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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Nowgorod Litowsky - Nowomoskowsk.

Metallwaren, Blei, Schwefel, Salz, Wein, Bier, Pergament, später auch Papier und Schießbedarf eingetauscht wurden. Aber die Selbständigkeit und die freie republikanische Verfassung Nowgorods war den wieder erstarkten moskauischen Zaren nach Abwerfung des Mongolenjochs ein Dorn im Auge, und 1478 begann Iwan d. Gr. den Vernichtungskrieg gegen dasselbe, den Iwan der Grausame 1579 damit krönte, daß er die Stadt zerstörte, ihre Schätze nach Moskau abführte, einen großen Teil der Einwohner im Wolchow ertränken ließ und die ausländischen Kaufleute verbannte. Damit war die Blüte Nowgorods geknickt. Noch einmal (1650) versuchte es, sich gegen den Zaren Alexei zu erheben, wurde aber unterdrückt, und bald vollendete das schnell aufblühende Petersburg den Ruin der einst mächtigen Stadt.

Nowgorod Litowsky, Stadt, s. Nowogrudok.

Nowgorod Sjewersk (Nowgorodok), Kreisstadt im russ. Gouvernement Tschernigow, an der Desna, mit 14 Kirchen, Kloster, 2 Gymnasien (für Knaben und Mädchen), jüdischer Rabbinerschule, Handel mit Hanf, Hanföl und Holz und (1885) 8021 Einw. N. wurde im 11. Jahrh. gegründet.

Nowików, Nikolai Iwanowitsch, russ. Schriftsteller, der Begründer der russischen Journalistik, geb. 27. April (a. St.) 1744 auf einem Gut seines Vaters im Moskauer Gouvernement, begann seine Lebenslaufbahn als Offizier im Ismailowschen Garderegiment, wurde aber seiner Kenntnisse wegen von der Kaiserin Katharina II. schon früh in den Büreaudienst hinübergezogen. 1768 verließ er den Staatsdienst und widmete sich ganz der Litteratur. Nach einigen litterarhistorischen Versuchen, wohin "Versuch eines historischen Wörterbuchs über russische Schriftsteller" (1772) gehört, begann er 1773 die Herausgabe der "Dréwnjaja Rossíjskaja Wifliofika" ("Alte russische Bibliothek"), einer Sammlung Materialien zur alten russischen Geschichte, und begründete 1777 die Monatsschrift "Utrennyi Swet" ("Das Morgenlicht"), die erste in Rußland, in welcher er Originalartikel in gebundener und ungebundener Rede sowie Übersetzungen veröffentlichte. Diese Zeitschrift wurde unter wechselndem Namen über ein Jahrzehnt fortgeführt. Auch die "Moskauer Zeitung" nahm rasch einen bedeutenden Aufschwung, als er an die Spitze des Unternehmens trat. Außerdem war N. einer der eifrigsten Förderer des Freimaurertums in Rußland, was ihm jedoch zum Unglück ausschlug. Der Zugehörigkeit zu einem freimaurerischen, in Rußland verbotenen Geheimbund überwiesen, wurde er 1792 verhaftet und in den Kerker geworfen und erhielt erst nach Kaiser Pauls I. Thronbesteigung (1796) die Freiheit wieder. Er starb 31. Juli (a. St.) 1818. Die von ihm begründeten Zeitschriften bilden jetzt eine bibliographische Seltenheit. Eine Monographie über N. veröffentlichte N. Neseljénow (Petersb. 1877).

Nowo-Alexandrowsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kowno, zwischen den Seen Ossa und Ossida, hat 2 Kirchen und (1885) 6755 Einw., meist Juden. 1836 wurden infolge der Kassation der Stadt Wids die Kreisbehörden in den Flecken Esiorossy verlegt und dieser als N. zur Kreisstadt erhoben.

Nowobajaset (Neubajesid), Kreisstadt im russisch-kaukas. Gouvernement Eriwan, westlich vom Goktschaisee, mit (1879) 5552 Einw.

Nowochopersk, Kreishauptstadt im russ. Gouvernement Woronesh, an dem westlichen, steilen Ufer des Choper, mit Festung (ziemlich verfallen), einem Admiralitätsgebäude, wo Fahrzeuge für das Schwarze Meer gebaut werden, mehreren Korn- und Salzmagazinen, einem Kriegshospital, einer steinernen Kathedrale, einem Kaufhof, Rathaus etc. und (1885) 8013 Einw., die Handel mit Cerealien, Gerbstoffen, Bauholz und Vieh treiben und eine ansehnliche Steppenviehzucht auf den Grasplätzen der Umgegend unterhalten. Die Stadt hat drei sehr besuchte Jahrmärkte. Sie wurde 1789 angelegt.

Nowogeorgĭewsk, 1) (früher Modlin) Festung erster Klasse mit befestigtem Lager, im russisch-poln. Gouvernement Plozk, an der Mündung des unfern von hier sich mit dem Bug vereinigenden Narew in die Weichsel und an der Eisenbahn Kowel-Mlawa. Die Hauptfestung mit der Citadelle liegt am rechten Ufer der Weichsel und besteht aus lauter bombenfesten, nur für die Garnison bestimmten Gebäuden, umringt von gewaltigen, bis 40 m über den Flußspiegel sich erhebenden Wällen, welche ihrerseits wieder von einer langen Reihe von Außenwerken umgeben sind. Außerdem wird das linke Weichsel- und Narewufer durch mehrere Forts verteidigt. N. bildet mit Warschau, Iwangorod und Brest-Litowsk das polnische Festungsviereck. Karl XII. von Schweden bemerkte zuerst die große Wichtigkeit dieses Platzes in strategischer und taktischer Hinsicht und ließ den hier liegenden Flecken Modlin befestigen. Napoleon I. erweiterte 1807 die Wälle und begann den Bau der eigentlichen Festung; doch war derselbe noch nicht beendigt, als die Russen die Festung einschlossen und den französischen General Daendels 1. Dez. 1813 zur Kapitulation zwangen. Kaiser Alexander I. setzte die Festungsarbeiten fort, bis die Polen während des Aufstandes 1830 sich der Festung bemächtigten. Von General Golowin blockiert, ergab sich der polnische Kommandant Graf Ledochowski 7. Okt. 1831 bedingungslos. Seitdem ließ Kaiser Nikolaus I. die Festung durch den General Dehn vollständig umbauen. -

2) (früher Krylow) Stadt im russ. Gouvernement Cherson, Kreis Alexandrija, unfern der Mündung des Tjasmin in den Dnjepr, mit 3 Kirchen, Militärhospital, Talg-, Lichte- und Lederfabriken, Handel mit Holz und Vieh und (1885) 7893 Einw. (darunter viele Sektierer).

Nowograd Wolynsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wolhynien, am Slutsch, mit 5 Kirchen, Getreide- u. Holzproduktenhandel und (1884) 13,586 Einw.

Nowogrudok (auch Nowgorod Litowsky, Nowyj Gorodok), Kreisstadt im russ. Gouvernement Minsk, mit 4 Kirchen, einer Moschee und (1883) 11,591 Einw. N. war Hauptort eines der mächtigsten slawischen Teilfürstentümer und wichtige Festung, in der namentlich Fürst Witowt (1392-1430) großartige Bauten ausführen ließ, von denen noch die heutigen Ruinen zeugen. Derselbe Fürst siedelte hier gefangene Tataren an, deren Nachkommen (ca. 500) noch heute in der Stadt wohnen. 1448 hielt König Kasimir IV. von Polen hier einen Reichstag ab, und seit 1581 fand alle zwei Jahre das Tribunal hier statt, bis es 1775 nach Grodno verlegt wurde.

Nowominsk (Minsk), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Warschau, an der Eisenbahn Warschau-Brest Litowsk, mit Schrotgießerei und (1880) 1832 Einw.

Nowomirgorod, Stadt im russ. Gouvernement Cherson, am Longosee, mit Talgsiedereien, vier großen Jahrmärkten, Stadtbank und (1885) 2524 Einw.

Nowomoskowsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Jekaterinoslaw, an der Samara, mit 4 Kirchen, Talgsiedereien, Gerbereien (die Felle werden hier mit Wurzeln von Statice-Arten aus der Familie der Plumbagineen bearbeitet), einem großen Pferde- und Viehmarkt und (1882) 17,959 Einw.