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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nikandros; Nikātor; Nike; Nikephŏros

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Nikandros - Nikephoros.

A. Schmidt, Der Aufstand in Konstantinopel unter Justinian (Zürich 1854).

Nikandros (Nicánder), griech. Arzt und Dichter, aus Kolophon, lebte um 150 v. Chr. Von seinen zahlreichen Schriften sind außer Fragmenten eines Gedichts über den Landbau noch zwei schwülstige und schwerfällige Gedichte übrig: "Theriaca", Mittel gegen den Biß giftiger Tiere, und "Alexipharmaca", Gegengifte bei Vergiftungen durch Speise und Trank (beste Ausgabe von O. Schneider, Leipz. 1856). Unter seinen Gedichten befanden sich auch "Metamorphosen", die Ovid benutzt hat. Vgl. Volkmann, De Nicandri vita et scriptis (Halle 1852).

Nikātor (griech., "Sieger"), Beiname der syrischen Könige Seleukos I. und Demetrios II.

Nike, in der griech. Mythologie die Göttin des Siegs, weiterhin im Leben der Griechen Symbol jedes glücklichen Vollbringens, war nach Hesiod Tochter des Giganten Pallas und der Styx, von welcher sie dem Zeus zum Beistand im Titanenkampf zugeführt wurde, u. verweilte seitdem stets bei Zeus im Olymp. Die Künstler brachten sie häufig in Verbindung mit siegverleihenden Gottheiten, wie z. B. der Zeus von Olympia u. die Athene auf der Akropolis von Athen auf der einen Hand eine N. trugen. Sie wurde stets geflügelt dargestellt, mit Kranz und Palmenzweig und meist als aus der Höhe sich herablassend. Diese Darstellung übernahmen auch die Römer für die Bilder ihrer hochangesehenen Siegesgöttin Victoria (nach älterer Bezeichnung Vica Pota, d. h. obsiegender Erfolg), deren eigentliche Kultusstätte das Kapitol war, wo sich auch der ihr vom Konsul L. Postumius im Samniterkrieg (294 v. Chr.) geweihte Tempel befunden zu haben scheint, und wo siegreiche Feldherren Bilder der Göttin zum Andenken an ihre Kriegsthaten aufzustellen pflegten. Die berühmteste Statue dieser Art war die von Augustus zum Andenken an den Sieg bei Actium in die Julische Kurie geweihte, die später als Schutzgöttin des Senats in dem von Domitian errichteten Senatsgebäude bis zum Ausgang des Heidentums stand, zuletzt ein Gegenstand des Kampfes zwischen der altrömischen und der christlichen Partei. Größere Nikestatuen haben sich wenige erhalten. Eine wertvolle Marmorstatue von Päonios aus Mende in Thrakien wurde erst neuerdings in Olympia ausgegraben (s. Tafel "Bildhauerkunst III", Fig. 3); andre vorzügliche Darstellungen sind die N. von Samothrake (jetzt in Paris), wahrscheinlich ein Werk der rhodischen Kunst, und die N. von Brescia, aus der Römerzeit. Häufiger tritt die Göttin auf Vasen und Münzen sowie in kleinen Bronzen auf; von letztern bewahrt das Kasseler Museum ein schönes Werk (s. Abbildung). Von besonderm Reiz sind auch die Darstellungen opfernder und sich schmückender Siegesgöttinnen auf dem Balustraderelief des Niketempels zu Athen. Von Schöpfungen neuerer Bildner haben besonders die N. von Schadow auf dem Brandenburger Thor zu Berlin und die Viktorien von Rauch in der Walhalla Berühmtheit erlangt. Vgl. Knapp, N. in der Vasenmalerei (Tübing. 1876).

^[Abb.: Nike (Bronze im Museum zu Kassel).]

Nikephŏros (griech., "Siegbringer"), Name mehrerer oströmischer Kaiser: 1) N. I., aus Seleukia, war Großschatzmeister unter der Kaiserin Irene und stürzte diese durch eine Verschwörung (31. Okt. 802). Er ließ den Feldherrn Bardanes, der gegen ihn zum Kaiser ausgerufen worden, blenden, erbitterte das Volk durch harten Steuerdruck und hielt auch den Klerus in strenger staatlicher Zucht. Er unterdrückte eine Erhebung der im Peloponnes angesiedelten slawischen Stämme und begann die Christianisierung und Gräzisierung derselben, dagegen führte er seit 802 unglückliche Kriege gegen den arabischen Kalifen Harun al Raschid, welcher ihn 804 in einer großen Schlacht in Phrygien besiegte und 807 zu einem schimpflichen Frieden zwang, und fiel im Juli 811 in einer unglücklichen Schlacht gegen die Bulgaren. Sein von ihm 803 zum Mitkaiser gekrönter, in jener Schlacht verwundeter Sohn Staurakios wurde nicht als Kaiser anerkannt, sondern in ein Kloster gebracht, wo er bald starb; an seiner Stelle wurde N.' Schwiegersohn Michael I. zum Kaiser erhoben.

2) N. II., Phokas, aus Kappadokien, geb. 913, führte als Feldherr der Kaiser Konstantin VII. und Romanos II. glückliche Kriege gegen die Sarazenen, eroberte Kreta (961) und einen Teil Syriens, wurde nach dem Tod Romanos' II. 963 vom Heer zum Kaiser ausgerufen, beseitigte den bisher allmächtigen Oberkämmerer, den Eunuchen Joseph Bringas, und bewog die Witwe des Romanos, Theophano, sich mit ihm zu vermählen. Er war klein und häßlich, aber kräftig und energisch, einfach und sparsam. Er hob die Wehrkraft des Reichs, entriß den Sarazenen Kilikien und Syrien (auch Antiochia wurde 966 erobert), kämpfte glücklich gegen die Bulgaren und wahrte auch dem deutschen Kaiser Otto I. gegenüber die Ehre des Reichs. Aber er bedrückte das Volk mit hohen Steuern und zog sich trotz seiner strengen Frömmigkeit den Haß der Geistlichkeit zu, weil er dieser gegenüber die staatlichen Rechte energisch wahrte und der Häufung der Güter in Toter Hand durch Beschränkung der Vermächtnisse an die Kirche entgegentrat. Er wurde auf Anstiften der Theophano 11. Dez. 969 von dem ehrgeizigen zurückgesetzten Feldherrn Johannes Tzimisces ermordet.

3) N. III., Botaneiates ^[im Lexikon auch: Botaniates, Botoniates], unter Michael VII. Feldherr der Armee im Osten, wurde gegen denselben gleichzeitig mit N. Bryennios (Vater von N. 2, S. 179), welchen die europäischen Truppen in Adrianopel zum Kaiser ausriefen, in Nikäa zum Kaiser erhoben, in der Hauptstadt anerkannt und bestieg, nachdem sich Michael in ein Kloster zurückgezogen, den Thron, beseitigte N. Bryennios mit Hilfe des Alexios Komnenos, wurde aber von diesem 1081 gestürzt und endete in einem Kloster.