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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mittsommerfest - Mjösen.

Mittsommerfest, s. Johannisfest.

Mittu (Mattu), eine von Schweinfurth 1870 entdeckte und nach dem Vorgang der Chartumer Händler benannte Völkergruppe, welche außer den eigentlichen M. noch vier andre kleinere Stämme: die Madi, Kaja, Abaka und Luba, umfaßt, und deren Gebiet sich zwischen dem Roah und Rohl (5-6° nördl. Br.) und gegen N. bis ans Land der Dinka, gegen S. an das der Niam-Niam ausdehnt. Körperlich stehen die M. ihren Nachbarn nach, was den verderblichen Wirkungen des Guineawurms zugeschrieben wird. Die Oberlippe erweitern sie dergestalt, daß dieselbe beim Essen und Trinken in die Höhe gehoben werden muß, und an die Unterlippe fügt man Quarzstücke von 6 cm Länge. Um den Hals trägt man plumpe, dicke Metallringe und starke lederne Halsbänder. Den außerordentlich fruchtbaren Boden bauen die M. fleißig an, die Viehzucht steht aber auf niedriger Stufe; Hunde, welche sie mästen, sowie Ziegen und Hühner sind ihre einzigen Haustiere. Musik betreiben sie mit Leidenschaft, eine Art Leier ist das beliebteste Saiteninstrument. Die M. stehen unter kleinen Häuptlingen, von denen viele bereits ihre Unabhängigkeit an die Elfenbeinhändler von Chartum verloren haben. Vgl. Schweinfurth, Im Herzen von Afrika (Leipz. 1878).

Mittweida, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Rochlitz, an der Zschopau und der Linie Chemnitz-Döbeln-Riesa der Sächsischen Staatsbahn, hat eine schöne Kirche, eine Realschule, ein sehr besuchtes Technikum für Maschinenbauer, eine Webschule, ein Amtsgericht, Baumwollspinnerei, Baumwoll-, Woll- und Leinweberei, Stuhl-, Kratzen-, Zigarren-, Maschinen-, Thon- und Schamottewaren- und Zementfabrikation, Eisengießerei und (1885) 9461 meist evang. Einwohner.

Mittwoch (schon bei Notker mittawechâ), der mittlere, d. h. der vierte, Wochentag, hieß bei den Germanen ursprünglich Wuotanes tac, entsprechend dem lateinischen dies Mercurii, daher noch jetzt im Englischen Wednesday, in Westfalen Gauns- oder Godensdag, während aus dem lateinischen Namen das französische Mercredi geworden ist.

Mitwissenschaft, im Strafrecht die Kenntnis von einem Verbrechen, welche unter Umständen zur Anzeige verpflichtet (s. Anzeige).

Mitylēne, Insel, s. Mytilene.

Miūrisch (griech.), "kurzschwänzig", mit verstümmeltem Ende, besonders von Hexametern gebraucht, deren letzter Versfuß, statt mit einem Spondeus, mit einem Iambus oder Pyrrhichius endet.

Miuß, Fluß im russ. Gouvernement Jekaterinoslaw und im Donischen Kosakengebiet. Seine bis 128 m hohen, steinigen, von schönen Eichenwäldern bewachsenen Ufer bergen reiche Steinkohlenlager. Der M. ist jetzt nicht schiffbar, obwohl er früher viel von den Kosaken befahren wurde; er nimmt links die Nagoljnaja, rechts die Krinka auf und ergießt sich nach 190 km langem Lauf in den Miußki-Liman am Asowschen Meer. Nach dem M. benannt ist der Miußsche Bezirk, einer der acht Kreise des Donischen Kosakengebiets, der aber nicht von Kosaken, sondern fast ausschließlich von kleinrussischen Bauern, die sich hier im 18. Jahrh. niederließen, bewohnt wird.

Mixed pickles (engl., korrumpiert Mixpickles), in scharfen Essig mit spanischem Pfeffer eingemachte kleine, unreife Maiskolben, Gurken, Perlzwiebeln etc. Bei den indischen Pickles wird noch Curry zugesetzt, wodurch sie besondere Schärfe gewinnen. Bei einem Zusatz von Senf nennt man sie Senfpickles.

Mixeolyse (griech.), Methode, Mischfarben von größerer Reinheit und Schönheit zu erzeugen, als durch mechanisches Mischen der zusammensetzenden Farbstoffe möglich ist. Man verschafft sich Lösungen derjenigen Substanzen, welche die Farbstoffe erzeugen, z. B. die Lösungen a und b, welche einen blauen Niederschlag geben, und die Lösungen c und d, welche einen gelben geben, durch deren Vermischung also Grün entsteht, wählt aber die Substanzen so, daß die Lösungen ac und bd vermischt werden können, ohne daß ein Niederschlag entsteht. Vereinigt man dann die Lösungen zuerst in der angegebenen Weise und gießt endlich die Mischung ac in die Mischung bd, so fallen nun der blaue und der gelbe Farbstoff gleichzeitig und in so inniger Mischung, daß das Grün vollkommen rein wird.

Mixolydische Tonleiter, s. Griechische Musik, S. 730, und Kirchentöne.

Mixstadt, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Schildberg, hat eine kath. Kirche, eine Synagoge und (1885) 1432 meist polnisch-kath. Einwohner.

Mixtum (lat.), etwas Gemischtes; M. compositum, Mischmasch, Allerlei.

Mixtūr (lat. mixtura), im allgemeinen jedes "Gemisch", besonders die vom Arzt zum innerlichen Gebrauch verordnete flüssige Arznei, welche aus Abkochungen, Aufgüssen, Lösungen von Salzen etc., Emulsionen od. dgl. besteht; enthält die M. ungelöste Stoffe, welche sich zu Boden setzen, so muß sie vor dem Einnehmen umgeschüttelt werden (Schüttelmixtur). Auch einige pharmazeutische Präparate andrer Art führen den Namen M., nämlich Mixtura gummosa, eine Lösung von 15 Teilen Gummi arabikum und 15 Teilen Zucker in 170 Teilen Wasser; M. oleoso-balsamica, Hoffmannscher Lebensbalsam; M. solvens, eine Lösung von 5 Teilen Salmiak und 4 Teilen Lakritzen in 250 Teilen Wasser; M. sulfurica acida, Hallersches Sauer; M. vulneraria acida, Thedensches Wundwasser, Arkebusade.

M. heißt auch die gebräuchlichste aller gemischten Stimmen der Orgel, der Regel nach nur aus Oktaven und Quinten bestehend, manchmal aber auch eine Terz oder gar Septime enthaltend. Früher hatte man Mixturen mit einer großen Anzahl von Chören (Pfeifen); jetzt nimmt man drei als das Minimum und sechs als das Maximum der Pfeifenzahl an.

Mizellen, von Nägeli eingeführte Bezeichnung kleiner Molekülgruppen von Eiweißstoffen, gleichsam organischer Atome, die den Organismus aufbauen.

Mizil, Stadt in der Walachei, Kreis Buzau, an der Eisenbahn Bukarest-Roman, mit lebhaftem Handel, stark besuchtem Jahrmarkt und 10,172 Einw.

Mizpa (hebr., "Warte"), 1) Stadt im Ostjordanland, am Dschebel Oscha gelegen, Wohnort des Richters Jephtha. - 2) Stadt daselbst, im Stamm Benjamin, zur Zeit der Richter und Samuels oft der Versammlungsort des Volkes. Jetzt Nebi Samwil.

Mjechow (poln. Miechow), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Kjelzy, an der Mjechowka, mit (1885) 2184 Einw.

Mjestnitschestwo (Mestniczestwo, russ., von mesto, "Stelle, Amt"), ehedem in Rußland das eigentümliche Recht der höhern Würdenträger, vermöge dessen sie beanspruchen konnten, daß ihre Stellung im Dienste des Zaren nach derjenigen ihrer Vorfahren bestimmt werde. Der Zar Feodor III. ließ 1682 die Ranglisten verbrennen, indem er jenes Recht beseitigte.

Mjösen, der größte aller norwegischen Seen, von 364 qkm (6,6 QM.) Areal, ist gleich den übrigen Landseen dieses Landes eigentlich ein mit Wasser er-^[folgende Seite]