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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Münsterbusch - Munychia.

Münsterbusch, Ort im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Aachen, hat Steinkohlengruben, Zinkhütten, Spinnerei, Tuchfabrikation und mit der Gemeinde Büsbach, zu welcher es gehört, (1885) 5573 Einw.

Münstereifel, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Köln, Kreis Rheinbach, an der Erft, an der Eifel und der Linie Euskirchen-M. der Preußischen Staatsbahn, 279 m ü. M., hat 2 kath. Kirchen (darunter die schöne Stiftskirche), ein Gymnasium (im ehemaligen Jesuitenkollegium), ein kath. Lehrerinnenseminar, Gerberei, Streichgarnspinnerei und (1885) 2265 Einw.

Münstermayfeld, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Mayen, 249 m ü. M., hat eine schöne alte Kirche, eine Kapelle, ein kath. Schullehrerseminar, ein Amtsgericht und (1885) 1550 meist kath. Einwohner. Südwestlich davon liegt das Schloß Elz und gegenüber die Ruine Trutzelz.

Münsterscher Friede, s. v. w. Westfälischer Friede.

Muntaner, En Ramon, namhafter roman. Chronist, geb. 1265 zu Peralada in Katalonien, führte seit 1285 in verschiedenen Kriegsdiensten 30 Jahre lang ein abenteuerndes Leben, ließ sich sodann in Valencia nieder und schrieb hier seit 1325 eine Geschichte von den Großthaten der Fürsten des aragonischen Hauses (Valencia 1558 u. öfter; zuletzt, mit französischer Übersetzung, von Buchon in seinem "Panthéon littéraire", Par. 1875; deutsch von Lanz, Leipz. 1842, 2 Bde., der auch eine Ausgabe des Originals, Stuttg. 1844, besorgte), die ein wahrhaft epischer Geist durchweht. Sie beginnt mit Jayme dem Eroberer und reicht bis zur Krönung des Königs Alfons IV. von Aragonien, bei welcher M. selbst noch als Abgeordneter von Valencia zugegen war. Er starb um 1340 in Valencia.

Münter, 1) Balthasar, ausgezeichneter Kanzelredner und Liederdichter, geb. 24. März 1735 zu Lübeck, habilitierte sich 1757 in Jena, ward 1761 Waisenhausprediger und Hofdiakonus zu Gotha, 1763 Superintendent zu Tonna und 1765 Prediger bei der deutschen Petrigemeinde zu Kopenhagen, wo er 5. Okt. 1793 starb. Außer vielen Predigten gab er heraus: "Geistliche Lieder" (1773 u. 1774), welche, den Gellertschen und Cramerschen verwandt, in viele Gesangbücher übergegangen sind. Noch schrieb er die "Bekehrungsgeschichte des Grafen Struensee" (1772), den er 1772 zum Tod begleitet hatte. Sein Leben beschrieb sein Sohn (Kopenh. 1793).

2) Friedrich Christian Karl Heinrich, Theolog und Altertumsforscher, Sohn des vorigen, geb. 14. Okt. 1761 zu Gotha, widmete sich in Kopenhagen und Göttingen theologischen, orientalischen und antiquarischen Studien und trat 1784 eine Reise nach Rom an, wo er in der Corsinischen Bibliothek die Statuten der Tempelherren entdeckte (Berl. 1794). Bald nach seiner Rückkehr wurde er (1788) zum Professor der Theologie in Kopenhagen und 1808 zum Bischof von Seeland ernannt; als solcher starb er 9. April 1830. Er schrieb unter anderm: "Magazin für Kirchengeschichte und Kirchenrecht des Nordens" (Altona 1792-96, 2 Bde.); "Handbuch der ältern christlichen Dogmengeschichte" (Götting. 1802-1806, 2 Bde.; dän., Kopenh. 1801-1804); "Die Religion der Karthager" (das. 1816, 2. Aufl. 1821); "Antiquarische Abhandlungen" (das. 1816); "Kirchengeschichte von Dänemark und Norwegen" (Leipz. 1823 bis 1833, 3 Bde.); "Sinnbilder und Kunstvorstellungen der alten Christen" (Altona 1825); "Der Stern der Weisen, Untersuchungen über das Geburtsjahr Christi" (Kopenh. 1827); "Religion der Babylonier" (das. 1827). Seine Biographie lieferte Mynster (Kopenh. 1834).

Munthe, Ludwig, Maler, geb. 11. März 1841 auf dem Landgut Aaröen im Stift Bergen in Norwegen, genoß den ersten Unterricht bei dem deutschen Landschaftsmaler und Architekten Schiertz in Bergen und kam 1861 als Stipendiat nach Düsseldorf, wo er einige Monate Schüler von Flamm war und auch später seinen Wohnsitz behielt. Er malt hauptsächlich Herbst- und Winterlandschaften bei oder nach dem Regen und im Nebel; sein Vortrag ist breit und energisch, verliert sich aber oft ins Rohe und Skizzenhafte, und seine Auffassung ist durchaus naturalistisch. M. gehört zu den hervorragendsten Vertretern derjenigen Gattung der Landschaftsmalerei, welche bloß die flache Alltäglichkeit zu Darstellungsstoffen wählt, denselben aber durch die frappante Wiedergabe der charakteristischen Eigentümlichkeiten des Terrains und der Beleuchtung einen fesselnden Reiz verleiht. Von seinen Bildern sind hervorzuheben: Waldinterieur im Winter mit Hirschen (Galerie zu Christiania); Fichtenwald im Winter (Galerie zu Hamburg); Herbstbild mit Kühen; Fischer auf dem Eis; Kartoffelernte; Tauwetter; Birkenwald im Herbst (1886). M. erhielt 1875 vom König von Schweden den Titel eines Hofmalers.

Muntjak, s. Hirsch, S. 565.

Müntz, Eugène, franz. Kunstschriftsteller, geb. 1845 zu Sulz im Elsaß, machte seine Studien am Lycée Bonaparte in Paris, wirkte 1873-76 an der französischen Schule in Rom, ward 1876 Bibliothekar an der Schule der schönen Künste in Paris, 1880 Konservator der Bibliothek, der Archive und des Museums und unternahm wiederholte Studienreisen nach Deutschland, England und Italien. Außer zahlreichen Arbeiten in Kunstzeitschriften veröffentlichte er: "Les arts à la cour des Papes pendant le XV. et le XVI. siècle" (1878-82, 3 Bde., von der Akademie der schönen Künste gekrönt); "Histoire générale de la tapisserie. Tapisseries italiennes" (1877-79); "Raphaël, sa vie, son œuvre et son temps" (1881; 2. Aufl. 1885, preisgekrönt) "Ricerche intorno al lavori archeologici di Giacomo Grimaldi" (1881); "Études sur l'histoire des arts a Rome pendant le moyen-âge; Boniface VIII et Giotto" (1881); "La tapisserie" (1882); "Donatello" (1885); "La renaissance en Italie et en France à l'époque de Charles VIII" (1885); "La bibliothèque du Vatican au XV. siècle" (1887); "Les antiquités de la ville de Rome au XIV., XV. et XVI. siècles" (1887). Unter dem Titel: "Bibliothèque internationale de l'art" gibt M. in Verbindung mit ausländischen Forschern seit 1882 eine Sammlung von kunstwissenschaftlichen Monographien heraus, welche er mit "Les précurseurs de la renaissance" (Nachtrag dazu: "Les collections des Médicis", 1887) einleitete, und in welcher er ferner "Les historiens et les critiques de Raphaël" (1884) und "Études sur l'histoire de la peinture et de l'iconographie" (2. Aufl. 1885) veröffentlichte.

Muntzmetall, nach dem Verfahren von Muntz dargestelltes zinkreiches, schmiedbares Messing, welches besonders zu Schiffsbeschlägen dient.

Munychĭa (Munichia), ein mit einer Burg versehener, 86½ m hoher Hügel beim alten Athen, welcher die drei Häfen der Piräeischen Halbinsel, Piräeus, Zea und Munychia (jetzt Porto Phanari), beherrschte, daher strategisch von großer Wichtigkeit. Daselbst wurde im Monat Munychion (s. d.) der Artemis Munychia, einer Mondgöttin, das Fest der Munychien gefeiert. In den nordöstlichen Fuß der Burg ist ein Theater eingegraben.