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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Malvaceen; Malvasīa; Malvasíer; Malvenblumen; Malvenrost; Malvern; Malversation; Malwa; Maly; Malz

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Malvaceen - Malz.

schildförmigen, meist siebenlappigen, wellig-krausen Blättern und weißlichen, purpurn überlaufenen Blüten, ist ein Sommergewächs in Syrien, in Deutschland gemeines Gartengewächs und auch verwildert vorkommend. Der faserige Stengel liefert Bastfasern und die jungen Blätter Gemüse. M. vulgaris Fries (M. rotundifolia Bauh., Käse-, Gänse- oder Hasenpappel), ein- oder dreijährig, mit herzförmig rundlichen Blättern und gehäuften, kleinen, weißen, purpurrot geäderten Blüten, wächst in Europa, Mittelasien und Nordamerika. Die geruchlosen und fade schmeckenden Blätter enthalten viel Schleim und sind als einhüllende und Schleimabsonderung befördernde Mittel offizinell. M. sylvestris L. (Waldmalve, Roßmalve, Roßpappel, Hanfpappel), mit rauhhaarigen, fünf- bis siebenlappigen Blättern und Blütenstielen und gehäuften, blaßroten, dunkler geäderten Blüten, hat dieselbe Verbreitung wie die vorige. Über Stock- oder Rosenmalve s. Althaea.

Malvaceen (Malvengewächse), dikotyle Familie aus der Ordnung der Kolumniferen, Kräuter, Halbsträucher, Sträucher, seltener Bäume, mit oft stark behaarten grünen Teilen. Die Blätter sind wechselständig, mit Nebenblättern versehen, gestielt, handnervig, ganz oder handförmig gelappt, in der Knospe fächerförmig gefaltet. Die vollständigen, regelmäßigen Blüten stehen einzeln oder zu mehreren achselständig, bisweilen in traubiger oder rispiger Anordnung. Der Kelch ist fünfblätterig oder fünfspaltig, mit in der Knospe klappig liegenden Abschnitten, gewöhnlich auswendig mit einem Außenkelch versehen. Die Blumenblätter stehen abwechselnd mit den Kelchblättern auf dem Blütenboden, sind kurz genagelt, am Grund mit der Staubgefäßröhre verwachsen, in der Knospenlage gedreht. Die Staubgefäße bilden eine das Pistill umgebende Röhre, welche an der Spitze und unterhalb derselben sich in zahlreiche Staubfäden auflöst, deren jeder eine einfächerige, nierenförmige, mit halbkreisförmiger Spalte sich öffnende Anthere trägt, und die in der Regel durch mehrfache Spaltung aus fünf Staubblattanlagen hervorgehen. Das oberständige Pistill besteht aus drei bis vielen Karpellen, welche ebenso viele Fächer bilden, die sich im Kreis oder in übereinander stehenden Reihen um die Mittelsäule gruppieren und meist je eine Samenknospe im Innenwinkel enthalten. Die Mittelsäule erhebt sich weit über die Fächer und spaltet sich oben in ebenso viele Griffel mit einfachen Narben. Die Frucht spaltet sich in so viele Teile, als Fächer vorhanden sind, welche sich von der Mittelsäule ablösen, oder sie bleibt ganz und bildet eine fachspaltige Kapsel, selten eine Nuß oder Beere. Die nierenförmigen Samen haben eine krustige, oft rauhe, bisweilen mit reichlichen, wollartigen Haaren (Baumwolle) besetzte Schale; sie enthalten ein spärliches Endosperm und einen gekrümmten Keimling mit zusammengefalteten, blattartigen Kotyledonen. Von den mehr als 700 Arten ist die Mehrzahl in den Tropen einheimisch, in den gemäßigten Zonen ist die Zahl weit geringer, den kalten Zonen fehlen sie. Alle sind in den vegetativen Teilen reich an Schleim, daher mehrere als erweichende und einhüllende Heilmittel im Gebrauch sind, z. B. Althaea officinalis L. Die an fettem Öl reichen Samen mancher Arten sind genießbar. Zu den M. gehört auch die Baumwollstaude (Gossypium). Die nahe verwandte Familie der Bombaceen wird von Bentham und Hooker zu den M. gestellt. Vgl. Baillon, Histoire des plantes, Bd. 4.

Malvasīa (Napoli di M.), s. Monemvasia.

Malvasíer (engl. Malmsey), griech. Likörwein, nach der Stadt Napoli di Malvasia in Lakonien benannt (s. Griechische Weine). Auch Weine von Tinos, Madeira (s. Madeirawein), den Azoren, Teneriffa, Sardinien und Sizilien gehen unter dem Namen M. (s. Kanarienweine). Ein trefflicher M. wächst bei Martigny im Kanton Wallis.

Malvenblumen, im Handel die dunkelroten Blüten der Althaea rosea.

Malvenrost, s. Rostpilze.

Malvern (Great M.), Stadt in Worcestershire (England), malerisch am Ostabhang der 426 m hohen Malvernhügel gelegen, mit (1881) 5847 Einw., hat vorzügliches Quellwasser und ist Hauptsitz der Kaltwasserheilanstalten Englands.

Malversation (franz.), Veruntreuung, Unterschleif.

Malwa, Landschaft in Zentralindien, die im N. von dem eigentlichen Hindostan, im O. von Bandelkand ^[richtig: Bandelkhand], im S. von Dekhan und im W. von Radschputana begrenzt wird, ein gegen NO. gesenktes Tafelland, das von den Windhya-, Dungar-, Salambhar- und Arawalibergen eingeschlossen und den Flüssen Narbada, Mahi, Sind, Betra und Tschambal bewässert wird. Es begreift die Marathenstaaten Gwalior und Indor, ferner Bhopal und Dewas nebst einer großen Zahl kleinerer und deckt sich etwa mit dem Zentralindischen Agenturbezirk (s. d.). Der Boden ist sehr fruchtbar, und der Mohnbau zur Opiumbereitung liefert bedeutende Summen in den indischen Staatsschatz, da das hier produzierte Opium (jährlich an 37,000 Kisten) eine Abgabe von 70 Pfd. Sterl. pro Kiste zahlt. Die Bewohner von M. bestehen aus Bhil, Gond, Radschputen und Repräsentanten fast aller Hindustämme, die sich mit den Ureinwohnern vermischt haben. Die Landschaft M. stand ursprünglich unter Hinduherrschern, wurde dann von den mohammedanischen Herrschern von Dehli unterworfen und beim Fall des Mogulreichs in mehrere Fürstentümer zerstückelt, welche 1817 unter englische Botmäßigkeit kamen.

Maly (slaw.), in zusammengesetzten Ortsnamen oft vorkommend, bedeutet "klein".

Malz (lat. maltum), einem unterbrochenen Keimungsprozeß unterworfenes Getreide, welches durch diese Behandlung in hohem Grade die Eigenschaft erlangt, die in ihm enthaltene Stärke und selbst noch größere Mengen von letzterer in Dextrin und Zucker zu verwandeln. Man bereitet das M. namentlich für die Zwecke der Bierbrauerei und Branntweinbrennerei und zieht die Gerste allen andern Getreidearten vor, weil sie jene zuckerbildende Kraft in besonders hohem Grad erreicht. Die Malzbereitung beginnt mit dem Einweichen oder Einquellen, zu welchem Zweck man die möglichst gleichartige Gerste einige Zentimeter hoch mit Wasser übergießt und die schwimmenden tauben oder beschädigten Körner abschöpft (Abschöpfgerste zu Viehfutter). Das Wasser reinigt die Gerste und löst aus der strohigen Samenschale Extraktivstoffe, welche leicht in Gärung und Fäulnis übergehen, so daß man das Wasser wiederholt wechseln muß. Nach 2-7 Tagen hat die Gerste 40-50 Proz. Wasser aufgenommen, ihr Volumen um 18-24 Proz. vergrößert, aber um 1-2 Proz. an Gewicht verloren. Man läßt sie abtropfen und bringt sie auf die Malztenne (Haufentenne, Wachskeller), um die Keimung einzuleiten. Hierbei nimmt zunächst die Quantität der löslichen Kleberstoffe zu, und gleichzeitig beginnt die Dextrin- und Zuckerbildung. Diese Umwandlung unlöslicher in lösliche Stoffe ermöglicht die Entwickelung des Keims,