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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mirandŏla; Miranha; Mirāno; Mirat; Mirbanessenz; Mirbel; Mirchond; Mirecourt; Mirediten

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Mirandola - Mirediten.

tenbäckerei, Handel mit Getreide, Wein, Branntwein, Wolle etc., Gerichtshof und Collège.

Mirandŏla, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Modena, hat einen schönen Dom, ein altes Schloß, ein Spital mit Kirche, eine technische Schule, eine Bibliothek und (1881) 3029 Einw., welche Seiden- und Leinweberei, Reisbau und Handel betreiben. M. war früher eine Grafschaft der Familie Pico, wurde 1619 zum Herzogtum erhoben und 1710 als erledigtes Reichslehen dem Herzog von Modena überlassen.

Miranha, Indianervolk am obern Yapure im nordöstlichen Brasilien und Ecuador, das mit den Ticuna, Botokuden u. a. wahrscheinlich die versprengten Überreste eines großen Volkes bildet. Ein von manchen behaupteter Zusammenhang mit den Gruppen der Tupi-Guarani und Omagua besteht in Wirklichkeit nicht. S. Tafel "Amerikanische Völker", Fig. 24.

Mirāno, Distriktshauptort in der ital. Provinz Venedig, am Musone und am Beginn des Miranokanals (zur Brenta morta), mit (1881) 1896 Einw., die Weinbau und Weinhandel treiben.

Mirat (Meerut), eine Division der britisch-indischen Lieutenant-Governorship Nordwestprovinzen, 29,315 qkm (532 QM.) groß mit (1881) 5,141,204 Einw., darunter 3,960,753 Hindu und 1,135,357 Mohammedaner, liegt zwischen den Flüssen Ganges und Dschamna und ist ein Teil des Doab (s. d.), reicht im N. bis in den Himalaja hinein, im S. bis in die Nähe von Agra und ist einer der fruchtbarsten und im südlichen Teil auch bevölkertsten Landstriche Indiens. Das Gebiet wird vom Eastern Jumna- und dem Gangeskanal durchzogen und bewässert und von der Agra-Lahor-Eisenbahn durchschnitten; im S. (bei Aligarh) zweigt nördlich die Audh-Rohilkandbahn ab, im Zentrum (bei Gazibad) die Dehli-Radschputanabahn. Fast 75 Proz. der ganzen Fläche sind mit Getreide (besonders Weizen und Reis), Indigo, Zucker, Baumwolle etc. bestellt. - Die Stadt M., 265 m ü. M. gelegen, hat 60,948 Einw.; das in der Nähe liegende militärische Kantonnement hat 38,617 Einw., ist somit eine der stärksten Garnisonen Indiens. Im Frühling wird hier eine große Messe abgehalten. M. wurde wiederholt zerstört, so 1017 von Mahmud von Ghazni, 1399 von Timur. 1857 im Aufstand der Sipahis revoltierte hier zuerst die indische Besatzung.

Mirbanessenz (Mirbanöl), s. v. w. Nitrobenzol.

Mirbel (spr. -bell), 1) Charles François Brisseau, Botaniker, geb. 27. März 1776 zu Paris, widmete sich der Malerei, auf Veranlassung von Desfontaines aber der Botanik. Er wurde 1808 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, bald darauf Professor an der Universität und, nachdem er 1816-25 in der Verwaltung thätig gewesen, 1829 Professor am Musée d'histoire naturelle. Er starb 12. Sept. 1854 in Championnet bei Paris. M. war einer der namhaftesten Pflanzenanatomen und -Physiologen seiner Zeit, der die rein klassifizierende Systematik nur als einen untergeordneten Teil der Systematik betrachtet wissen wollte. Er schrieb: "Traité d'anatomie et de physiologie végétales" (Par. 1802, 2 Bde.); "Exposition de la théorie de l'organisation végétale" (das. 1809); "Éléments de physiologie végétale et de botanique" (das. 1815, 3 Bde. mit 72 Tafeln). Außerdem war er Mitarbeiter an der großen "Histoire naturelle générale et particulière des plantes" von Lamarck.

2) Leonide de, Pseudonym, s. Guérin 4).

Mirchond, Hamameddin M. Mohammed, pers. Geschichtschreiber, geb. 1433, machte sich berühmt durch das große, in phrasenreichem Stil abgefaßte Geschichtswerk "Rauççsafa" ("Lustgarten der Lauterkeit"), aus welchem Wilken u. a. mehrere Abschnitte herausgegeben haben, so: die Geschichte der Samaniden (Götting. 1808; von Defréméry, Par. 1845), die Geschichte der Ghasnawiden (Berl. 1832), die Geschichte der Bujiden (das. 1835), die Geschichte der Sassaniden (franz. von de Sacy, Par. 1793), die Geschichte der Seldschukken (pers. u. deutsch von Vullers, Gießen 1838) etc. - Mirchonds Sohn Chondemîr, der noch bei Lebzeiten seines Vaters (um 1495) aus dessen großem Werk einen Auszug: "Quintessenz der Nachrichten", machte, hat selbst ebenfalls eine Weltgeschichte veröffentlicht: "Habîb-essijar" (verfaßt von 1521 an).

Mirecourt (spr. mīrkūr), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Vogesen, am Madon und der Ostbahn, mit (1886) 5093 Einw., bedeutender Fabrikation von Spitzen, womit in einem Umkreis von 20 km 15,000 Arbeiter beschäftigt sind, Stickereien und Tüll sowie von Saiten- und Blasinstrumenten (jährlich für mehr als 1 Mill. Frank), Zivil- und Handelstribunal, Collège, Lehrerbildungsanstalt, Bibliothek und naturhistorischem Museum.

Mirecourt (spr. mīrkūr), Eugène de, eigentlich Jacquot, franz. Schriftsteller, geb. 19. Nov. 1812 zu Mirecourt, war eine Zeitlang Lehrer zu Nancy, wandte sich dann aber in Paris litterarischer Beschäftigung zu. Er begann mit Novellen für kleinere Journale, gab mit Leupol das illustrierte Werk "La Lorraine" (Nancy 1839-40, 3 Bde.) heraus und machte dann mit dem Werk "Maison Alexandre Dumas et Comp., fabrique de romans" (1845), das ihn in einen Preßprozeß verwickelte, nicht geringe Sensation. Weiter folgten die Romane: "Les confessions de Marion de Lorme" (1848, 4 Bde.) und "Les mémoires de Ninon de Lenclos" (1852). Mit seinen skandalreichen "Contemporains" (1854-59, 100 Bdchn.) zog er sich heftige Angriffe von seiten der angesehensten Schriftsteller und zahlreiche neue Prozesse zu. Seine spätern Werke sind: "La bourse, son abus et ses mystères" (1858); "Lettres à Mr. Proudhon" (1858); "Avant, pendant et après la Terreur" (1865, 3 Bde.) und "Dictionnaire des sciences catholiques" (1865). Seine "Histoire contemporaine, portraits et silhouettes" (1860-67, 3 Bde.) enthält im wesentlichen nur einen Abdruck seiner frühern Biographien. Nachdem er sich Ende der 60er Jahre in ein Kloster zurückgezogen und die Priesterweihe empfangen, begab er sich nach Haïti, wo er 13. Febr. 1880 starb.

Mirediten (Mirditen), der vornehmste und streitbarste der mittelalbanesischen Stämme, der, ein festes Gemeinwesen bildend, die südlich vom mittlern Drin gelegenen Berggegenden bewohnt. Grenzen sind die Landschaft Dukadschin im N., die Valmorkette im O., der 1714 m hohe Salkota im S. und im W. die Abfälle des Gebirges gegen das Adriatische Meer. Das Gebiet umfaßt etwa 1400 qkm mit einer Bevölkerung von ca. 30,000 Seelen, darunter gegen 3000 Mohammedaner; der Rest sind römische Katholiken. Eingeteilt wird das Land in acht Barjaks. Städte gibt es im Territorium nicht, sondern nur Dörfer, deren wichtigstes Oroschi ist. Die M. stehen seit Beginn des 18. Jahrh. unter eignen erblichen Fürsten, sogen. Kapitäns, deren Gründer Dschon Marku war. 1881 war Prenk Bib Doda Kapitän, der von den Türken als Pascha und Kaimakam betrachtet wird. Jedes Barjak hat einen erblichen Barjaktar ("Fahnenträger") an der Spitze, welcher als Anführer im Kriege gilt, und dem Gemeinderäte zur Seite stehen. Über Krieg und Frieden, Verträge mit der Pforte