.1u3.ti 6ti'U8c1ii" (Flor. 1806)
und die "^oti^ik lieiia 8cuItni-3 äezii anticiii"
(zuerst englisch, Rom 1785; italienisch, ebd. 1789;
2. Aufl. von Inghirami, Flor. 1824; deutsch von
Lange, Lpz. 1816). Seine "Opers po8wm6" gab
Voni heraus (2 Bde., Flor. 1817). - Vgl. Cappi,
1^0^1-363. äi I^ui^i 1^. (Forli 1840).
Lanzknecht, s. Landsknecht.
Lao (Laos), das zu der großen Gruppe der
Thai (s. d.) gehörige Volk im Norden von Siam.
Die westlichen L. tättowieren sich und werden des-
balb Lao-pung-dam (schwarzbäuchige L.) genannt.
Sie bilden die Fürstentümer Labong oder Lampun
(gegründet 574 n. Chr.), Lagong, Muang-pre, Nan,
Hiiang-Hai (.tiengrai) und Kiang-mai Mengmay
oder Zimme). Letzteres war früher ein unabhängi-
ges Königreich, das mehrfach Kriege mit Pegu
führte. Von den Fürstentümern der östlichen oder
weihen L. (Lao-pung-kao) wurde Wieng-tschan
(1828) fast ganz, Muang-pue'n größtenteils von den
Siamesen zerstört. Muang-lem zahlt diesen Tribut,
und das früher von drei Königen beherrschte Muang-
luang-prabang ist ebenfalls Siam unterthänig.
Als ein vom Meere abgeschnittenes Binnenland ist
das Gebiet den Europäern lange unbekannt ge-
blieben. Zimme wurde zuerst besucht durch den
Londoner Kaufmann Ralph Fitch, der (1586) von
Pegu aus dorthin kam. Erst in iüngster Zeit sind
die L. näher bekannt geworden. Mit der Einwande-
rung der Laofürsten beginnt die an die Gründung
Ajuthias geknüpfte Geschichte der jetzigen Siamesen,
die sich damals von Kambodscha befreiten und des-
halb Thai (die Freien) nannten. Ein in der alten
Geschichte Birmas und Assams auftretendes König-
reich der Shan-ghzi oder großen Schan bestand 80-
1576 n. Chr. in Mogung, bis es der wachsenden
Macht des Hofs von Awa erlag. - Vgl. Bastian,
Die Völker des östl. Asien, Bd. 1 (Lpz. 1866);
Aymonier, 5soto3 sur 163 1.3,08 (Saigon 1885).
Laodamas, der Sohn des Königs Eteokles von
Theben, stand nach seines Vaters Tode unter Kreons
Vormundschaft. Während feiner Regierung erfolgte
der Epigonenzug gegen Theben. L. tötete im Kampfe
den Sohn des Ädrastos, Aigialeus, wurde aber
selbst von Alkmaion erlegt. Nach andern rettete er