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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Leipzig-Dresdener Eisenbahn; Leipziger Bank; Leipziger evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft

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Leipzig-Dresdener Eisenbahn - Leipziger evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leipzig (Die Schlacht bei Leipzig)'

Anmerkung: Fortsetzung von [der 18. Oktober.]

der Franzosen, welche bereits auf dem Rückzuge waren, abzumarschieren. Langeron, der unausgesetzt um Schönefeld gestritten hatte, nahm es erst gegen Abend mit dem Verluste von 4000 Mann. Das Vorrücken der Nordarmee vollendete hierauf die Einschließung der Franzosen. Nur die Straße nach Weißenfels blieb ihnen zum Rückzuge frei, welchen Napoleon bereits 11 Uhr vormittags befohlen hatte.

Der 19. Oktober. Die Verbündeten gingen nun zum Angriff auf die Stadt über, in welcher die Verwirrung bald den höchsten Grad erreichte. Zwischen 8 und 11 Uhr wurden die Vorstädte erstürmt, während Napoleon sich durch das Gewühl seiner Soldaten Bahn brechen mußte, bis ihn eine Menschenwoge durch das Ranstädter Thor mit fortriß. Das ostpreuß. Landwehrbataillon Königsberg unter Major Friccius drang zuerst gegen 11 Uhr in die innere Stadt ein, nachdem es das äußere Grimmaische Thor erstürmt hatte. Die Verbündeten folgten von allen Seiten. Die Verteidigung war jedoch plan- und hoffnungslos, und als endlich auch die Nachhut abziehen wollte, wurde sie durch die vorzeitige Sprengung der Elsterbrücke am Ranstädter Steinweg (gegen Mittag) abgeschnitten. Viele ertranken, darunter der Fürst Poniatowski; die meisten erlagen den Waffen oder wurden gefangen. Gegen 1 Uhr nachmittags zogen die verbündeten Monarchen ein; der König von Sachsen suchte vergeblich Unterhandlungen mit ihnen anzuknüpfen und wurde später (23. Okt.) gefangen nach Berlin geführt.

Die Stärke der Truppenmassen, welche in dieser Riesenschlacht gegeneinander gekämpft haben, ist auf nahezu 500000 Mann mit 2000 Geschützen zu schätzen: Napoleons Heer betrug gegen 180000 Mann, das der Verbündeten am ersten Schlachttage 200000 Mann, nach dem Eintreffen Bennigsens, Colloredos und der Nordarmee jedoch fast 300000 Mann. Den Verlust der Franzosen schätzt man auf 78000 Mann (worunter 15000 Gefallene, 15000 Verwundete, 23000 Lazarettkranke und 25000 Gefangene) nebst 300 Geschützen und gegen 1000 Fahrzeugen, den der Verbündeten auf etwa 51000 Mann, nämlich 21000 Russen, 14000 Österreicher, 16000 Preußen und 300 Schweden. Grenzenlos war das Elend und die Verwüstung in der Gegend von L.; etwa zwölf Dörfer waren gänzlich zerstört und der Schaden an Eigentum ist aus über 9 Mill. M. angeschlagen worden. Die Verfolgung der geschlagenen Armee erfolgte nicht mit dem nötigen Nachdruck; Rücksichten mancherlei Art mögen hierbei obgewaltet haben. Napoleons Niederlage bedeutete die Befreiung Deutschlands bis zum Rhein.

Mehrere Denkmäler und Denksteine erinnern an die Schlacht; so die gußeiserne Spitzsäule auf dem bei Liebertwolkwitz gelegenen sog. Monarchenhügel (wo nach einer irrtümlichen Überlieferung die drei Monarchen am Nachmittag des 18. Okt. vereint gewesen sein sollen, als die Siegesnachrichten eintrafen), das Denkmal des Fürsten Schwarzenberg unweit Meusdorf, der Napoleonstein am Südfriedhof (der Standpunkt Napoleons am 18.) u. a. Mehrere dieser Denkmäler hat der Verein zur Feier des 19. Okt., der sich 1843 in L. gebildet hat, errichtet; auch sind durch Theodor Apel 41 Marksteine mit Bezeichnung der Stellung der betreffenden Armeekorps auf den bedeutendsten Punkten des Schlachtfeldes errichtet worden.

Litteratur. Aster, Die Gefechte und Schlachten bei L. im Okt. 1813 (2 Bde., Dresd. 1852‒53; ↔ 2. Ausg. 1856); K. G. von Berneck, Die Schlachten bei L. (Lpz. 1855); Sommer, Die Völkerschlacht bei L. (2. Aufl., ebd. 1863); Wuttke, Die Völkerschlacht bei L. (Berl. 1863); R. Naumann, Die Völkerschlacht bei L. (Lpz. 1863); Apel, Führer auf die Schlachtfelder L.s (ebd. 1863); ders., Tabellarische Zusammenstellung der Kriegsereignisse bei L. im Okt. 1813 (ebd. 1866); Moser, L.s Schlachtfelder 1813 (ebd. 1873).

Leipzig-Dresdener Eisenbahn, ehemalige Privatbahn, jetzt sächs. Staatsbahn (115 km). Die Teilstrecke Leipzig-Althen (9,9 km) wurde 24. April 1837 als erste Eisenbahn im Königreich Sachsen eröffnet und im April 1839 der Rest. Die Regierung förderte das Unternehmen, indem sie der Leipzig-Dresdener Eisenbahncompagnie 500000 Thaler in unverzinslichen Kassenscheinen auszugeben gestattete (s. Eisenbahngeld). Um das Zustandekommen der Bahn hat sich Friedrich List wesentliche Verdienste erworben. Die von der Gesellschaft erbaute Fortsetzung der Hauptbahn v on Leipzig bis an die preuß. Grenze bei Schkeuditz (11,8 km) wurde gleich nach der Eröffnung (18. Aug. 1840) p achtweise und 1. Jan. 1875 käuflich an die Magdeburg-Leipziger Eisenbahn abgetreten. Nachdem die L. E. durch Bau und Ankauf der Zweigbahnen Koswig-Borsdorf (103,4 km), Priestewitz-Großenhain (5,1 km), Nossen-Freiberg-Mulda (38,3 km) und Zeithain-Elsterwerda (21,7 km) eine Gesamtausdehnung von 283,6 km erreicht hatte, ging dieselbe 1. Juli 1876 durch Kauf in das Eigentum des sächs. Staates über.

Leipziger Bank, Aktiengesellschaft mit Sitz in Leipzig und Filiale in Dresden, konzessioniert l2. März 1839, revidierte Statuten vom 5. Jan. 1871 mit verschiedenen Nachträgen. Aktienkapital bis 1896: 24 Mill. M. in 24000 Aktien zu 750 M. und 6000 Aktien zu 1000 M.; dazu 1896: 8 Mill. M. in 8000 Aktien zu 1000 M. Ende 1895: fester Reservefonds 3300000 M., freier Reservefonds 600000 M., Baureservefonds 100000 M., Beamten-Pensionsfonds 349146 M. Die Bank gab früher Noten aus, hat aber beim Inkrafttreten des Bankgesetzes vom 14. März 1875 auf ihr Notenprivileg freiwillig verzichtet. In Berlin sind die Aktien seit Mai 1890 eingeführt. Kurs daselbst Ende 1890‒95: 127,80, 124, 128,70, 128,75, 138,25, 143,90; Dividende 1890-95: 6½, 6 ½, 6, 6, 6, 7½ Proz.

Leipziger evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft, 1836 in Dresden mit Errichtung eines Seminars zur Ausbildung luth. Missionare begründete, 1848 nach Leipzig verlegte Missionsgesellschaft. Die L. e. M. übernahm bei dem Übergang der dän. Besitzungen in Ostindien an England die alte von Halleschen Pietisten 1706 begründete Mission in Trankebar, breitete aber bald ihre Thätigkeit weiter, seit 1874 bis nach Hinterindien aus. 1895 befanden sich auf 30 Stationen 27 europ. Missionare und 2 Missionslehrerinnen, 15 eingeborene Pastoren, 59 Katecheten und Evangelisten, 353 Lehrkräfte, 197 Schulen mit 5775 Schülern, 15038 Heidenchristen, die 6365 Rupien aus eigenen Mitteln für ihr Kirchenwesen aufbrachten. Seit 1893 ist die Hersbrucker Gesellschaft für evang.-luth. Mission in Ostafrika, die unter den Wakamba in Britisch-Ostafrika seit 1886 missionierte, in die L. e. M. aufgegangen. Es arbeiten dort auf 3 Stationen 7 Missionare. Seit Okt. 1893 arbeitet die L. e. M. auch unter den Dschagga am Kilima-Ndscharo in Deutsch-Ostafrika, wo auf 3 Stationen (Madschame, Moschi, Mombe) 6 Missionare thätig sind.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 69.