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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leipzig (Die Schlacht bei Leipzig)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leipzig (Die Schlacht bei Leipzig)'

Anmerkung: Fortsetzung von [Der 16. Oktober.]

aufgestellt, hinter ihnen die Junge Garde und eine Division Alter Garde als Reserve, das 4. Kavalleriekorps hinter dem rechten Flügel bei Dösen, die 1. Division Alter Garde bei Probstheida, hinter ihr die Gardekavallerie und das 5. Kavalleriekorps. Das 11. Armeekorps, noch im Marsch, kam erst um 11 Uhr mit dem 2. Kavalleriekorps bei Holzhausen an; das 1. Kavalleriekorps wurde nach Meusdorf vorgezogen und das 9. Armeekorps hinter Zuckelhausen aufgestellt. Nördlich von L. befand sich das 6. Armeekorps (Marmont) bei Breitenfeld, das 4. (Bertrand) bei Eutritzsch, zwei Divisionen des 3. bei Mockau, und zu diesen, unter Neys Befehl stehenden Truppen gehörte auch das 3. Kavalleriekorps. Die 3. Division des 3. und das 7. Armeekorps (Reynier) waren noch im Anmarsch von Delitzsch und Düben. Die böhm. Armee kämpfte nach Schwarzenbergs Anordnung auf drei getrennten Gefechtsfeldern: auf dem rechten Ufer der Pleiße Wittgenstein unter Barclay de Tollys Oberbefehl gegen die franz. Hauptmacht, zwischen Pleiße und Elster Meerveldt gegen Poniatowski bei Connewitz, zwischen Elster und Luppe Gyulay gegen Bertrand, der diese einzige Rückzugslinie decken mußte. Die Entscheidung lag bei Wachau. Der Vormarsch zum Angriff auf die franz. Stellung wurde am frühen Morgen angetreten. Das franz. 4. Korps rückte schleunigst nach Lindenau, um diesen wichtigen Punkt zu behaupten. Bei Wachau eröffneten 48 russ. Geschütze des Prinzen von Württemberg die Schlacht und das Dorf wurde genommen. Die Franzosen fuhren dagegen auf dem Höhenzuge östlich von Wachau 100 Geschütze auf, deren verheerendes Feuer die russ. Infanterie zum Verlassen des Dorfes zwang. Gleichzeitig kämpfte Kleist um Markkleeberg; das von Klenau und Gortschakow angegriffene Liebertwolkwitz wurde durch die Franzosen glänzend verteidigt. Die Gefechte bei Connewitz nnd Lindenau blieben unentschieden.

So wütete die Schlacht auf allen Punkten, als Napoleon eintraf. Er versuchte durch einen Massenangriff die Mitte der Verbündeten zu durchbrechen, gleichzeitig aber ihren rechten Flügel zu umgehen; 8000 Reiter wurden unter Murat vereinigt und die Geschützreserve herbeigezogen. Das franz. 11. Korps hatte unterdessen den Kolmberg bei Liebertwolkwitz genommen und weitere Fortschritte gemacht. Gegen den linken Flügel hin gewannen die Verbündeten jedoch durch eine Attacke der österr. Kürassiere Feld. Nun setzte sich die Kavalleriemasse unter Murat in Bewegung, kam in ihrem Ansturm dem Hügel nahe, auf dem die verbündeten Monarchen hielten, ward dann aber geworfen und bis an ihre Batterien zurückgetrieben. Die franz. Angriffe auf Güldengossa und Seifertshain schlugen ebenfalls fehl. Bei Connewitz hatte Meerveldt den Übergang über die Pleiße zu erzwingen gesucht und war gefangen worden.

Unabhängig von diesen Gefechten wurde nördlich von L. die Schlacht von Möckern geschlagen. Marmont mit dem 6. Korps, auf die Mitwirkung des 3. rechnend, hatte bei dem Anmarsch der schles. Armee eine Defensivstellung, den linken Flügel an Möckern und die Elster, den rechten an den Rietzschkebach bei Eutritzsch gelehnt, besetzt. Die Schlacht begann um Mittag, Möckern wurde mehrmals genommen und verloren, worauf ein Häuserkampf entbrannte. Das Yorcksche Korps und die Russen rückten indessen gegen die Hauptstellung vor und gewannen durch Bajonettangriffe immer mehr Feld. Möckern wurde endlich ↔ erobert. Auf dem andern Flügel schwankte die Schlacht, bis sie durch einige Attacken der preuß. Kavallerie entschieden wurde. Die Franzosen zogen sich, zum Teil in voller Flucht, auf L. zurück; Gohlis und Eutritzsch aber blieben in ihrem Besitz. Das 6. Korps stellte sich bei Schönefeld wieder auf.

Der 17. Oktober (Sonntag) verging ruhig. Napoleon hatte den gefangenen General Meerveldt an den Kaiser von Österreich abgeschickt und hoffte auf Unterhandlungen, deren Ausbleiben ihn endlich von der Notwendigkeit des Rückzugs überzeugte. Er ließ daher in der Dunkelheit die Truppen südlich von L. näher an die Stadt heranrücken. Die Verbündeten beabsichtigten, die Ankunft der noch entfernten Teile ihrer Hauptarmee, der russ. Reservearmee und der Nordarmee, abzuwarten, um die Schlacht zu erneuern. Nur bei der schles. Armee fiel an diesem Tage ein Gefecht vor, in dem Blücher Gohlis und Eutritzsch nahm. Zu dieser Zeit traf das franz. 7. Korps (die Sachsen und eine franz. Division) bei L. ein und stellte sich zwischen Schönefeld und Abtnaundorf hinter der Parthe auf. Auch die Nordarmee langte endlich bei Breitenfeld an. In L. waren weder Anstalten zu kräftiger Verteidigung getroffen, noch für den Rückzug Brücken geschlagen. Die franz. Armee hatte aber in der Nacht zum 18. Okt. auf einer weiter nördlich gelegenen Landwelle ihre neue Stellung bezogen, die insofern bedenklich war, als sie im Falle der Niederlage den Rückzug nur durch die enge Stadt auf einer einzigen, mehrfach Brücken überschreitenden Dammstraße nach Lindenau gestattete.

Der 18. Oktober. Schwarzenbergs Heer war zum erneuten Augriff in drei Kolonnen geteilt. Die rechte Flügelkolonne unter Bennigsen brach früh auf, fand den Kolmberg verlassen und vertrieb die Franzosen aus den nur noch schwach besetzten Dörfern. Holzhausen wurde nach tapferer Gegenwehr erst um 2 Uhr nachmittags erstürmt. Die zweite Kolonne unter Barclay de Tolly, welcher die Monarchen folgten, fand Wachau verlassen, drängte die franz. Vortruppen gegen Probstheida zurück und rückte dann mit der dritten Kolonne unter dem Erbprinzen von Hessen-Homburg weiter vor, wodurch der Kreis um L. immer enger wurde. Bei Lindenau drangen die Franzosen nochmals vor, um die Rückzugslinie zu öffnen, und diese wurde ihnen nicht länger streitig gemacht. Bei Schönefeld, wo das russ. Korps von Langeron gegen Ney kämpfte, trat schon am Vormittag ein Teil der Sachsen, die leichte Reiterbrigade, zu den Verbündeten über, fast gleichzeitig auch die württemb. Kavallerie. Von der schles. Armee erhielt das russ. Korps von Sacken Befehl, Pfaffendorf zu nehmen und gegen das Hallesche Thor von L. vorzurücken; das preuß. Korps von Yorck folgte zur Unterstützung bis Gohlis. Die Franzosen leisteten auch hier tapfer Widerstand. Gegen 2 Uhr nachmittags erschien endlich die Nordarmee von Taucha her und erstürmte Paunsdorf. Zu dieser Zeit trat auch die sächs. Infanterie und Artillerie zu den Verbündeten über. Die entstandene Lücke wurde zwar schnell durch andere Truppen ausgefüllt, aber der Vorgang machte auf die Franzosen tiefen Eindruck. Das von Napoleon selbst verteidigte Probstheida konnte von den verzweifelt kämpfenden Preußen und Russen nicht genommen werden. Dagegen wurden Dölitz und Lößnig trotz Poniatowstis heldenmütigen Widerstande erobert. Von der schles. Armee erhielt Yorck Befehl, nach Halle zur Verfolgung

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 68.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 68.