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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Neuguinea-Compagnie

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Neuguinea-Compagnie

schiedenheit zwischen den einzelnen, oft nur wenige hundert Menschen umfassenden Stämmen hat bis jetzt die Erforschung des Innern und den Verkehr der Europäer mit Eingeborenen erschwert. Die Papuas sind durchweg so fleißige Leute, wie es die geringen Bedürfnisse des Lebens in dortiger Gegend notwendig machen. Fast alle bebauen Plantagen mit Bananen, Yams, Taro, Tabak und Zuckerrohr. Die Küstenbewohner bauen seetüchtige Boote. Bei Haus-, Jagd- und Kriegsgeräten zeigt sich ein sehr entwickelter Sinn für schöne Formen und Ornamentik.

Politisch ist N. unter die drei Nationen: Deutsche, Holländer und Engländer, geteilt und zwar so, daß den Niederlanden die ganze westl. Seite der Insel vom 141.° ab gehört. Von der östl. Hälfte ist der nördl. Teil deutsch, der südliche englisch. Der niederländ. Anteil ist 382140 (mit den Papua-Inseln und den Inseln der Geelvinkbai 397202) qkm, der deutsche Anteil (Kaiser-Wilhelms-Land) 181650 qkm groß, während der engl. Besitz, Britisch-Neuguinea, 221570 qkm, mit den Inseln an der Südostspitze 229100 qkm enthält. Die Grenzen zwischen dem niederländ. und brit. Gebiet auf N. wurden durch Übereinkunft vom 16. Mai 1895 geregelt.

Der Centralpunkt für die Verwaltung, und namentlich auch für die Christianisierung des engl. Teils von N. bildet das am Papuagolf gelegene Port-Moresby, wo der Sitz des Gouverneurs und der Londoner Missionsgesellschaft ist. Im holländ. Teil ist fast nur die Geelvinkbai und namentlich Dore ständig von Weißen bewohnt. Über den deutschen Teil s. Neuguinea-Compagnie.

Geschichte. N. wurde zuerst 1511 von Antonio D’Abreu und Francisco Serrem gesehen, jedoch 1526 erst von dem Portugiesen Jörge de Meneseg an seiner Nordspitze besucht und von ihm Papua benannt. 1545 besuchte der Spanier Ortez de Retez ebenfalls die Nordküste, von ihm stammt die jetzige Benennung , weil er in den Bewohnern eine Ähnlichkeit mit den Guineanegern zu entdecken glaubte. 1606 entdeckte Luis Vaez de Torres die Südspitze und die nach ihm benannte Torresstraße, welche N. von Australien trennt. 1616 besuchten die Holländer Cornelis Shouten und Le Maire die Südwest- und die Nordostküste, entdeckten hier die Schouteninseln und die Insel Yappen sowie die Cornelis-Kinerzbai. 1643, 1644 und 1645 besuchte Abel Tasman die Humboldtsbai, die Schouteninseln und die Brulante-Insel. Letztere wurde auch 1699 von Dampier besucht, welcher auch die nach ihm benannte Insel und Meeresstraße entdeckte und somit als erster feststellte, daß der Bismarck-Archipel nicht mit N. zusammenhängt. 1767 besuchte Carteret, 1768 De Bougainville, 1770 Cook N. Von andern Entdeckern sind die wichtigsten: der Franzose Lapérouse (1785), der Engländer Machure (1791), die Franzosen D’Entrecasteaux, Huon de Kermadec, Trobriand, Beautemps-Beaupré, Crétin; der Engländer W. Bampton (1793), 1822‒25 Duperrey mit Lesson und Garnot, Dumont d’Urville (1826‒29). Erst 1824 gaben die Holländer ihre Ansprüche auf den westl. Teil von N. bis zum 141. Längengrade bekannt, und erst 1828 legten sie in der Tritonsbai das Fort Du Bus an, welches jedoch wegen Fieberkrankheiten 1835 wieder aufgegeben wurde. Von dieser Zeit an sind sie es hauptsächlich, welche zur weitern Kenntnis der Insel beitrugen. Aber auch andere Nationen beteiligten sich an den Entdeckungen; so wurde 1835 die Südküste durch den Engländer Blackwood genau aufgenommen, 1848‒50 entdeckte der engl. Kapitän Owen Stanley das nach ihm benannte Gebirge sowie den Louisiaden-Archipel und den Manu-Manu-Fluß. Von 1856 bis 1863 besuchte der Engländer Wallace fünfmal die Insel. In den letzten Jahren hat besonders der Gouverneur MacGregor sehr viel zur Erforschung des engl. Teiles der Insel beigetragen. Von ital. Forschern besuchte 1860 Cerutti den MacCluer-Golf, D’Albertis, Beccari und Thomasinelli die Nordküste, die Geelvinkbai, das Arfakgebirge sowie später den Süden und den Flyfluß. Auch Baron Miklucho-Maclay machte sich um die Kenntnis der Astrolabebai verdient, wo er von 1877 bis 1878 17 Monate unter den Eingeborenen zubrachte. Für die genauere Kartierung der Südküste waren außer D’Albertis hauptsächlich Moresby, MacFarlane, Stone, Goldie sowie auch die Franzosen Raffray und Maindron thätig. Von Deutschen waren A. B. Meyer, Kapitän Redlich und namentlich Finsch vielfach an den Küsten von N. Finsch machte 1882 von Port-Moresby und der Keppelbai aus 5 Monate lang Forschungsreisen. Um die Erforschung der Nordostküste machte er sich in der Folge mit Kapitän Dallmann besonders verdient, ebenso Admiral von Schleinitz. Im Auftrage der Neuguinea-Compagnie erforschten 1886‒87 der Astronom Schrader und Botaniker Hollrung den Kaiserin-Augusta-Fluß. Zöller unternahm 1889 die erste Besteigung des Finisterregebirges. Der Botaniker Lauterbach und der Beamte der Neuguinea-Compagnie Kärnbach drangen 1890 längs des Gogolflusses in das Innere der Astrolabeebene ein. Der Botaniker Hellwig erforschte die Umgebung von Finschhafen und Konstantinhafen. Am 6. Nov. 1884 fand die förmliche Besitzergreifung des südöstl. Teils von N. seitens Englands statt, während Deutschland gleichzeitig an der Nordostküste an mehrern Küstenpunkten, welche Finsch mit Kapitän Dallmann vorher besucht hatte, die deutsche Flagge heißen ließ. (S. Neuguinea-Compagnie.)

Litteratur. Finsch, N. und seine Bewohner (Brem. 1865); Moresby, New Guinea and Polynesia (Lond. 1876); Stone, A few months in New Guinea (ebd. 1879); Meyners d’Estray, La Papouasie (Par. 1881); Haga, Nederlands Nieuw Guinea en de Papoesche eilanden 1500‒1883 (Haag 1885); Lyne, New Guinea (Lond. 1885); Chalmers und Gill, Work and adventures in New Guinea 1877‒85 (ebd. 1885; deutsch Lpz. 1886); Hager, Kaiser-Wilhelms-Land und der Bismarck-Archipel (Lpz. 1886); J. Strachau, Explorations and adventures in New Guinea (Lond. 1888); Finsch, Samoafahrten (Lpz. 1888); Schumann und Hollrung, Flora von Kaiser-Wilhelms-Land (Berl. 1889); Zöllner, Deutsch-Neuguinea (Stuttg. 1891); J. P. Thomson, British New Guinea (Lond. 1892); Chalmers, Pioneer life and work in New Guinea 1877‒94 (ebd. 1895).

Neuguinea-Compagnie, die Besitzerin von Kaiser-Wilhelms-Land, dem Bismarck-Archipel und dem deutschen Teil der Salomoninseln. Das Schutzgebiet der N. umfaßt einen Flächeninhalt von etwa 251000 qkm mit gegen 400000 E. 1882 vertraten in der Nähe von Neuguinea die beiden Firmen «Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft» (die Nachfolgerin von Godefroy) und «Robertson & Hernsheim», später «Hernsheim & Co.», auf dem Bismarck-Archipel die deutschen Handelsinteressen. Um auf dem Festlande von Neuguinea die ersten Schritte für eine deutsche Kolonisierung zu thun, wurde seitens