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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Marenco; Marend; Marende; Maréngo

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Marenco - Marengo.

der Eisenbahn Livorno-Civitavecchia (der sogen. Maremmenbahn) mit zwei Seitenlinien durchzogen werden (s. Karte "Italien, nördl. Hälfte"). Vgl. Noël de Vergers, L'Étrurie et les Étrusques (Par. 1862-64, 3 Bde.); Grottanelli, La maremma toscana (Siena 1873-76, 2 Bde.).

Marenco, 1) Carlo, Graf, ital. Dichter, geb. 1. Mai 1800 zu Cassolo in der piemontesischen Provinz Lomellina, studierte die Rechte zu Turin, widmete sich dann aber ausschließlich der Poesie. 1828 wurde zu Turin seine erste Tragödie: "Buondelmonte", aufgeführt; nach dieser gelangten bis 1842 von ihm noch zur Aufführung die Tragödien: "La famiglia Foscari", "Adelisa", "Manfredi", "Giovannina I.", "La Pia de' Tolommei", "Berengario", "Arrigo di Savoia". Andre wurden nur durch den Druck bekannt und zwar: "Corso Donati", "Ezzelino III.", "Ugolino", "La guerra de' baroni", "Arnoldo di Brescia", "Cecilia di Baone", "Corradino". Den nachhaltigsten Erfolg hatte M. mit seiner "Pia de' Tolommei", welche einen dem Dante entlehnten Stoff behandelt und sich noch gegenwärtig auf der italienischen Bühne behauptet. Zum Teil Alfieri nacheifernd, zum Teil von Manzoni beeinflußt, war M. eigentümlich in der Art, auch das Volk in seinen Tragödien charakteristisch redend und handelnd einzuführen. Religiöses Gefühl und Patriotismus sind in seinen Dichtungen stark ausgeprägt. In den letzten Jahren als Rat der Generalintendanz von Savona angestellt, starb er 20. Sept. 1843. Aus seinem Nachlaß erschienen noch: "Tragedie inedite, con l'aggiunta di alcune poesie etc." (Flor. 1856).

2) Leopoldo, Graf, ital. Dramatiker, Sohn des vorigen, geb. 8. Nov. 1831 zu Ceva in Piemont, brachte schon im Alter von 20 Jahren eine Tragödie: "Isabella Orsini", mit Erfolg zur Aufführung und übernahm 1851 eine Stelle im Finanzministerium, welche er jedoch in Erkenntnis seiner mangelhaften Befähigung zur Beamtenlaufbahn bald wieder aufgab. Auch das 1860-64 zu Bologna und 1864-71 zu Mailand bekleidete Lehramt der italienischen Litteratur entsprach nicht seinen Neigungen, und er lebte fortan ausschließlich dem dichterischen Beruf. Seine "Picarda Donati", von der Ristori meisterlich dargestellt, sowie die Dramen: "Saffo" und "Speronella" hatten zuerst seinen Erfolg begründet; später pflegte er mehr das eigentliche Schauspiel. Er nahm seine Stoffe aus dem ländlichen Leben ("Celeste"), aus dem Leben der Gebirgsbewohner ("Il ghiacciajo del Monte Bianco"), auch aus dem Seemannsleben ("Giorgio Gandi"); mit andern Stücken ging er auf das Mittelalter zurück ("Il falconiere di Pietro Ardena" u. a.), und seine Erfolge in dieser Richtung machten ähnliche Versuche eine Zeitlang zur Modesache. Er schrieb auch zahlreiche Lustspiele, darunter: "Un malo esempio in famiglia", "Letture ed esempi", "Lo spiritismo", "Supplicio di Tantalo", "Gli amori del nonno", "Quel che nostro non è" (1877). Phantasie und Erfindungsgabe stehen M., der gegenwärtig in Turin lebt, reichlich zu Gebote; doch ist das Poetische in seinen Werken mehr lyrischer als dramatischer Natur. Eine Gesamtausgabe seiner Dramen in 20 Bänden erscheint in Turin (1884 ff.).

Marend (das alte Maranda), Stadt in der pers. Provinz Aserbeidschân, im Thal des Sunus-Tschai (Zufluß des Araxes), nordwestlich von Tebriz, hat eine Festung und eine Moschee, in welcher nach der Sage die Mutter Noahs begraben liegt.

Marende (Merend, v. ital. merenda), in Tirol, Bayern und Vorarlberg das Vesperbrot.

Maréngo, Dorf in der ital. Provinz Alessandria, 5 km südöstlich von Alessandria an der Straße nach Novi gelegen, mit (1881) 2127 Einw., in sumpfiger Gegend, am Fluß Bormida, bekannt durch den am 14. Juni 1800 hier erfochtenen Sieg der Franzosen unter Bonaparte über die Österreicher unter Melas. Während Moreau in Süddeutschland kämpfte, überschritt Bonaparte Mitte Mai 1800 den Großen St. Bernhard. Melas, der von diesem Alpenübergang keine Kunde hatte, war, um die Belagerung Genuas zu decken, am obern Po stehen geblieben, während die Franzosen sich nach Osten wendeten, den Tessin überschritten, in Mailand die Cisalpinische Republik wiederherstellten und sich auch der Po-Linie bemächtigten. Nach dem Angriff der Österreicher auf Casteggio (9. Juni), den Lannes mit Erfolg abwies, hatte Bonaparte bei Stradella eine feste Stellung genommen. Als aber hier kein Angriff erfolgte, rückte er 13. Juni, in der Meinung, Melas werde sich nach dem inzwischen eroberten Genua zurückziehen, um sich dort auf der englischen Flotte einzuschiffen, in die Ebene des Tanaro bei Alessandria vor und entsendete die Division Desaix nach Novi auf der Straße nach Genua, um dort zu rekognoszieren, während zwei Divisionen unter Victor das Dorf M. besetzten, eine unter Lannes in der offenen Ebene zwischen M. und Castel Ceriolo stehen blieb, er selbst aber mit einer Division nach Torre di Garofalo zurückging. Melas, der in Alessandria selbst stand, hatte sich inzwischen entschlossen, durch die feindliche Armee nach Piacenza durchzubrechen, und begann mit Tagesanbruch die Bormida auf drei Brücken zu überschreiten. Um 9 Uhr griffen die Österreicher die Franzosen, die in ihrer Zersplitterung auf eine Schlacht nicht vorbereitet waren, in M. an. Diese schlugen, geschützt durch einen tiefen sumpfigen Graben (Fontanone), zweimal tapfer die Angriffe der Österreicher zurück; aber um Mittag gelang es beim dritten Male, M. zu erstürmen und die Franzosen zum Rückzug zu zwingen. Jetzt erst erschien Bonaparte mit der Division Monnier und der Konsulargarde und versuchte, indem er die Flügel verstärkte, die Schlacht zum Stehen zu bringen. Aber die Tapferkeit der Garde war fruchtlos, das Zentrum der Franzosen war vollständig durchbrochen, und auch die Truppen Bonapartes wurden in den Rückzug mit fortgerissen. Der greise Melas hielt den Sieg für entschieden, und erschöpft durch die Strapazen und durch eine leichte Wunde begab er sich nach Alessandria zurück, um seinen Erfolg nach allen Seiten hin zu verkünden, während er seinem

^[Abb.: Karte zur Schlacht bei Marengo (14. Juni 1800).]