Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Nizza'
23,9°, das Jahresmaximum 31°, das Jahresminimum 0,9°C. Die mittlere Feuchtigkeit der
Luft beträgt im Jahre 61,4 Proz.; nur der besonders im März und April wehende Mistral trocknet die Luft aus. N. hat 838
mm Regenmenge; der fünfte Teil der Wintersaison (November bis April) sind Regentage. Das Jahresmittel des Luftdruckes ist 761 mm, das Maximum 779,
das Minimum 735 mm.
N. liegt überaus lieblich an einer Reihe amphitheatralisch sich erhebender Hügel, umgeben von Öl- und Weinbergen, Citronen- und Orangengärten und
vielen Villen. Der kleinere ältere Teil mit der großen Kathedrale St. Réparate hat winklige Gassen und finstere Häuser, liegt auf der östl. Seite des Paillon
und erhebt sich in Form eines Dreiecks zu dem ausgedehnten, 97 m hohen Schloßberge mit Trümmern eines alten Schlosses, reizenden Parkanlagen
und einer Plattform, die eine entzückende Aussicht bietet. An der Ostseite des Berges ist der 1751 angelegte kleine, aber sichere Hafen Port de Limpia,
der im Osten durch den steilen Vorsprung des Mont-Boron von der Reede von Villefranche (Villafranca) getrennt wird. Die am Hafenbassin entstandenen
Stadtteile sind durch zwei von dem am Südende liegenden Platz Bellevue beginnende Straßen mit der Altstadt verbunden, die Rue Ségurane, die nach
Nordnordwesten zum schönen Garibaldi-, früher Napoléon-, noch früher Victorplatz, mit (seit 1891) einer Statue Garibaldis, führt, und den in den Felsen
gehauenen Chemin des Ponchettes, der um das steile Vorgebirge Rauba Capeu herum zur Promenade du Cours, einer Ulmenallee mit aussichtreichen
Terrassen, und weiter in die Straße St. François de Paule mit dem Theater, der Bibliothek, dem Stadthause u.a. übergeht. Parallel mit den beiden Straßen
geht am Strande der Boulevard du Midi bis zur Mündung des Paillon, an dessen linkem Ufer hinauf die Boulevards Pont Neuf, Pont Vieux (bis zum
Garibaldiplatz) und Risso führen. Die sehr freundliche Neustadt mit Gärten an den Straßen liegt westlich vom Paillon, an dessen rechtem Ufer die Quais
St. Jean Baptiste (bis zur Garibaldibrücke) und Quai Place d'Armes hinaufführen. Der Fluß ist jetzt völlig überbaut, die Avenue Masséna ist verbreitert, mit
Palmen besetzt und mit einer Bronzestatue des in N. geborenen Marschalls Masséna geschmückt. Daneben ist das Casino Municipale, ein prächtiger
neuer Bau mit Wintergarten, Theater, Cercle international, dem schönsten Café in N.; der Platz Masséna daneben zwischen Häusern mit Laubengängen
ist der Mittelpunkt des Fremdenverkehrs. Von hier aus durchschneidet die breite Avenue de la Gare die Neustadt nach Nordnordwesten, während
südwestlich der Quai Masséna zum bedeckten Jardin Public mit herrlichen Gewächsen führt. Von hier geht am Strande nach Westen hin die lange,
herrliche Promenade des Anglais und hier befindet sich auch die auf Pfähle ins Meer hinausgebaute Jetéepromenade, eine Art Kasino. Von der Mitte der
Promenade des Anglais geht nach Norden der lange Boulevard Gambetta ab und von diesem wieder nach Ostnordosten die Boulevards Victor Hugo und
Dubouchage, die ganze Neustadt durchschneidend. Hier sind zwei engl., eine schott., eine amerik., eine deutschreform., eine Waldenser- und eine russ.
Kapelle und viele Hotels u.s.w. Elektrische Beleuchtung ist eingeführt. N. besitzt ein Lyceum, ein Priester- und ein Lehrerseminar, eine Stadtbibliothek mit
90000 Bänden, eine Kunstausstellung, ein ↔ Naturalienkabinett, eine Sternwarte (Montgros), ein ital. Opern- und ein franz.
Schauspielhaus, Hospitäler, Krankenhaus, wissenschaftliche und gemeinnützige Gesellschaften u.a., Denkmal (Büste) des Präsidenten Carnot (1895)
und ein Denkmal zur Erinnerung an die Vereinigung N.s mit Frankreich. Die Bevölkerung treibt Weinbau, Südfrucht- und bedeutende Blumenkultur, ferner
Kunstdrechslerei und Kunsttischlerei, Seidenspinnerei, Gerberei, Färberei, bereitet Olivenöl, Kräuteressenzen, Maccaroni, Strohhüte, künstliche Blumen
und treibt lebhaften Handel mit Oliven, Olivenöl, Südfrüchten, gesalzenen Fischen, Hanf, Seide, Liqueur, Parfümerien u.a. Der Hafen ist seicht und der
Versandung ausgesetzt; regelmäßige Dampferverbindung mit Marseille, Ajaccio, Bastia und Genua.
N. ist das alte Nicäa in Ligurien und wurde 300 v.Chr. zu Ehren eines Sieges über die Ligurer von den Massiliern als
befestigte Kolonie angelegt. Im Mittelalter, wo die Stadt die Schicksale der Provence, insbesondere jene der Grafschaft N. teilte, sowie bis zum Anfang
des 18. Jahrh., galt sie als eine wichtige Festung. 1543 von Franz I. von Frankreich zu Lande und von den Türken unter Cheir eddin Barbarossa zu
Wasser belagert, wurde die Stadt, mit Ausnahme der Citadelle, 20. Aug. erobert und geplündert. Drei Belagerungen, 1691 unter Catinat, 1706 unter
Berwick, 1792 unter Anselme, brachten sie jedesmal in franz. Hände. Die Festungswerke wurden 1708 gänzlich geschleift. 1793–1814 gehörte N. zu
Frankreich, dann zu Sardinien, von dem es 1860 wieder an Frankreich abgetreten wurde.
(S. Nizza, Grafschaft.) Bei dem Erdbeben 23. Febr. 1887 litt die Stadt bedeutend.
Vgl. Toselli, Précis historique de Nice (4 Bde., Nizza 1867–70); Lippert, Das Klima von N., seine hygieinische Wirkung
und therapeutische Verwertung (2. Aufl., Berl. 1877); Brünecke, Der klimatische Winterkurort N. (Wiesb. 1880); Buréty,
Nice and its climate (Lond. 1882); Nash, Guide to Nice (ebd. 1884); A. Lacoste
und G. Pietri, Guide bleu. Nice pratique et pittoresque (2. Aufl., Nizza 1888); Gius. André,
Nizza 1792–1814 (ebd. 1895); Logau, Führer durch N. und Monte-Carlo (ebd. 1896).