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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Montesarchio; Montescaglioso; Monte Solāro; Montespan; Montesquieu; Montesquiou-Fezensac

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Montesarchio - Montesquiou-Fezensac.

rotem Kreuz darin und überragt von einer Trophäe an rotem Bande. Die Ordenstracht ist ein weißer Mantel mit rotem Kreuz. Heute ist er ein Hoforden mit geistlichem Gepräge. Die Ritter teilen sich in Caballeros profesos und Caballeros novicios. 1872 aufgehoben, wurde der Orden 1874 wiederhergestellt.

Montesarchio (spr. -ssárkjo), Flecken in der ital. Provinz Benevent, in der Nähe des Monte Taburno und der Kaudinischen Engpässe, mit Kastell und (1881) 5238 Einw.; gab einem Fürstentum den Namen.

Montescaglioso (spr. -skaljōso), Stadt in der ital. Provinz Potenza, Kreis Matera, auf einer Anhöhe unfern des Bradano, hat ein weitläufiges Kloster (jetzt Amtsgebäude) und (1881) 7233 Einw.

Monte Solāro, höchster Berg der Insel Capri, an der Westseite derselben, mit dem Fort Bruto und herrlicher Aussicht über die Insel u. die Küste Italiens von Terracina bis zu den Bergen Kalabriens; 585 m hoch.

Montespan (spr. mongtespāng), Françoise Athénaïs, Marquise von, Mätresse Ludwigs XIV. von Frankreich, geb. 1641, Tochter Gabriels von Rochechouart, Herzogs von Mortemart, verheiratete sich 1663 mit dem Marquis von M. und ward Ehrendame der Königin. Durch ihre Schönheit, mehr noch durch anmutiges und geistreiches Wesen, erregte sie die Aufmerksamkeit Ludwigs XIV., der sie 1668 zu seiner Mätresse machte, ohne zunächst die Lavallière zu verstoßen. Der Marquis, der das Verhältnis nicht zugeben wollte, ward zuerst in die Bastille gesetzt, dann auf seine Güter verbannt, und 1676 ward seine Ehe durch ein Urteil des Châtelet geschieden. Von 1668 bis 1682 beherrschte die M. den König völlig und wußte ihre Macht zur Befriedigung ihres Ehrgeizes zu benutzen. Als Erzieherin ihrer Kinder hatte sie die Witwe Scarrons, nachmalige Frau von Maintenon (s. d.), angenommen, sah sich aber von derselben allmählich aus der Gunst des Königs verdrängt und ward 1687 vom Hof, 1691 auch aus Paris verwiesen, worauf sie teils auf ihren Gütern, teils zu Bourbon lebte. Später wurde sie fromm und trat in den Orden der Töchter des heil. Jakob. Sie starb 27. Mai 1707 in den Bädern zu Bourbon l'Archambault. Ihrem Gemahl hatte sie einen Sohn, den Herzog von Antin, Ludwig XIV. acht Kinder geboren, welche legitimiert wurden, unter andern den Herzog von Maine, den Grafen von Vexin (gest. 1683), Mademoiselle de Nantes, vermählt mit dem Herzog von Bourbon, Mademoiselle de Tours (gest. 1681), Mademoiselle de Blois, vermählt mit dem Herzog von Orléans, und den Grafen von Toulouse. Vgl. "Mémoires de Madame la marquise de M." (Par. 1829, 2 Bde.); A. Houssaye, Madame de M. (6. Aufl., das. 1864); Clément, Madame de M. et Louis XIV (das. 1868).

Montesquieu (spr. mongteskjöh), Charles de Secondat, Baron de la Brède et de, berühmter franz. philosophisch-politischer Schriftsteller, geb. 18. Jan. 1689 auf dem Schloß Brède bei Bordeaux, widmete sich dem Studium der Rechte, wurde 1714 Rat beim Parlament zu Bordeaux und zwei Jahre später Präsident desselben. In dieser Stellung war er auch Mitbegründer der Akademie daselbst. Die litterarische Laufbahn betrat er mit den "Lettres persanes" (Par. 1721, 2 Bde.; deutsch von Strodtmann, Berl. 1866), worin er unter der Maske eines Persers vom Standpunkt des Naturmenschen aus das damalige politische, soziale und litterarische Treiben der Franzosen mit geistreichem Spott geißelte. Einen Kommentar dazu lieferte Maurice Meyer (Par. 1841). Um die Gesetze und Verfassungen der europäischen Kulturstaaten, die er in seinem "Esprit des lois" darzustellen beabsichtigte, näher kennen zu lernen, legte er 1726 seine Stelle nieder und bereiste Deutschland, Ungarn, Italien, die Schweiz, Holland und England, wo er zwei Jahre blieb und zu London in die königliche Societät der Wissenschaften aufgenommen ward. Kurz zuvor war er auch zum Mitglied der Pariser Akademie ernannt worden. Nach seiner Rückkehr auf sein Schloß Brède schrieb er die "Considérations sur les causes de la grandeur des Romains et de leur décadence" (Amsterd. 1734; deutsch von Hacke, Leipz. 1828; von Sporschil, das. 1842) und unter dem Pseudonym Charles d'Outrepont den "Dialogue de Sylla et d'Eucrate, et de Lysimaque" (Par. 1748), worin er das Wesen eines Despoten aufs feinste darlegt. Nach langen Vorstudien erschien endlich sein Hauptwerk: "De l'esprit des lois" (Genf 1748, 2 Bde.; deutsch von Hauswald, Halle 1829, 3 Bde.; von Ellissen, 4. Aufl., Leipz. 1854, und in fast alle europäischen Sprachen übersetzt), der erste Versuch, die Entwickelung gesetzlicher Institutionen und ihr Naturverhältnis zu lokalen und sozialen Bedingungen in den verschiedenen Ländern in einem Überblick darzustellen. Indem M. jedoch als unbeschränkter Freidenker die Religion und Moral als lediglich von klimatischen und Bodenverhältnissen abhängig ansah, dem Rechts- und Pflichtgefühl in der Staatsmaschine eine untergeordnete Stellung anwies und die absolute Rechtsidee dem Prinzip opferte, daß des Volkes Wohl das höchste Gesetz sei, konnte das von ihm aufgestellte System keinen Anspruch auf allgemeine Zustimmung erheben. Eine Analyse des Werkes lieferte Bertolini, einen geistreichen Kommentar Destutt de Tracy (Par. 1819). Von Montesquieus übrigen Werken sind seine "Lettres familiaires" (Flor. 1767) und "Le temple de Gnide" (Par. 1725), letzteres, eine Art Gedicht in Prosa, ein der frivolen Zeitrichtung dargebrachtes Opfer, zu nennen. M. starb 10. Febr. 1755 in Paris. Ausgaben seiner sämtlichen Werke besorgten unter andern L. S. Auger (Par. 1816, 6 Bde.), Parelle (mit Varianten und Noten, das. 1826-27, 8 Bde.), Dalibon (das. 1827, 8 Bde.), Hachette (1865, 3 Bde.) und Laboulaye (1875-79, 7 Bde.). Vgl. Villemain, Éloge de M. (Par. 1816); Dangeau, M., bibliographie de ses œuvres (das. 1874); Vian, Histoire de M., sa vie et ses œuvres (2. Ausg., das. 1879); die kleinern Biographien von Sorel und Zevort (beide 1887).

Montesquiou-Fezensac (spr. mongteskjuh-fĕsangssáck), 1) François Xavier Marc Antoine, Herzog von, geb. 1757 auf dem Schloß Marsan bei Auch, war Abbé und Generalagent des Klerus, als ihn die Geistlichkeit von Paris 1789 zum Deputierten bei den Generalstaaten erwählte. Hier verteidigte er anfangs die alten Zustände, schloß sich dann aber der siegenden Partei an. 1790 nahm er zweimal den Präsidentenstuhl in der Konstituierenden Versammlung ein und verfocht mit Energie die Rechte der Volksvertreter, wogegen er sich der gänzlichen Aufhebung der religiösen Orden und der Einführung der Zivilkonstitution des Klerus widersetzte. Nach Eröffnung der Gesetzgebenden Versammlung zog er sich ins Privatleben zurück, wanderte nach den Ereignissen des 10. Aug. 1792 aus und kehrte erst unter dem Direktorium nach Frankreich zurück, wurde jedoch von Bonaparte, den er in einem offenen Brief aufforderte, den Thron für die Bourbonen wieder aufzurichten, von neuem verbannt. Nach der ersten Restauration ward M. Mitglied der provisorischen Regierung, und vom 13. Mai 1814 bis zu Napoleons I.