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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Malzdarre - Mamertinisches Gefängnis.

sistenz einkocht, dann die Masse auf eine Marmorplatte ausgießt und zerschneidet. Nicht selten fehlt den M. des Handels der Malzgehalt völlig.

Malzdarre, s. Malz.

Malzeichen, eingeätzte farbige Figuren oder Namenszüge an einzelnen Körperteilen, z. B. auf den Backen, der Stirn, den Armen etc. In den ältesten Zeiten pflegten Sklaven den Namenszug ihres Herrn, Soldaten den ihres Anführers oder irgend ein andres Korpszeichen, Götzendiener den Namen ihres Abgotts sich einzuätzen. Verschieden hiervon sind die Schand- und Strafmale der Verbrecher, der Kriegsgefangenen etc. Auch als Zeichen der Trauer ritzte man sich solche M. in die Haut, was schon Moses ebenso wie das Einätzen der Götzenbilder verbieten mußte. Vgl. Tättowierung.

Mälzels Metronom, s. Taktmesser.

Malzextrakt (Extractum Malti), zur starken Honigkonsistenz eingedampfter wässeriger Auszug von Malz. Man bereitet den letztern, indem man das geschrotene Malz mit dem gleichen Gewicht Wasser drei Stunden maceriert, dann ebenso lange mit 4 Teilen Wasser bei einer 75° nicht erreichenden Temperatur digeriert, endlich aufkocht und abpreßt. Den Auszug reinigt man durch Aufkochen mit Eiweiß, koliert und verdampft im Vakuum. Das noch warme Extrakt mischt man mit 5 Proz. Glycerin, auch bedeckt man seine Oberfläche in der Flasche mit einigen Tropfen Glycerin. Das M. schmeckt schleimig süßlich, riecht brotartig und besteht aus Dextrin, Zucker, wenig Eiweißstoffen und Phosphaten des Kalks und der Magnesia. Es ist ein leichtverdauliches Nahrungsmittel, wirkt mild belebend auf die Verdauung und beruhigend bei Reizungszuständen der Respirations- und Verdauungsorgane. Man gibt es, zu 1-2 Theelöffeln in Bier, Fleischbrühe, Wasser gelöst, einigemal des Tags. Ein vorzügliches Eisenmittel ist das Extractum Malti ferratum, aus 95 Teilen M., 2 Teilen Ferrum pyrophosphoricum cum Ammonio citrico und 3 Teilen Wasser bereitet. Es enthält 0,36 Proz. Eisen. M. von geringerer Konzentration verdirbt leicht, geht in Gärung über und wird sauer. Der Handel mit Geheimmitteln hat in neuerer Zeit als M. Präparate in den Handel gebracht, die im wesentlichen nichts andres sind als dunkle Biere von oft sehr zweifelhaftem Gehalt. Sie enthalten Abkochungen von Pflanzen, denen irgend eine Heilwirkung kaum zugeschrieben werden kann, und werden zu Preisen verkauft, welche sehr weit über ihren reellen Wert hinausgehen.

Malzsirup, Malzextrakt von Sirupskonsistenz.

Malzsurrogate, s. Bier, S. 914.

Malzteig, s. Bier, S. 914.

Mamadysch, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kasan, an der Wjatka, mit 2 griechisch-kath. Kirchen und (1885) 4916 Einw.

Mämakterĭon, der fünfte Monat des attischen Kalenders, in welchem zu Ehren des Zeus (der als Gott der Winde den Beinamen Mämaktos, "der Tobende", hatte) das Fest der Mämakterien gefeiert wurde.

Mamalucos, s. Farbige.

Mambunda, Volk, s. Marutse-Mambunda.

Mamelucken (Mamlukken, arab., "Sklaven"), die Leibwache orientalischer Herrscher. Schon der Kalif Almutassim (833-842) hatte eine Leibwache von 70,000 Mann. Im 13. Jahrh. kaufte der Sultan Nedschem Eddin (Ejub) von Ägypten von den Mongolen 12,000 Kriegsgefangene aus Turan und dem Kaukasus und bildete hieraus das Korps der M., die wegen ihrer kriegerischen Tüchtigkeit bald allgemein gefürchtet waren, aber ebenso oft auch ihren eignen Herren durch ihre Einmischung in die Regierungsangelegenheiten und ihre Neigung zu Empörungen lästig wurden. Als Moadham III. Turan Schah 1250 mit dem Kreuzfahrerheer Ludwigs IX. von Frankreich einen Vertrag abschloß, ohne vorher die M. zu Rate zu ziehen, ermordeten ihn diese und wählten an seine Stelle aus ihrer Mitte Moos Ibegh (Eibek), womit die Herrschaft der M. in Ägypten begann. Der Dynastie der Bahariden folgte 1382 die der Bordschiten. Als 1517 Selim I. Ägypten eroberte, setzte er zwar einen Pascha über das Land, mußte aber auch die 24 Mameluckenbeis als Statthalter der verschiedenen Provinzen des Landes fortbestehen lassen, und diese rissen denn auch bald wieder die ganze Regierungsgewalt an sich. Seit der Mitte des 18. Jahrh. übten die M. durch ihre Anzahl und ihre Reichtümer ein solches Übergewicht im Land aus, daß der von der Pforte ernannte Pascha ganz von ihnen abhing, fast alle höhern Staatsämter in ihrem Besitz waren und ihre Beis, besonders seit Ali Bei (1763-73), fast unumschränkte Beherrscher Ägyptens waren. Die Zahl der durch ganz Ägypten zerstreuten M. betrug ungefähr 10-12,000, und sie ergänzten sich meist durch kaukasische Sklaven. Erst Napoleons I. Feldzug nach Ägypten (1798-99) brach ihre Macht. Sie wurden unter ihren mächtigsten Beis, Murad und Ibrahim, mehreremal geschlagen, vor allem in der berühmten Pyramidenschlacht 21. Juli 1798. Napoleon nahm auch eine Anzahl M. in seinen Dienst und brachte sie mit nach Frankreich, wo sie seit 1804 in ihrem orientalischen Kostüm eine Kompanie der kaiserlichen Garde bildeten. Zwar wollten die M. nach dem Abzug der Franzosen ihre soldatische Herrschaft erneuern; der Pascha Mehemed Ali zwang sie jedoch zur Unterwerfung und ließ dann ihre Häupter, die er zu einer Feierlichkeit eingeladen hatte, 470 an der Zahl, treulos ermorden (1. März 1811). Vgl. Quatremère, Histoire des sultans mamlouks, traduite de Makrizi (Par. 1837-41, 4 Bde.).

Mamers (spr. -mähr), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Sarthe, an der Dive und der Westbahn, hat 2 Kirchen aus dem 16. Jahrh., (1886) 4866 Einw., Leinwandfabrikation, Mühlenbetrieb, einen Gerichtshof und ein Handelsgericht, eine Bibliothek und geologische Sammlung.

Mamers, Nebenform für Mars (s. d.).

Mamertīner ("Söhne des Mamers oder Mars"), kampan. Söldner, hatten den Syrakusanern unter Agathokles gedient und bemächtigten sich nach dessen Tod (289 v. Chr.) der Stadt Messana, wo sie einen Räuberstaat bildeten. Von Hieron, dem König von Syrakus, 266 bei Mylä besiegt, nahm eine Partei der M. Karthager zum Schutz in die Stadt auf, während sich eine andre an die Römer wendete. Dies gab die Veranlassung zum ersten Punischen Krieg, indem die Römer die erbetene Hilfe leisteten und dadurch mit den Karthagern in Krieg verwickelt wurden.

Mamertīnisches Gefängnis (Carcer Tullianum), der berüchtigte, noch vorhandene Kerker des alten Rom, an der Nordecke des Forums unter der Kirche San Giuseppe de' Falegnami gelegen, der älteste (noch etruskische) Bau der Stadt. Derselbe besteht aus zwei übereinander liegenden Gemächern, deren jedes ursprünglich nur eine runde Öffnung in der Decke hatte (das untere mit einer Quelle, daher wahrscheinlich ein ehemaliges, in den Felsen des Bergs gehauenes Brunnenhaus), und war für Staatsverbrecher, kriegsgefangene Fürsten etc. bestimmt, die hier erdrosselt oder dem Hungertod preisgegeben wurden. Nach der Tradition verbrachten auch die Apostel Petrus