Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leipzig (Stadt)'
Anmerkung: Fortsetzung von [Geschichte.]
Der Krieg von 1806 gab dem Handel in L. eine andere Richtung. Abgesehen von der Beschlagnahme der engl. Waren durch die
Franzosen, die mit 7 Mill. Frs. wieder erkauft werden mußten, hoben sich die Messen während der folgenden Jahre bedeutend.
Die größten Leiden brachte der Französisch-Russische Krieg über L. Ungeheure Scharen franz. und mit Frankreich verbündeter
Kriegsvölker gingen seit März 1812 durch die Stadt, die den Einquartierungen fast erlag. Am 31. März 1813 wurde sie von
russ. Truppen besetzt, die aber, bis auf eine geringe Besatzung, 30. April wieder abzogen, worauf 3. Mai, nach der Schlacht
bei Lützen, ein Korps Franzosen unter General Lauriston die Stadt besetzte, dem 4. Mai das Korps des Marschalls Ney folgte.
Seitdem hatte L. bis zur Völkerschlacht franz. Besatzung. Die Völkerschlacht
vom 16. bis 19. Okt. (s. unten) brachte furchtbare Schreckenstage über die Stadt und Umgegend.
Nach 1815 erholte L. sich bald wieder von den Drangsalen. Doch waren unter störenden Einflüssen, namentlich auch unter
dem Drucke des neuen preuß. Zollsystems von 1818, das Sachsen noch ausschloß, der Handel und der Wohlstand immer mehr
zurückgegangen. Im Sommer 1830 kam es zu Auflehnungen und Ruhestörungen, die 4. Sept. in offenen Tumult übergingen.
Infolge dieser Ereignisse ward 1831 die bisherige städtische Regierung durch einen neuen Magistrat und durch die neuen
Stadtverordneten ersetzt. Seit dem Anschlusse Sachsens an den Deutschen Zollverein (1. Jan. 1834) und infolge der
Anlegung von Eisenbahnen nahm L. einen höhern Aufschwung als jemals und wurde zugleich der Sitz des «Jungen Deutschland»,
wie eine der hervorragendsten Pflegstätten der deutschen Musik. Infolge des Verhaltens der Regierung gegen die sog.
«Lichtfreunde» kam es bei Anwesenheit des Prinzen Johann 12. Aug. 1845 zu Unruhen. Die Allgemeine Deutsche Wechselordnung
ist in L. durch die sog. Leipziger Konferenz im Herbst 1847 entworfen worden. Die
Bewegungen des J. 1848 berührten auch L. Neue Unruhen entstanden im Mai 1849. Bei dem Versuche, in der Nacht auf den
7. Mai Barrikaden zu errichten, kam es zu blutigen Zusammenstößen; doch war die Ruhe 7. Mai wiederhergestellt.
Vom 3. bis 5. Aug. 1863 wurde in L. das dritte Deutsche Turnfest begangen. Im Krieg von 1866 wurde die Stadt 19. Juni
durch preuß. Truppen besetzt, die auch nach dem Frieden noch bis 29. Dez. 1867 in L. blieben. Eine neue Bedeutung erhielt
die Stadt mit der Eröffnung des Reichsoberhandelsgerichts 1869, das sich 1879 in das Reichsgericht verwandelte.
1897 soll eine Sächsisch-Thüringische Gewerbe- und Industrieausstellung abgehalten werden.
Litteratur. Dolz, Versuch einer Geschichte L.s (Lpz. 1818); Gretschel, Beiträge
zur Geschichte L.s (ebd. 1835); Große, Geschichte der Stadt L. (2 Bde., ebd. 1837‒42); Sparfeld, Chronik der Stadt
L. (2. Aufl., ebd. 1851); Kneschke, Zur Geschichte des Theaters und der Musik in L. (ebd. 1864); ders., L. seit 100
Jahren (2. Aufl., ebd. 1870); Urkundenbuch der Stadt L. im «Codex diplomaticus Saxoniae regiae Ⅱ»,
Bd. 8, 9, 10 u. 16 (hg. von K. F. von Posern-Klett und J. Förstemann, ebd. 1868‒96); Moser, Leipziger
Marksteine. Wanderung durch die Geschichte L.s (ebd. 1873); ders., Chronik der Stadt L. und ihrer Umgebung
(ebd. 1877) und andere Schriften des Verfassers; Wuttke, Geschichte L.s und seiner Umgebung bis zum Ende des
13. Jahrh. (in Bd. 1 der ↔ «Schriften des Vereins für die Geschichte L.s», ebd. 1873);
Wustmann, Aus L.s Vergangenheit (ebd. 1885); ders., Quellen zur Geschichte L.s, Bd. 1 u. 2 (ebd. 1889‒95);
ders., L. durch drei Jahrhunderte (ebd. 1891); G. H. Müller, Das Stadttheater zu L. 1862‒87 (ebd. 1887);
Festschrift zur 28. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in L. (1887); L. und seine Bauten.
Zur 10. Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieurvereine (ebd. 1892); (Gensel),
Rückblick auf die 25jährige Thätigkeit der Handelskammer von 1868 bis 1893 (ebd. 1893); Mitteilungen des
Statistischen Amtes der Stadt L. (Heft 1‒23, 1868‒93); Hasse, Die Stadt L. und ihre Umgebung, geographisch
und statistisch beschrieben (mit andern, ebd. 1878); ders., Geschichte der Leipziger Messen (ebd. 1885);
Verwaltungsbericht der Stadt L. 1884‒94 (ebd. 1886-96).
Die Schlacht bei Leipzig. Die Gegend von L. ist wiederholt der Schauplatz
großer Schlachten gewesen. Zwei Schlachten (7. [17.] Sept. 1631 und 2. Nov. [23. Okt. alten Stils] 1642)
gehören dem Dreißigjährigen Kriege an (s. Breitenfeld). Von der Reihe von Gefechten
und Schlachten vom 14. bis 20. Okt. 1813 bezeichnet man die vom 16. bis 18. Okt. meist als die
Völkerschlacht von Leipzig (bataille des geánts
bei den Franzosen), (hierzu Karte: Die Völkerschlacht von Leipzig.)
Auf die Kunde vom Vorrücken der schles. Armee hinter die Saale, von dem Elbübergang der Nordarmee
und dem Hinaustreten der böhm. Hauptarmee aus dem Erzgebirge (s. Russisch-Deutsch-Französischer Krieg von 1812 bis 1815)
beschloß Napoleon, der 7. Okt. 1813 von Dresden nach Düben gegangen war, seine Truppen 13. Okt.
gegen L. in Marsch zu setzen. Murat mit drei Armeekorps und dem 4. Artilleriekorps war unterdessen vor
der böhm. Armee fechtend zurückgewichen und hatte im S. der Stadt Stellung genommen. Eine Rekognoscierung
Wittgensteins ihm gegenüber führte 14. Okt. zu dem für die Verbündeten glücklichen großen
Reitergefecht bei Liebertwolkwitz.
Napoleon, der 14. Okt. in L. eingetroffen war, ließ seine Truppen in die für die Schlacht bestimmten
Stellungen auf der Landwelle Liebertwolkwitz-Wachau-Markkleeberg rücken; gegen die schles. Armee stellte
er nur das Armeekorps Marmonts im Nordwesten auf. Fürst Schwarzenberg, der den Oberbefehl über das
verbündete Heer führte, traf für den 16. Okt. folgende Anordnungen: Das 3. Korps (Gyulay) sollte von
Markranstädt gegen L. vorrücken und mit der Blücherschen Armee Verbindung suchen; das 2. Korps
(Meerveldt) war von Zwenkau her zum Angriff auf Connewitz bestimmt, um von hier die Hauptstellung
des Feindes im Rücken zu fassen, gegen welche Wittgenstein mit drei Korps vorgehen sollte. Die Stärke
der böhm. Armee betrug, da mehrere Korps noch zurück waren, gegen 134000 Mann. Die schles. Armee,
60000 Mann stark, sollte von Schkeuditz angreifen. Es wurde dabei auf die Mitwirkung der Nordarmee,
50000 Mann, gerechnet; diese hatte aber bei Halle Halt gemacht, und der Kronprinz von Schweden war
wenig zum Schlagen geneigt. Napoleon hoffte noch auf den Sieg über die vereinzelten Heere der Verbündeten.
Doch war er in Unkenntnis über seine Gegner, namentlich über die schles. Armee.
Der 16. Oktober. Napoleon hatte südlich von L. drei Armeekorps
auf der Linie von Connewitz über Markkleeberg und Wachau bis Liebertwolkwitz
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 67.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 67.