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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Malvaceen - Malzdarren

lichen Blumenblättern, an Wegen, Mauern, in Dörfern gemein. Ihres Schleimgehaltes wegen waren Blätter und Blüten dieser drei Arten früher offizinell, jetzt nur noch die der erstgenannten. Mehrere Arten werden als Zierpflanzen im Garten gezogen, so M. moschata L., mit 60-80 cm langen Stengeln und schonen großen, nach Bisam duftenden, weißen oder rosenroten Blumen, eine hübsche Zierpflanze für die Rabatte, und M. crispa L., nicht nur in Deutschland, sondern auch in Syrien gefunden, mit 2-3 m hohen, starken Stengeln und großen, schönen, eckigen, am Rande wellenförmig-krausen Blättern, welche gern zur Verzierung der Fruchtkörbe und Tischplatten benutzt werden. Die bläulichrötlichen oder weißlichen Blüten sind ziemlich unbedeutend. Die Garten- oder Stockmalve gehört zur Gattung Althaea (s. d.).

Malvaceen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Columniferen (s. d.) mit gegen 700 über die ganze Erde zerstreuten, vornehmlich aber tropischen Arten, krautartige Pflanzen, Sträucher oder Bäume mit ungeteilten oder handförmigen Blättern und ansehnlichen, meist lebhaft rot, violett oder gelb gefärbten Blüten. Die Staubgefäße sind miteinander zu einer Röhre verwachsen. Die Frucht ist meist eine trockne Kapsel. Zahlreiche Arten sind Zierpflanzen, so aus der Gattung Malva. (s. d.), oder sie finden verschiedenartige technische Verwendung, vor allem die Baumwollstaude (s. Baumwolle).

Malvaglia (spr. -wallja), Hauptort des Bleniothals im schweiz. Kanton Tessin, s. Brenno.

Malvasia, s. Monemvasia.

Malvasier (frz. Malvoisie, engl. Malmsey), ursprünglich der bei Monemvasia oder Napoli di Malvasia an der Ostküste von Morea gewonnene und im Mittelalter sehr geschätzte Wein. Wiewohl dieser dort nicht mehr zu finden, ist doch die Rebe nicht verloren gegangen, sondern nach Santorin und andern Inseln des Griechischen Archipelagus verpflanzt worden sowie auch nach Cypern und Kreta. Den im Handel gewöhnlich vorkommenden M. liefern außer den griech. Inseln Portugal (Dourothal), Teneriffa, die Azoren, die Liparischen Inseln, Sardinien, Sicilien und die Provence. Ein vortrefflicher M. wächst auch bei Martigny im schweiz. Kanton Wallis.

Malve, Pflanzengattung, s. Malva.

Malverfahren, rationelle, s. Deutsche Gesellschaft zur Beförderung rationeller Malverfahren.

Malvern, Great-Malvern, Stadt in der engl. Grafschaft Worcester, 14 km im SW. von Worcester gelegen, ist wegen ihrer schönen Lage, reinen Luft und ihrer Gesundbrunnen ein vielbesuchter Badeort, hat (1891) 6107 E., Villen, Hotels, ein College (1863 gegründet, 25 Lehrer) und Reste einer Priorei. Auch die fünf Dörfer M. Link (3765 E.), M. Wells u. s. w. sind Badeorte. M. liegt in den Malvern-Hills, einer Hügelkette zwischen Severn und Wye, die im North-Hill 404, im Worccster Beacon 440 m erreicht.

Malversation (frz.), Veruntreuung, s. Unterschlagung.

Malvinas, Las, s. Falklandinseln.

Malvoisie (frz., spr. -wŏasih), Wein, s. Malvasier.

Malwa, Landschaft in Britisch-Ostindien, im N. vom Windhjagebirge, der fruchtbarste Teil Centralindiens (s. d.). Die Haupterzeugnisse sind Mohrhirse, Weizen, Gerste, Reis, Mais, echte oder Fennichhirse, Hülsenfrüchte, Hanf, Baumwolle, Zuckerrohr, Albaum (Morinda citrifolia L.) und Opium. Die Gesamtausfuhr von Malwaopium beträgt jährlich (über Bombay) 37 000 Kisten oder etwa 1 400 000 kg. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Mahratten (meist Hindu), sowie aus den ackerbautreibenden Stämmen der Sondia, Radschputen, Bhil, Kuturi, Andschna und Ahir, zu denen noch die überall zerstreuten, aus Mewar oder Udaipur eingewanderten diebischen Moghia kommen. - Die Provinz M. bildet den südl. Teil von Centralindien. Die Hauptstaaten sind: Indaur (s. d.), Bhopal (s. d.), Dhar (s. d.), Ratlam, Dschaora, Radschgarh, Narsinghgarh und der Distrikt Nimatsch in Gwaliar. - 1309 fiel M. in die Hände der Mohammedaner. Nach dem Sturze der Tughlakdynastie machte der Vicekönig Dilawar Chan Ghori sich selbständig. Unter ihm und seinen Nachkommen bewahrte M. seine Unabhängigkeit 130 Jahre, bis Akbar der Große es annektierte. Es bildete eine Provinz seines Reichs, bis die Mahratten die Herrschaft erhielten, denen 1817 die Engländer folgten.

Malwinen, s. Falklandinseln.

Maly (slaw.), s. Malo...

Malz, Rohmaterial der Bierbrauerei und Spiritusfabrikation, entsteht aus Getreide-, meist Gerstenkörnern, die künstlich zum Keimen gebracht sind, deren Keimungsprozeß jedoch in einem bestimmten Stadium unterbrochen ist. Zweck der Keimung ist die Gewinnung eines chem. Ferments, der Diastase (s. d.), das die Fähigkeit besitzt, Stärkemehl zu lösen, um es in gärungsfähigen Zucker, Maltose, zu verwandeln. Am wirksamsten ist das M. unmittelbar nach genügend weit fortgeschrittener Keimung, wenn bei Gerste das Blättchen unter der Hülse bis nahe an das entgegengesetzte Ende des Kornes gerückt ist. Man verwendet es daher in diesem Zustande, als Grünmalz (s. d.), in der Spiritusfabrikation, wo es darauf ankommt, mit möglichst wenig M. möglichst viel Stärkemehl zu verzuckern. Wird das Grünmalz durch Ausbreiten in dünne Schichten und wiederholtes Umschaufeln getrocknet und dadurch im Keimen gestört, so heißt es Luftmalz oder Schwelchmalz. Bei der Bereitung des Biers macht man jedoch von dem Darrmalz Gebrauch, das noch eine zur Verzuckerung des im M. enthaltenen Stärkemehls vollauf ausreichende Menge von Diastase enthält, worin aber durch das Darren Stoffe gebildet worden sind, die zum Wohlgeschmack des Biers wesentlich beitragen. Das zum Färben der dunklen Biere bestimmte Färbmalz wird nach dem Darren in rotierenden eisernen Cylindern über freiem Feuer geröstet. Krystallmalz ist ein Farbmalz, dessen Inneres eine glasige Beschaffenheit hat und das durch vorsichtiges Rösten von Grünmalz oder wieder befeuchtetem Darrmalz gewonnen wurde. Das M. wird entweder in den Brauereien selbst bereitet oder in besondern Malzfabriken, welche für Erzeugung eines gleichmäßigen Produktes bessere Garantie bieten. Über die Bereitung des M. s. Bier und Bierbrauerei (Bd. 2, S. 993 fg.); vgl. Malzdarren. - Vgl. K. Weber, Die Malzfabrikation (Wien 1887).

Malzaufschlag, s. Biersteuer (Bd. 2, S.991 a)

Malzbäder, s. Bad (Bd. 2, S. 254 a).

Malzbonbons, s. Malzzucker.

Malzdarren, die bei der Bereitung des Malzes (s. d.) zum Trocknen und Dörren dienenden Apparate. Früher benutzte man die Rauchdarren, bei denen die Feuerungsgase direkt zur Erhitzung des Malzes