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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Messina

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Messina (Geschichte).

16. Jahrh.), die Markthalle, der Monte di Pietà, der Getreidespeicher, das große neue Theater, das schönste in Sizilien, die Paläste Brunaccio, Grano u. a. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 78,438, mit Einschluß des ganzen Gemeindegebiets 126,497. Die Industrie erstreckt sich auf die Fabrikation von Musselin, Leinwand, Seidenstoffen etc.; auch die Anfertigung von Korallenarbeiten sowie von Essenzen aus Limonen, Orangen etc. ist bedeutend. Daneben bildet die Fischerei einen Haupterwerbszweig der Bewohner. Von größter Wichtigkeit ist endlich die Schiffahrtsbewegung im Hafen von M., welcher hinsichtlich der Zahl und des Tonnengehalts der ankommenden und abgehenden Schiffe unter den italienischen Seestädten nur Genua und Neapel erheblich nachsteht. 1886 betrug die Zahl der eingelaufenen Schiffe 4675 mit 1,466,703 Ton. Gehalt (darunter 1811 Dampfer mit 1,322,207 T.). Der Import besteht hauptsächlich aus Getreide und Mehl, Garnen und Geweben, Kohlen, rohen Häuten, Fischen, Eisen und Stahl, Holz und Kolonialwaren; die Hauptausfuhrartikel sind Orangen und Zitronen (auch in Salzwasser), Wein, Weinstein, Seide, Orangen- und Zitronenessenz, Mandeln, Nüsse und Haselnüsse. Der Wert der Einfuhr betrug 1886: 29,28 Mill., der der Ausfuhr 40,83 Mill. Lire. M. war bis Ende 1879 Freihafen. M. hat eine Universität (1882 von 151 Hörern besucht) mit vier Fakultäten, einem Kollegium der schönen Künste und mehreren wissenschaftlichen Sammlungen; ferner ein Priesterseminar, Lyceum, Gymnasium, Kollegium Alghieri, Gewerbeinstitut, eine technische Schule, Akademie für Wissenschaften und Künste (Accademia Peloritana) und zahlreiche bedeutende Wohlthätigkeitsanstalten. Es ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, eines Appellhofs, Handelstribunals, Hafenkapitanats und anderer Zivil- und Militärbehörden und mehrerer auswärtiger Konsulate (darunter auch ein deutscher Berufskonsul). Schöne Punkte in der Umgebung sind der Campo santo, das Kapuzinerkloster oberhalb der Stadt und insbesondere der Leuchtturm Torre del Faro am Kap Peloro mit herrlicher Aussicht.

Geschichte. M. hieß, wie schon erwähnt, ursprünglich Zankle und wurde um 740 v. Chr. von der südlich gelegenen Stadt Naxos und von euböischen Kolonisten gegründet. Der Ort wurde bald so blühend, daß er schon 648 eine Kolonie (Himera) aussenden konnte. Um 495 eroberte Anaxilas von Rhegium, von Geburt ein Messenier, die Stadt und nannte sie Messana (Messene). 466 wurde die republikanische Verfassung eingeführt. Die Stadt hob sich nun durch lebhaften Handel und Schiffahrt von Jahr zu Jahr, bis sie 396 von den Karthagern erobert und zerstört wurde. Dionysios begann den Wiederaufbau der Stadt. Nach Vertreibung Dionysios' II. auf kurze Zeit frei geworden, fiel M. schon 312 wieder in die Hände des Agathokles. Nach dessen Tod bemächtigte sich der Stadt 282 ein Haufe Mamertiner (s. d.), nach denen die Stadt Mamertina genannt wurde. Die Raubzüge der neuen Bewohner wurden 264 die nächste Veranlassung zum Ausbruch des ersten Punischen Kriegs. Die Stadt ging darauf in die Hände der Römer über, in deren Besitz sie von nun an verblieb. Nach dem Untergang des weströmischen Reichs teilte sie die Schicksale Siziliens. 831 ward M. von den Sarazenen erobert, die aber 1038 und zum zweitenmal 1071 von den Normannen wieder daraus verjagt wurden. Hier ward 1233 von Friedrich II. ein sizilischer Reichstag abgehalten, wo Gesetze für die Insel erlassen wurden. In M. nahm 1282 die Sizilianische Vesper ihren Anfang, sowie 1674 hier auch ein Aufstand gegen die harte spanische Regierung ausbrach. Die Aufständischen riefen die Franzosen zu Hilfe, von welchen 1676 die Spanier in einer großen Seeschlacht, in welcher der niederländische Seeheld de Ruyter fiel, besiegt wurden. Aber schon 1678 mußten die Franzosen die Stadt wieder räumen, worauf sie, nachdem 7000 Einwohner aus Furcht vor der Rache der Spanier ausgewandert waren, unter die spanische Herrschaft zurückkehrte. 1713 ward sie von dem Herzog von Savoyen besetzt, 1718 wieder von den Spaniern erobert, 1719 von den Kaiserlichen und 1735 abermals von den Spaniern eingenommen. Eine furchtbare Pest entvölkerte 1743 die Stadt, das Erdbeben von 1783 legte sie halb in Trümmer, und 1823 ward sie durch eine Überschwemmung verwüstet. In den Unruhen 1. und 2. Sept. 1847 kam es zum Straßenkampf zwischen Volk und Militär. Neue Aufstände und blutige Kämpfe erfolgten 1848, wo die Stadt mehrmals vom Kastell Terranuova aus bombardiert wurde, so vom 29. Jan.

^[Abb.: Karte der Straße von Messina.]