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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mannit - Manometer.

hänger der Politik des Papstes bewährt hatte. M. ist nicht nur das anerkannte Haupt des Katholizismus in England, sondern überhaupt einer der bedeutendsten lebenden katholischen Kirchenfürsten. In neuester Zeit hat seine litterarische Polemik mit Gladstone viel Aufsehen gemacht. Er schrieb, abgesehen von seinen Jugendarbeiten aus der protestantischen Zeit und einer großen Zahl in Zeitschriften verstreuter Aufsätze: "Lectures on the grounds of faith" (1856); "On the temporal sovereignty of the popes" (1865); "True history of the Vatican council" (1877; deutsch, Berl. 1879); "Miscellanies" (1877, 2 Bde.); "Characteristics" (1885) u. a. Seine "Sermons ou ecclesiastical subjects" erschienen gesammelt in 3 Bänden (1863-73).

Mannīt (Mannazucker) C6H14O6 ^[C_{6}H_{14}O_{6}] findet sich ziemlich verbreitet im Pflanzenreich, namentlich in mehreren Mannasorten, im Honigtau der Linde, in den Blättern des Flieders, der Esche und des Selleries, auch in der Selleriewurzel, der Möhre, Skorzonere, Quecke, in mehreren Rinden, in Kaffeebohnen, vielen Pilzen, Tangarten etc.; er entsteht bei der schleimigen und Milchsäuregärung und kann auch aus Traubenzucker dargestellt werden. Man erhält M. durch Auskochen von Manna mit Alkohol in farb- und geruchlosen Kristallen; er schmeckt süß, löst sich in Wasser und Alkohol, nicht in Äther, schmilzt bei 166°, ist sublimierbar, siedet bei 200° unter Bildung von Mannitan C6H12O5 ^[C_{6}H_{12}O_{5}] und verbrennt in höherer Temperatur mit Karamelgeruch. Er bildet mit Basen unbeständige amorphe Verbindungen, mit Salpetersäure Traubensäure und Schleimsäure, mit konzentrierter Salpetersäure heftig explodierenden Nitromannit (Knallmannit). M. ist nicht der weinigen Gärung fähig, gibt aber mit Kreide, Käse und Milchsäurehefe bei 40° Kohlensäure, Wasserstoff, Alkohol, Butter-, Essig- und Milchsäure. Er dient als gelindes Abführmittel.

Mannitio (mittellat.), bei den alten Deutschen die infolge eines Nationalbeschlusses von seiten des Königs ergehende Aufforderung zur Leistung von Kriegsdiensten; auch die in der ältesten deutschen Rechtsverfassung begründete Mahnung an den Anzuklagenden, vor Gericht zu erscheinen.

Mannjungfrauschaft (Viraginitas), Entwickelungsfehler, der im wesentlichen darin besteht, daß die Mannjungfern (Mannweiber, Halbjungfern, Viragines) zwar weibliche Geschlechtsteile (oft unvollkommen entwickelt, ohne Gebärmutter oder Eierstöcke), aber im übrigen männlichen Habitus, auch männliche Denkart besitzen. Sie hassen meist die Ehe und werden oft sehr alt.

Mannlehen (Helmlehen), s. Lehnswesen.

Mannloch, beim Dampfkessel die Öffnung, durch welche ein Mann in den Kessel steigen kann.

Manno, Karl, Pseudonym, s. Lemcke 2).

Mannschaft, ein im deutschen Heer nicht feststehender Begriff, der entweder nur die Soldaten ohne Charge oder diese mit Einschluß der Unteroffiziere bezeichnet.

Mannsehr von Treubach, s. Fischart.

Mannsmahd, Feldmaß, s. v. w. Juchert.

Mannstollheit, s. Nymphomanie.

Mannstreu, Pflanzengattung, s. Eryngium.

Mannszucht, militärisch der unbedingte Gehorsam gegen die Vorgesetzten und die zur Gewohnheit gewordene Befolgung aller für das gute Verhalten in und außer Dienst gegebenen Vorschriften.

Mannthaler, s. Bedemund.

Mannus, bei den alten Germanen nach Tacitus der Sohn des erdgebornen Gottes Tuisco, von dessen drei Söhnen sie ihre drei Hauptstämme, die Ingävonen, Iskävonen und Herminonen, ableiteten. Seine weitern Nachkommen heißen einfach man oder manisco ("Mensch"), die ganze Erde als Wohnsitz der Menschen altnordisch manheimr.

Mano (ital.), Hand; M. destra, sinistra (M. d., M. s.), rechte, linke Hand (Anweisung fürs Orgel- und Klavierspiel).

Manoël do Nascimento, Dom Francisco, bekannter unter dem Pseudonym Filinto Elysio, namhafter portug. Lyriker, geb. 21. Dez. 1734 zu Lissabon, widmete sich anfangs der Musik, wandte sich aber bald der Poesie und Litteratur zu. Der Kirchenlehre zuwiderlaufender Grundsätze halber, die sich in seinen Werken finden sollten, 1778 von der Inquisition vor ihre Schranken gefordert, entfloh M. nach Paris, wo er 25. Febr. 1819 starb. Durch seine Flucht beschleunigte er die Auflösung der Arcadia. Unter seinen Dichtungen werden vornehmlich seine Oden und seine Übersetzung von Lafontaines Fabeln geschätzt. Auch übersetzte er Wielands "Oberon" und Chateaubriands "Martyrs". Seine "Obras completas" erschienen in 2. Auflage Paris 1818-19 in 11 Bänden (neuere Aufl., Lissab. 1836-40).

Manomēter (griech., Dasymeter, Dampfmesser), Apparat zur Messung des Druckes, welchen in einem abgesperrten Raum befindliche Gase ausüben. Übergießt man in einer Flasche kohlensauren Kalk mit Salzsäure und versieht die Flasche mit einem doppelt durchbohrten Kork und zwei Glasröhren, von denen die eine bis auf den Boden der Flasche, die andre aber nur bis unter den Kork reicht, so wird durch letztere das sich entwickelnde Gas frei entweichen; sobald man dies aber verhindert, wird die Flüssigkeit in der ersten Röhre steigen und zwar um so höher, je stärker der Druck ist, welchen das in der Flasche befindliche Gas auf die Flüssigkeit ausübt. Dies gerade Rohr (Sicherheitsröhre) ist das einfachste M. Nun kann man aber auch das Rohr unter dem Kork abschneiden und es mit einem zweiten ganz ebenso konstruierten Gefäß, in welchem sich Wasser oder Spiritus oder Quecksilber befindet, in Verbindung setzen. Alsdann wird das in der ersten Flasche sich entwickelnde Gas mit gleichem Druck auch auf die Flüssigkeit im zweiten Gefäß wirken und diese in dem geraden Rohr in die Höhe treiben, was auch dann geschehen wird, wenn sich im ersten Gefäß kein Gas, sondern Dampf entwickelt, wenn also das erste Gefäß z. B. ein Dampfkessel ist. Wasser wird durch den Druck einer Atmosphäre bekanntlich 10 m, Quecksilber aber nur 760 mm hoch gehoben, und man wendet daher, wo man es mit starken Pressungen zu thun hat, Quecksilber an, damit man das Manometerrohr nicht zu lang zu machen braucht. Um den Druck in Gasleitungen, Gebläsen u. dgl. zu messen, genügt ein Wassermanometer (Windmesser). Ein großes Gefäßmanometer wie es für Dampfkessel mit geringem Druck gebraucht wurde, besteht aus einem eisernen kastenförmigen Gefäß, durch dessen luftdicht schließenden Deckel zwei eiserne Röhren gehen. Die eine Röhre ist gerade, etwa 4 m hoch und reicht bis auf den Boden des Gefäßes, die andre mündet im Deckel und kommuniziert mit dem Dampfkessel. Das Gefäß ist mit Quecksilber gefüllt, welches durch den Dampfdruck im Manometerrohr steigt. In letzterm befindet sich ein eiserner Schwimmer, der an einer seidenen Schnur befestigt ist, welche an der obern Mündung des Rohrs über eine Rolle geht. Das herabhängende Ende der Schnur trägt einen Zeiger, welcher also, den Schwankungen des Quecksilbers entsprechend, an