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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Laski; Läsö; Laspeyres

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Laski - Laspeyres.

tionalen Einigung wie der konstitutionellen Freiheit. Großes Aufsehen erregte er durch seine Rede vom 7. Febr. 1873 über die schwindelhaften Gründungen, namentlich die Beteiligung des Geheimrats Wagener an denselben, und zog sich heftige Angriffe dadurch zu. Nachdem er 1870 Rechtsanwalt beim Stadtgericht geworden, trat er 1873 als Syndikus des Pfandbriefamtes in den Dienst der Stadt Berlin über und ward 1876 zum Mitglied des Verwaltungsgerichts gewählt. 1873 ward er von der Leipziger Juristenfakultät zum Doktor der Rechte und 1875 von der Freiburger Universität zum Doktor der Philosophie honoris causa promoviert. In seiner Partei sank Laskers Einfluß etwas, als der Reichskanzler ihn wegen seiner Opposition gegen mehrere Vorschläge der Regierung wiederholt heftig angriff, und als L. 7. Okt. 1879 bei der Neuwahl zum Abgeordnetenhaus in Frankfurt a. M. durchfiel, verzichtete er auf ein Landtagsmandat. Da er in wichtigen Fragen, wie der Wirtschafts- und Steuerreform, dem Sozialistengesetz u. a., nicht mehr mit der Mehrheit der nationalliberalen Fraktion übereinstimmte, schied er im März 1880 aus derselben aus und schloß sich den Sezessionisten an. Seit längerer Zeit kränkelnd, reiste L. 1883 nach Nordamerika, wo er, im Begriff in die Heimat zurückzukehren, 5. Jan. 1884 in New York an einem Schlaganfall starb. Er ward 28. Jan. in Berlin beigesetzt. Das Repräsentantenhaus in Washington hatte 9. Jan. für L. eine Resolution beschlossen und diese dem Reichskanzler zur Abgabe an den Reichstag übermittelt; derselbe schickte sie aber zurück, weswegen er von den Deutschfreisinnigen 7. März heftig angegriffen wurde. Von den Schriften Laskers sind, abgesehen von kleinern Abhandlungen und Vorträgen, noch zu erwähnen: "Zur Geschichte der parlamentarischen Entwickelung Preußens" (Leipz. 1873); "Die Zukunft des Deutschen Reichs" (das. 1877); "Wege und Ziele der Kulturentwickelung", Essays (das. 1881); ferner (anonym) "Erlebnisse einer Mannesseele", herausgegeben von B. Auerbach (das. 1873). Vgl. A. Wolff, Zur Erinnerung an E. L. (Berl. 1884); die Gedächtnisrede von Bamberger (Leipz. 1884) und den Nekrolog von Baumbach (Stuttg. 1884); Freund, Einiges über E. L. (Leipz. 1885).

Laski, poln. Adelsfamilie; bemerkenswert:

1) Jan (Johannes) L. oder a Lasco, geb. 1466, ward Erzkanzler von Polen, 1510 Erzbischof von Gnesen und Primas des Reichs und vom König Siegmund I. mit mehreren diplomatischen Missionen betraut. Auf dem lateranischen Konzil von 1513, wo er die Christenheit zur Hilfe gegen die Türken aufforderte, erhielt er vom Papst für sich und seine Nachfolger die Würde eines Legatus natus Sedis apostolicae. Er starb 19. Mai 1531. Er war Herausgeber der für die polnische Rechtsgeschichte wichtigen Sammlung der ältesten polnischen Gesetze: "Commune inclyti Poloniae regni privilegium" (Krak. 1506) und kirchlicher Statuten. Sein "Liber beneficiorum archidioecesis Gnesnensis" gab Lukowski (Gnesen 1880) heraus. Vgl. Zeißberg, Johannes L. (Wien 1875).

2) Jan (Johannes a Lasco), Neffe des vorigen, ein Hauptbeförderer der Reformation in Polen, geb. 1499 zu Lask bei Petrikau in Großpolen, widmete sich dem geistlichen Stand, studierte in Bologna und Basel besonders unter Erasmus und kehrte 1526 als Anhänger einer gemäßigten Kirchenreform in seine Heimat zurück; wo er Propst in Gnesen wurde und noch andre einträgliche Pfründen erhielt. Nach fruchtlosem Wirken für die Reformation verließ er 1539 Polen, heiratete in Löwen und kaufte sich in Ostfriesland ein Landgut. Hier führte er auf Wunsch der verwitweten Gräfin Anna die Reformation durch und begründete die presbyteriale Verfassung der ostfriesischen Kirche; auch schrieb er 1548 den Emdener Katechismus. 1549 durch das Interim verdrängt, folgte er einer Einladung Cranmers nach England und wurde Vorsteher einer aus Fremden bestehenden protestantischen Gemeinde in London. Durch Marias der Katholischen Thronbesteigung genötigt, 1553 England zu verlassen, begab er sich erst nach Emden u. 1555 nach Frankfurt a. M., wo er ebenfalls Superintendent der Fremdengemeinde wurde, welche sich durch ihre biblisch-apostolische Verfassung und ihre strenge Kirchenzucht auszeichnete. 1556 kehrte er nach Polen zurück, wo unter Siegmund Augusts Regierung die Reformation sich Bahn brach. Als Vorsteher der protestantischen Kirchen in Kleinpolen bemühte er sich, eine Vereinigung der protestantischen Kirchenparteien in Polen zu stande zu bringen, wie er denn auch den Grund zum Sandomirer Vergleich (Consensus Sandomiriensis) von 1570 legte. Er starb 1560 in Pirczow. Seine Werke gab Kuyper heraus (Amsterd. 1866, 2 Bde.). Vgl. Bartels, Joh. von L. (Elberf. 1860); Dalton, Johannes a Lasco (Gotha 1881).

Läsö, dän. Insel im Kattegat, zum Amt Hjörring in Jütland gehörend, 105 qkm (1,9 QM.) mit (1880) 2695 Einw. Die Insel ist von gefährlichen Untiefen umgeben, beinahe ganz waldlos und hat sehr durch Flugsand gelitten.

Laspeyres (spr. -peires), 1) Etienne, deutscher Nationalökonom und Statistiker, geb. 28. Nov. 1834 zu Halle a. S., studierte in Tübingen, Berlin, Göttingen, Halle und Heidelberg und habilitierte sich 1860 zu Heidelberg. Er ward als Professor 1864 nach Basel, 1866 nach Riga, 1869 nach Dorpat, 1873 nach Karlsruhe, 1874 nach Gießen berufen. Außer zahlreichen Abhandlungen in Zeitschriften, die meist auf dem Gebiet der Handels- und Preisstatistik liegen, schrieb er: "Die Wechselbeziehungen zwischen der Volksvermehrung und der Höhe des Arbeitslohns" (Heidelb. 1860); "Geschichte der volkswirtschaftlichen Anschauungen der Niederländer und ihrer Litteratur zur Zeit der Republik" (Leipz. 1863); "Liebigs Theorie der Bodenerschöpfung, vom nationalökonomischen Standpunkt aus beleuchtet" (Riga 1869); "Der Einfluß der Wohnungen auf die Sittlichkeit" (Berl. 1869); "Die Kathedersozialisten und die statistischen Kongresse" (das. 1875); "Das Alter der deutschen Professoren" (das. 1876).

2) Hugo, Geognost und Mineralog, Bruder des vorigen, geb. 3. Juli 1836 zu Halle a. S., trat 1856 in die staatliche Bergamtskarriere, verließ dieselbe aber 1864 als Bergreferendar, um die wissenschaftliche Laufbahn in den genannten Fächern zu verfolgen, zunächst als Schüler Bunsens in Heidelberg. Von 1865 bis 1870 war er für die geologische Landesanstalt in Berlin besonders durch Kartierung eines Teils der Provinz Sachsen, seiner Heimat, thätig. 1867 habilitierte er sich in Berlin, las besonders Petrographie, lehrte auch an der Bergakademie daselbst, erhielt 1870 den Lehrstuhl der Mineralogie und Geologie an dem Polytechnikum zu Aachen, wurde 1884 Professor an der Universität zu Kiel und folgte 1886 einem Ruf nach Bonn. L. lieferte zahlreiche kristallographische und chemische Untersuchungen von Mineralien. Von seinen größern Arbeiten sind besonders hervorzuheben die Untersuchungen über die Gegend von Kreuznach, die mit E. Weiß herausgegebene Übersichtskarte des kohlenführenden Saar-Rheingebiets (Berl. 1868) und "Geognostische Dar-^[folgende Seite]