Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Marennes; Marenzĭo; Mareōtis; Maret; Marey

229

Marennes - Marey.

Generalstabschef, General v. Zach, die Verfolgung des Feindes überließ. In diesem Augenblick (3 Uhr nachmittags) erschien Desaix auf dem Schlachtfeld, der auf den Kanonendonner seinen Marsch auf Novi unterbrochen hatte und nach San Giuliano geeilt war. Sofort warf er sich mit seinen 5000 Mann den Feinden entgegen, während Marmont das Geschütz sammelte und auf die vorderste Kolonne der Österreicher richtete, welche Zach selbst befehligte. Einen Augenblick hemmte Desaix deren Vormarsch; aber bald fiel er, durch eine Kugel tödlich getroffen, und die Österreicher drangen unaufhaltsam vor. Da griff Kellermann mit seinen Dragonern die feindliche Flanke mit solchem Ungestüm an, daß er sie durchbrach und Zach, mit 2000 Mann abgeschnitten, sich kriegsgefangen ergeben mußte. Nun trat ein völliger Umschlag ein. Während die Franzosen sich sammelten und wieder zum Angriff vorgingen, wichen die Österreicher erschreckt zurück; die Reiterei ergriff offen die Flucht und riß auch das Fußvolk mit fort, so daß zuletzt eine wahre Panik ausbrach und alles in wirrem Knäuel sich über die Bormida zu retten suchte. Fast die ganze Artillerie blieb in den Händen der Franzosen. Außerdem verloren die Österreicher 6400 Mann an Toten und Verwundeten und 3000 Gefangene, die Franzosen 7000 Mann im ganzen. Aber der unerwartete Sieg derselben war entscheidend: die allgemeine Niedergeschlagenheit ergriff auch den Oberbefehlshaber, welcher bereits 15. Juni mit Bonaparte einen Vertrag schloß, worin er sich verpflichtete, Genua, Piemont und die Lombardei zu räumen und sich hinter den Mincio zurückzuziehen. So rettete Desaix' und Kellermanns Tapferkeit Bonaparte vor dem Untergang. Im Gefühl der Beschämung über seinen geringen Anteil am Erfolg haben Bonaparte selbst und seine Anhänger die Vorgänge der Schlacht möglichst zu verwirren und zu fälschen gesucht, und da Bonaparte sich nicht selbst das ausschließliche Verdienst beimessen konnte, so ließ er bloß dem toten Desaix einen Teil des Ruhms zukommen. Erst neuerdings ist der wirkliche Sachverhalt aufgeklärt worden. Vgl. Duc de Valmy, Histoire de la campagne de 1800 (Par. 1854).

Marennes (spr. -rénn), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Nieder-Charente, nahe an der Küste und der Mündung der Seudre gelegen, mit welch letzterer M. durch einen Kanal in Verbindung steht, hat einen schönen Glockenturm, ein Handelsgericht und (1881) 1981 Einw., welche Salzbereitung, Fabrikation von chemischen Produkten, Schiffbau, lebhaften Handel mit Salz, Wein, Branntwein, berühmten grünen Austern etc. betreiben.

Marenzĭo, Luca, Komponist, geboren um 1550 zu Coccaglio bei Brescia, erhielt seine Ausbildung durch den Kirchenkapellmeister der letztern Stadt, Contini, trat schon 1580 mit einer zu Venedig erschienenen Sammlung von Madrigalen als Komponist an die Öffentlichkeit, weilte um dieselbe Zeit am Hof des Königs von Polen, kehrte jedoch 1581 wieder nach Italien zurück und fand in Rom, zuerst in Privatkapellen, seit 1595 aber in der päpstlichen Kapelle, einen Wirkungskreis. Er starb 22. Aug. 1599. M. ist namentlich durch seine Madrigale bekannt geworden, welche ihm den Beinamen des "più dolce cigno d'Italia" einbrachten, hat sich jedoch auch als Kirchenkomponist glänzend bewährt. Durch die Kühnheit seiner Modulation und den freien Gebrauch der Chromatik erscheint er als Vorläufer der bald nach seinem Tod zur Herrschaft gelangten dramatischen Musik, wiewohl ein 1585 aufgeführtes, von ihm komponiertes Festspiel (intermedio): "Il combattimento d'Apolline col serpente", noch ganz im herkömmlichen Madrigalstil gehalten ist.

Mareōtis, im Altertum eine Landschaft Unterägyptens, westlich vom eigentlichen Delta, brachte einen guten Wein hervor. Hauptstadt war Marea, am südlichen Ufer des nach ihr benannten großen Sumpfsees (jetzt Mariut) im S. von Alexandria.

Maret (spr. -rä), 1) Hugues Bernard M., Herzog von Bassano, franz. Diplomat, geb. 1. Mai 1763 zu Dijon als Sohn eines Arztes, trat zuerst in das Militär ein, wandte sich aber bald der Rechtswissenschaft zu, ward 1783 Advokat beim Parlament von Bourgogne und 1785 zu Paris, wo er seit 1789 mit Méjean das "Bulletin de l'Assemblée" redigierte, aus dem später der "Moniteur universel" entstand. Anfangs hielt sich M. zu den Jakobinern, 1791 wandte er sich aber der konstitutionell-monarchischen Partei zu und wurde Mitgründer des Klubs der Feuillants. 1792 erhielt er unter Lebrun das Ministerium des Auswärtigen und ging im Sommer 1793 als Gesandter nach Neapel, wurde aber in Graubünden von den Österreichern festgenommen und zu Kufstein in Tirol gefangen gehalten, bis er im Juli 1795 gegen die Tochter Ludwigs XVI. ausgewechselt ward. 1796 ward er in den Rat der Fünfhundert gewählt. Bonaparte, der schon als Leutnant mit ihm in freundschaftlichem Verkehr gestanden, ernannte ihn im Dezember 1799 zum Generalsekretär des Konsulats, 1804 zum Staatssekretär und betraute ihn mit vielen wichtigen Missionen. Auch begleitete M. den Kaiser auf allen Feldzügen und redigierte meist die Bulletins. 1811 erfolgte seine Ernennung zum Senator, zum Herzog von Bassano und zum Minister des Auswärtigen. Als 1813 seine Unterhandlungen mit den Alliierten fehlschlugen, mußte er das Ministerium an Caulaincourt abgeben, blieb aber in dem vollen Vertrauen des Kaisers. 1814 wohnte er dem Kongreß von Châtillon bei. Während der Hundert Tage übernahm er wieder das Staatssekretariat. Deshalb bei den Bourbonen in Ungnade gefallen und aus Frankreich verbannt, ging er nach der Schweiz, ward aber dort 1816 von den Österreichern auf kurze Zeit verhaftet. Darauf lebte er erst in Linz und Graz, bis er 1819 die Erlaubnis zur Rückkehr nach Frankreich erhielt. Unter der Dynastie Orléans wurde M. 20. Nov. 1831 zum Pair und 10. Nov. 1834 zum Präsidenten eines Ministeriums der Mittelpartei ernannt, nahm aber schon 18. Nov. seine Entlassung und zog sich seitdem von den Staatsgeschäften zurück; in der Pairskammer hielt er sich zur gemäßigten Opposition. Er starb 13. Mai 1839 in Paris. M. war ein fein gebildeter, ehrenhafter Mann, dessen versöhnliche Milde ihm allgemeine Achtung gewann. Vgl. Ernouf, M., duc de Bassano (2. Aufl., Par. 1884).

2) Napoléon Joseph Hugues M., Herzog von Bassano, s. Bassano 3).

Marey (spr. -rä), Etienne Jules, Physiolog, geb. 5. März 1830 zu Beaune (Côte d'Or), studierte in Paris Medizin und ward 1869 Professor der Naturgeschichte am College de France. Durch fortgesetzte Untersuchungen mit Hilfe sinnreicher Registrier- und photographischer Apparate hat M. die Lehre vom Mechanismus der Bewegung des Menschen und der Tiere wesentlich gefördert (vgl. Ortsbewegung der Tiere). Er schrieb: "Physiologie médicale de la circulation du sang" (1863); "Études physiologiques sur les caractères graphiques des battements du cœur" (1863); "Des mouvements des fonctions de la vie" (1868); "La machine animale,