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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Moschopolis – Mosel

Staatsbahnen, hatte 1890: 1576, 1895: 1670 E., darunter 459 Evangelische und 127 Israeliten, Post, Telegraph.

Moschopŏlis, auch Boskopolis, türk. Muskopolje, Stadt in Albanien, im türk. Wilajet Jannina, südwestlich vom Maliksee, im 18. Jahrh. Centrum eines regen geistigen Lebens, sank infolge der häufigen Angriffe der Albanesen zu einem Flecken von etwa 2500 E. herab.

Moschus oder Bisam, ein eigentümliches tierisches Sekret, das bei dem männlichen Bisam- oder Moschustier (s. d.) in einem besondern Beutel, der in der Nähe der Geschlechtsteile liegt, durch Drüsen abgesondert wird. Dieser Beutel ist mit zwei schmalen Öffnungen versehen. Der M. bildet im frischen Zustande eine fast salbenartige, weiche, rötlichbraune Masse von durchdringendem Geruch und bitterm, widrig gewürzhaftem, schwach salzigem Geschmack. Durch Austrocknen wird er dunkler, zuletzt schwarzbraun und erscheint nun in runden Körnern von der Größe eines Stecknadelkopfes bis zu der einer Erbse, die sich leicht zerreiben lassen. Als Hauptsorten werden der tongkinesische und der Kabardiner (russischer oder sibirischer) M. gehandelt. Ersterer kommt in kleinen, mit Bleifolie ausgelegten und außen mit Stoff überzogenen Kistchen, sog. Catties, die je etwa 25‒30 Stück Beutel enthalten, von Shang-hai aus in den Handel. Die Beutel (Moschusbeutel) sind rund, etwas flach gedrückt, 3‒4 cm im Durchmesser, auf der innern flachen Seite kahl, auf der äußern mit steifen bräunlichen Haaren bedeckt. Die Kabardiner Beutel sind größer, mehr länglich oval; die Haare der äußern Seite gewöhnlich weißgrau, nur gegen die Mitte bräunlich und dichter stehend. Dem Tongkingmoschus nahestehend ist der Jün-nan-Moschus, dessen Beutel mehr kugelförmig sind; der Nepal- und Assammoschus steht im Wert jenen nach, ist aber immer noch erheblich teurer als der am geringsten geschätzte Kabardiner Moschus.

Seines hohen Preises wegen ist der M. mancherlei Verfälschungen unterworfen; man hat nicht selten zwischen den Häuten der Beutel Bleistückchen, Leder und in der Masse des M. selbst trocknes Blut, gebrannte Cichorie und Rüben, Galle, Asphalt u. s. w. gefunden. Auch sind ganz nachgemachte Moschusbeutel vorgekommen. Der M. dient als Parfüm. Für Heilzwecke wird er bei Nervenaufregungen nur in den äußersten Fällen angewendet. Eigentümlich und noch unerklärt ist es, daß der M. durch Milch aus bittern Mandeln, durch Zusammenreiben mit Mutterkorn und verschiedenen andern Arzneimitteln seinen Geruch verliert.

Shang-hai verschiffte 1893: 1963 Catties M., von denen 697 nach London, 723 nach Frankreich, 351 nach Neuyork, 192 nach Hamburg gingen. Der Wert des M. schwankt zwischen 500 M. (Kabardiner) bis 2400 M. (Tongking) für das Kilo. Für den Gebrauch wird der Inhalt der Beutel entleert (exvesiciert), wodurch sich der Preis um 25‒40 Proz. erhöht.

Seit einigen Jahren werden moschusähnlich riechende Präparate auf synthetischem Wege dargestellt und als Tonkinol oder künstlicher M. bezeichnet. Sie bestehen aber meist nur zu einem Zehntel aus dem riechenden Trinitrobutylxylol oder Trinitrobutyltoluol, zu neun Zehntel aus geruchlosem Acetanilid (Antifebrin) und sind sehr teuer. Der künstliche M. wird nach einem neuern Patent durch Erhitzen von Toluol mit Butylchlorid und Aluminiumchlorid, Destillieren des Produkts mit Dampf und Behandeln der zwischen 170 und 200° destillierenden Anteile des Destillats mit rauchender Salpetersäure und rauchender Schwefelsäure dargestellt.

Moschus, griech. Dichter aus Syrakus im 2. Jahrh. v. Chr. Die ihm beigelegten erhaltenen Gedichte sind ein kleines Epos «Europe», ein Trauergesang auf Bion, ein epigrammatischer Steckbrief auf Eros, einige erotische Tändeleien u. a.; sie finden sich meist in den Ausgaben des Bion und Theokrit.

Moschusbeutel, s. Moschus.

Moschusente, Bisamente, fälschlich türkische Ente, die größte bekannte Ente; der Erpel ist 0,85 m, das Weibchen nicht ganz 0,70 m lang, ersterer 4,5 bis 5,5 kg, letzteres 3 bis 3,5 kg schwer. Die M. ist mehr Zier- als Nutzvogel. (S. Enten, Bd. 6, S. 168 b.)

Moschuskolibri, s. Kolibri (Bd. 10, S. 489 a).

Moschuskraut, s. Adoxa Moschatellina.

Moschusochse, s. Bisamochse.

Moschusschwein, s. Bisamschwein.

Moschustier, Bisamtier (Moschus), kleine, rehähnliche, aber vollkommen geweihlose Wiederkäuerfamilie, welche die Gebirge und Hochebenen Centralasiens zwischen Amur und Hindukusch bewohnt, keine Thränengruben und nur einen stummelhaften Schwanz besitzt, und deren Männchen sich dadurch auszeichnen, daß die obern Eckzähne in Gestalt zweier langer, gekrümmter Dolchklingen aus dem Maule hervorragen. Es sind äußerst scheue und flüchtige Tiere. Das echte M. (Moschus moschiferus L., s. Tafel: Hirsche, Fig. 1) erreicht die Größe des Rehs. Beim Männchen liegt hinter dem Nabel ein etwa 6,5 cm langer, halb so breiter Beutel, in dem sich der Moschus (s. d.) absondert. Man nennt die Zwerghirsche (s. d.) wohl auch Zwergmoschustiere.

Moschuswurzel, s. Sumbulwurzel.

Mościska (spr. moschz-). 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 754,57 qkm und (1890) 71988 (35703 männl., 30285 weibl.) meist ruthen. E. (28130 Polen) in 78 Gemeinden mit 229 Ortschaften und 62 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke M. und Sądowa-Wisznia. – 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts, an der Linie Krakau-Lemberg der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 4165, als Gemeinde 4314 E., ein Dominikanerkloster (1432), jetzt Kaserne; Leinweberei, Handel mit Teer, Stricken, Flachs, Hanf und Getreide; Pferdemärkte.

Mosdók, Stadt im russ. Terekgebiet in Ciskaukasien, direkt unter der Gebietsverwaltung stehend, links am Terek, hat (1892) 14104 E. (Russen, Armenier, Georgier u. s. w.), in Garnison die 2. Terekkosaken-Batterie, 4 russische, 5 armenisch-gregorianische, 1 kath. Kirche, 1 evang. Bethaus; Wein-, Obst-, Seidenbau, Handel mit Schafen, Pferden und Nahrungsmitteln.

Mosel (lat. Mosella; frz. Moselle), linker Nebenfluß des Rheins, entspringt im südlichsten Winkel der Vogesen, zwischen dem Welschen Belchen und dem Drumont aus drei Quellbächen, wendet sich durch ein romantisches Thal nordwestwärts nach Remiremont, wo sie rechts die Moselotte oder Kleine M. aufnimmt, dann gegen Norden über Epinal, weiterhin im Depart. Meurthe-et-Moselle nordwestlich nach Toul, wo sie sich der Maas auf 15 km nähert und plötzlich eine Wendung gegen Nordost nach Frouard macht. Von hier wendet sie sich nordwärts nach Pont-à-Mousson, tritt bei Novéant in deutsches Gebiet über, fließt vorüber an Metz, Diedenhofen und Sierck und tritt bei Perl auf preuß.