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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Micklucho-Maclay; Mickmack; Micrococcus; Microgáster; Microlepidoptĕra; Midaïon; Midas; Mid Calder; Middelburg

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Micklucho-Maclay - Middelburg.

des orientalischen Kriegs reiste M. als Abgesandter der französischen Regierung nach der Türkei; indes griff das ungewohnte Lagerleben, dem er sich unterziehen mußte, seine Gesundheit dergestalt an, daß er bereits 28. Nov. 1855 in Konstantinopel starb. Der Leichnam wurde nach Paris gebracht und auf dem Friedhof zu Montmorency beerdigt. M. ist der eigentliche Reformator der polnischen Litteratur und ohne Zweifel der bedeutendste Dichter, den die Slawen bis jetzt aufzuweisen haben. Neben der Volkspoesie haben Shakespeare, Goethe und vorzugsweise Byron auf ihn eingewirkt. Er ward so der Bannerträger der Romantik in seinem Land; allein er wußte dieselbe so glücklich mit den nationalen Elementen zu verschmelzen, daß er mit Recht als der polnische Nationaldichter verehrt wird. In Posen ward ihm 1859 ein Denkmal errichtet. Seine vielfach aufgelegten Schriften ("Pisma") erschienen unter anderm gesammelt Paris 1860-61, 11 Bde.; Leipzig 1862-69, 5 Bde.; in einer Volksausgabe (von Malecki) Lemberg 1885 ff., 4 Bde. Aus dem Nachlaß wurden veröffentlicht: "Pierwsze wieki historii polskiéj" ("Das erste Jahrhundert der polnischen Geschichte", Par. 1868); M.' Briefwechsel (das. 1870-76, 3 Bde.) und "Mémorial de la légion polonaise de 1848 créée en Italie" (das. 1877). Vgl. "Adam M., eine biographische Skizze" (Leipz. 1857); Fontille (Mainard), Adam M., sa vie et sa croyance (Par. 1862).

Micklucho-Maclay, Nikolaus von, Reisender, geb. 1846, Sohn eines russischen Edelmanns, studierte in Petersburg und besonders auf deutschen Universitäten Medizin und Naturwissenschaften, bereiste fast ganz Europa, ging 1866 mit Häckel nach Madeira, 1867 nach den Kanarischen Inseln, 1869 nach Marokko und rüstete sich dann zu einer mehrjährigen Forschungsreise im Großen Ozean, um namentlich über die Papua eingehende Studien zu machen. Er ging über Südamerika, Tahiti und die Samoainseln nach Neuguinea und blieb über ein Jahr (1871-72) an dessen Nordostküste, untersuchte dann die Südwestküste südlich von der Geelvinkbai und forschte 1874-75 in Hinterindien, vorzugsweise auf Malakka, wo er die Flüsse Johor-Lamo und Sombrone befuhr und wichtige Resultate erzielte. 1876-1878 war M., nachdem er auch die Palau-, die Admiralitäts- und andre Inseln besucht hatte, wieder auf der Nordküste von Neuguinea thätig. Er blieb dort 17 Monate, begab sich darauf zu seiner Erholung nach Singapur und Sydney, ging 1879 mit Chevalier Bruno und Kapitän Leeman wieder nach Neuguinea, besuchte mehrere Inseln des Großen Ozeans und hielt sich dann mehrere Jahre in Sydney auf, um seine Forschungen zu verarbeiten und seine Sammlungen zu ordnen, mit denen er 1886 nach Petersburg zurückkehrte. Mit der Herausgabe seines Reisewerks beschäftigt, starb er daselbst im April 1888.

Mickmack (niederdeutsch), s. v. w. Mischmasch; kniffiges, zweideutiges Wesen; Spitzbüberei.

Micrococcus (Kugelbakterie), Pilzgattung der Schizomyceten, charakterisiert durch die kugelige Form der Zellen, die sich durch Zweiteilung vermehren und daher oft paarweise oder selbst zu mehreren in rosenkranzförmigen Ketten verbunden vorkommen. Von pathogenen Arten sind zu nennen: M. septicus Cohn, mit 0,5 Mikromillimeter großen, bewegungslosen, in Haufen liegenden oder kettenförmig verbundenen Zellen, bei verschiedenen putriden Erkrankungen, besonders bei Pyämie, Septichämie und bei Mykosen, in den eiterigen Sekreten und im Blut. M. diphthericus Cohn, mit einzelnen, paarweise oder kettenförmig verbundenen Zellen von 0,35-1,1 Mikromillimeter Durchmesser, auf den erkrankten Organen bei Diphtheritis. M. vaccinae Cohn, Pockenbakterie, ungefähr 0,5 Mikromillimeter große, einzelne oder paarweise verbundene Zellen, in der Pockenlymphe. Zymogene, d. h. bei Gärungen und Fäulnissen auftretende, Arten sind besonders bei der Milchsäuregärung, bei der Gärung der Weinsäure, bei der Ammoniakgärung des Harns, beim Verderben des Biers und Weins zu finden. Endlich gibt es auch Mikrokokken, welche Zersetzungen unter Bildung eines eigentümlichen Pigments hervorbringen. So tritt M. prodigiosus Cohn (Palmella prodigiosa Mont.) in blutroten Schleimtröpfchen auf gekochten Kartoffeln, Brot, Mehl u. dgl. auf und bildet einzelne oder paarweise verbundene, kugelige oder kurz ovale, 0,8-1,1 Mikromillimeter große Zellen. Sein Auftreten wurde früher vom Aberglauben ausgebeutet ("blutendes Brot" [s. d.], "blutende Hostie" etc.). Die Formen von M. gehören zu den in ihrer Entwickelung bisher unvollkommen bekannten Spaltpilzen. Vgl. Zopf, Die Spaltpilze (Bresl. 1885); De Bary, Vorlesungen über Bakterien (Leipz. 1885).

Microgáster, s. Schlupfwespen.

Microlepidoptĕra, Gruppe der Schmetterlinge, umfaßt die Familien der Zünsler, Wickler, Schaben und Federgeistchen.

Midaïon, antike Stadt im nördlichen Phrygien, an der Straße von Doryläon (Eski Schehr) nach Pessinus (Balahissar), dem Namen nach Gründung eines der altphrygischen Könige. Dort wurde Sextus Pompejus von den Feldherren des Marcus Antonius gefangen genommen und später getötet.

Midas, phryg. König, Sohn des Gordios und der Kybele, erhielt nach dem Mythus von Dionysos den Wunsch gewährt, daß alles, was er berühre, sich in Gold verwandle. Als aber auch Speise und Trank für ihn zu diesem Metall wurde, bat er jenen um Befreiung von dem Gnadengeschenk und erhielt sie dadurch, daß er sich im Paktolos badete, der seitdem Gold führte. Als Pan einst die Hirtenpfeife blies, Apollon aber die Kithara rührte, gab M. allein jenem den Vorzug, wofür ihm zur Strafe Apollon Eselsohren (Midasohren) wachsen ließ, die M. unter einer hohen Mütze verbarg. Nur der Haarschneider wußte um das Geheimnis. Als dieser es nicht mehr bei sich zu behalten vermochte, vertraute er es einer Grube an, in der alsbald Schilfrohr wuchs, welches das Geheimnis allen zuflüsterte.

Mid Calder, Dorf in Edinburghshire (Schottland), am Almond, dessen Umgegend reich an bituminösem Schieferthon ist, der zur Herstellung von Paraffin und andern chemischen Produkten dient. Dabei Calder House, in dem John Knox predigte.

Middelburg, Hauptstadt der niederländ. Provinz Zeeland, auf der Insel Walcheren, an der Eisenbahn Roosendaal-Vlissingen, steht durch breite Kanäle nach Vlissingen und Veere mit den zeeländischen Strömen und der Nordsee in Verbindung. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnen sich aus: das von Karl dem Kühnen im spätgotischen Stil 1468 erbaute Rathaus mit 25 Standbildern von Grafen und Gräfinnen von Holland und Zeeland; die Maria-Abtei, früher berühmtes Kloster, jetzt Sitz der Regierung; das Museum mit vielen Altertümern, Münzkabinett etc.; die Neue Kirche mit den Marmorgrabmälern der Seehelden J. ^[Jan] und C. Evertsen. Die Zahl der Einwohner betrug 1886: 16,340. Früher trieb M. einen ausgedehnten Handel mit Ost- und Westindien und der Levante; der jetzige transatlantische Ver-^[folgende Seite]