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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ligroïn; Ligue; Ligula; Ligularbildungen; Ligulatus; Liguliflorae; Liguori; Liguorianer; Ligurien; Ligurische Republik

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Ligroin - Ligurische Republik.

manns, 83,000 Mann (das Korps Bülows erreichte das Schlachtfeld nicht mehr), standen bei den Dörfern L., St.-Amand und Bry zu beiden Seiten eines von einer Thalschlucht gebildeten Defilees, Zieten und Pirch westlich, Thielmann auf dem linken Flügel östlich desselben. Der Rückzug nach der Maas sowie die Verbindung mit Wellington war gesichert; der letztere hatte überdies die Zusage gegeben, von Quatrebras her vorzurücken und an der Schlacht teilzunehmen. Napoleon rückte erst spät gegen den Feind an, und erst nach 2 Uhr erfolgte der erste Angriff auf die preußische Stellung. Es entspann sich nun ein vierstündiger erbitterter Kampf um die Dörfer St.-Amand und besonders um L., der von beiden Seiten mit bewunderungswürdiger Ausdauer geführt wurde. Doch verbrauchte Blücher, der sich nicht auf die Defensive beschränkte, durch hitzige Angriffe seine Truppen allzu rasch, so daß er schließlich bloß noch acht frische Bataillone hatte, während die Franzosen, die sich überdies im Dorfgefecht überlegen zeigten, ihre Kräfte besser schonten. Napoleon beschloß nun 8 Uhr abends, mit der Garde und der schweren Reiterei einen Stoß auf L. zu versuchen. L. wurde erstürmt, das feindliche Zentrum durchbrochen und die von allen Seiten zusammengedrängten preußischen Vierecke durch Milhauds Kürassiere niedergeritten. In dieser Krise setzte sich Blücher selbst an die Spitze der wenigen noch vorhandenen Reiterei und versuchte Milhaud zurückzuwerfen, allein er selbst stürzte und verdankte nur der Dunkelheit und der Entschlossenheit seines Adjutanten Nostitz seine Rettung. Die Preußen begannen, durch die hereinbrechende Nacht gedeckt, den Rückzug in geschlossenen Vierecken gegen Tilly hin. Sie verloren 12,000 Mann an Toten und Verwundeten und 21 Geschütze, während der Verlust der Franzosen sich auf 8000 Mann belief, und waren entschieden geschlagen. Aber der Eindruck der Niederlage wurde sofort verwischt durch die Art, wie sie den Rückzug ordneten und 40 Stunden später entscheidend in Wellingtons Kampf mit Napoleon eingriffen. Vgl. v. Treuenfeld, Die Tage von L. und Belle-Alliance (Hannov. 1880).

Ligroïn, s. Erdöl, S. 767.

Ligue, s. Liga.

Ligula (lat.), in der Botanik das Blatthäutchen, eine quer über den Grund des Blattes laufende Hautleiste, besonders an den Blättern der Gräser.

Ligularbildungen, die vertikalen Ausgliederungen des Blattes auf der Grenze zwischen Blattscheide und übrigem Blatte. Durch dieselben zeichnen sich die Blätter der Gräser (s. Ligula) und manche Blumenblätter, z. B. die der Silaneen, aus. Auf Blumenblättern stehende L. bezeichnet man als Nebenkrone, die besonders bei der Narzisse als besonders gefärbter schüsselförmiger Teil in der Mitte der Blumenkrone hervortritt. Auch die Blatttuten (s. d.) sind eine Ligularbildung.

Ligulatus (lat.), in der Botanik s. v. w. bandförmig.

Liguliflorae, s. v. w. Zungenblütige, s. Kompositen.

Liguori, Alfonso Maria de, Stifter der Liguorianer oder Redemptoristen (s. d.), geb. 1696 zu Neapel, studierte anfangs die Rechte, dann Theologie, ließ sich 1726 zum Priester weihen und gründete 1732 zu Villa Scala mit päpstlicher Erlaubnis einen klösterlichen Verein des allerheiligsten Erlösers (Congregazione del San Redentore), dessen Glieder sich dem Dienste der Ärmsten und Verlassenen im Volk widmen sollten. Obwohl L. 1762 Bischof von Sant' Agata de' Goti in der Provinz Principato ulteriore wurde, zog er sich doch 1775 in die von ihm gestiftete Kongregation zu Nocera, San Michele dei Pagani, zurück, wo er 1. Aug. 1787 starb. Er ward 1816 selig, 1839 heilig gesprochen und der 2. August ihm geweiht; 1871 wurde er zum "Lehrer der gesamten Kirche" proklamiert. Seine Schriften sind oft herausgegeben worden, am besten in 8 Bänden (Turin 1845), deutsch in 42 Bänden (Regensb. 1842-47); seine "Theologia moralis" besonders von Haringer (2. Aufl., das. 1881, 8 Bde.). Sein Leben beschrieben Jeancard (deutsch, 2. Aufl., Regensb. 1857) u. Gisler (Einsiedeln 1887).

Liguorianer, s. Redemptoristen.

Ligurien, das Land der Ligurer, eines politisch nie geeinigten Volkes in Oberitalien, über dessen ethnographische Zugehörigkeit bis jetzt nichts Sicheres ermittelt worden ist; fest steht nur, daß sie weder Kelten noch Iberer waren, obschon sie denselben im Äußern glichen. Die Sikuler im S. Italiens, einst Urbewohner von Latium und Kampanien, waren ligurischen Stammes. Daß diese Ligurer oder (griech.) Ligyer in den ältesten Zeiten ein mächtiges Volk waren, sehen wir daraus, daß Eratosthenes die ganze westliche Halbinsel Europas die ligustische nennt, daß Herodot sie in der Gegend von Massilia kennt, und daß man dem ganzen Meer südlich von Gallien den Namen des Ligurischen oder Ligustischen Meers beilegte, welcher später nur dem östlichen Teil desselben verblieb. Das in der ältesten Zeit von den Ligyern bewohnte Küstenland am Mittelmeer umfaßte westlich die Rhônemündungen, östlich die Küsten Tyrrheniens; spätere Schriftsteller beschränken die Ausdehnung des Volkes beiderseits bedeutend. Augustus stellte den Umfang Liguriens so fest, daß im W. der Varus (Var) und die Alpen bis zum Vesulus (Monte Viso), im N. der Padus (Po) bis in die Gegend der Ticinusmündung und im O. der Macra (Magra) die Grenzen bildeten. Erst nach langwierigen Kämpfen, welche fast das ganze zweite vorchristliche Jahrhundert hindurch dauerten, unterwarfen sich die Römer das Volk. Die Ligurer waren ebenso gute Jäger wie tüchtige Krieger und besonders gute Schleuderer. Auch als Seefahrer gewandt und geübt, trieben sie auf kleinen und schlechten Fahrzeugen bis zu den Säulen des Herkules Schiffahrt und Seeräuberei. Ihre Hauptbeschäftigung aber war Viehzucht. Sie brachten Schlachtvieh, Häute, Pferde und Maultiere, Wachs, Honig, Leibröcke und Kriegsmäntel zur Ausfuhr und zwar von Genua aus, ihrem Hauptmarkt, wo sie auch ihre Bedürfnisse, namentlich Öl und Getreide, holten. Ihre wichtigsten Ortschaften waren außer Genua: Nicäa (Nizza), Savo (Savona), Asta (Asti) und Dertona (Tortona); ihre wichtigsten Stämme innerhalb Italiens die Friniates, Apuani, Ingauni, Intemelii, Taurini etc. S. Karte bei "Italia". - Die Landschaft L. umfaßt gegenwärtig die Provinzen Genua und Porto Maurizio mit einem Flächenraum von 5282 qkm (nach Strelbitsky 5407 qkm oder 98,2 QM.) und (1881) 892,373 Einw. (Näheres s. unter den einzelnen Provinzen.)

Ligurische Republik, Name der Republik Genua seit der Konvention, welche dieselbe 6. Juni 1797 mit Bonaparte schloß, und infolge deren ihre bisherige aristokratische Verfassung in eine demokratische verwandelt wurde. Dieselbe trat 1. Jan. 1798 in Kraft. Die oberste Verwaltung führte ein Direktorium von fünf Mitgliedern, dem ein Ministerium zur Seite stand. Der Gesetzgebende Körper zerfiel in den Rat der Alten und in den Rat der Sechziger. Beide Räte wählten die Mitglieder des Direktoriums. Ein Schutz- und Trutzbündnis mit Frankreich sollte das Bestehen