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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Odysseus; Öe; Œil de bœuf; Œil de perdrix; Œuvre; Oeynhausen; Ofánto; Ofen

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Odysseus - Ofen.

ner. Er führt die Chryseïs wieder zu ihrem Vater zurück und meldet sich zum Zweikampf mit Hektor; er erschlägt den Späher Dolon und hilft die schönen Rosse des Rhesos entführen; er ist bei allen Unternehmungen, welche Mut und Schlauheit erfordern, der erste und vorderste. Auch war er unter denen, welche sich in dem hölzernen Pferd verborgen hatten. Er erhob daher auch gerechten Anspruch auf die Waffen des Achilleus. Noch bevor die Griechen nach Zerstörung der Stadt in die Heimat abzogen, war O. mit Nestor abgesegelt; aber er mußte zehn Jahre auf der Reise nach Ithaka zubringen. Nachdem er durch einen Sturm zu den Kikonen, den Bundesgenossen der Trojaner, getrieben worden, deren Stadt Ismaros er plünderte, kam er zu den Lotophagen und hierauf an die Küste von Sizilien zu den Kyklopen, wo er den Polyphem (s. d.) überlistete. Von Äolos, dem König der Winde, dessen Insel er besuchte, erhielt er einen Schlauch, in welchem die ungünstigen Winde gefesselt waren; bereits war O. in der Nähe Ithakas, als seine Gefährten unvorsichtig den Schlauch öffneten, worauf die entfesselten Winde ihn zu den Äolischen Inseln zurücktrieben. Von da ward er zu den Lästrygonen verschlagen, die viele seiner Begleiter auffraßen, und kam dann nach der Insel Äa, wo die Zauberin Kirke seine Gefährten in Schweine verwandelte. Durch ein von Hermes empfangenes Kraut den Zauber lösend, erzwang er die Rückgabe seiner Gefährten und blieb ein Jahr bei der Zauberin, während welcher Zeit er sich auch in der Unterwelt von Teiresias sein Schicksal verkünden ließ. Glücklich segelte er dann bei den Sirenen vorüber, verlor aber bei der Fahrt durch die Skylla und die Charybdis sowie durch einen spätern Sturm sein Schiff samt allen noch übrigen Begleitern. Er allein rettete sich auf die Insel Ogygia, wo ihn die Nymphe Kalypso gut aufnahm und sieben Jahre lang bei sich behielt. Als er endlich weiter segelte, litt er, von einem furchtbaren Sturm überfallen, im Angesicht der Insel der Phäaken abermals Schiffbruch, gelangte jedoch mit Hilfe der Leukothea ans Land. Gastfreundlich bei den Phäaken aufgenommen, kämpfte er in den Spielen derselben und erhielt, nachdem er sich ihnen entdeckt, ein Schiff ausgerüstet, das ihn endlich glücklich nach Ithaka brachte. Hier findet er seine treue Gattin von zahllosen Freiern, die in seinem Palast schwelgten, bestürmt und das Leben seines Sohns von denselben bedroht. Er entdeckt sich dem letztern in der Hütte des treuen Sauhirten Eumäos und bespricht mit ihm die Ermordung der Freier. In Bettlergestalt betritt er sein Haus, nur von einem treuen Hund erkannt, unterredet sich dann unerkannt mit Penelope, ihr die baldige Ankunft ihres Gemahls verheißend, und beginnt am andern Morgen, sein Bettlergewand abwerfend, den Kampf, in welchem er, von seinem Sohn und zwei treuen Dienern unterstützt, sämtliche Freier tötet. So weit der Mythus, wie ihn Homer in der "Odyssee" erzählt. Eine andre Sage berichtet, daß O. noch lange friedlich auf Ithaka geherrscht habe und endlich von seinem ihm von der Kirke gebornen Sohn Telegonos in einem Gefecht durch einen Lanzenstich getötet worden sei.

Odysseus, einer der Helden des griech. Freiheitskampfes, Sohn des Klephthenführers Andrutzos, geb. 10. Juni 1788 auf Ithaka. Von Ali Pascha zum Armatolen von Böotien, Phokis und Doris ernannt, unterstützte er heimlich die Klephthenführer und förderte die Sache der Freiheit, siegte im Chan von Gravia (20. Mai 1821), verteidigte dann Thermopylä und wurde 1822 von der ersten griech. Nationalversammlung zum Obergeneral für Osthellas ernannt. Doch legte er das Kommando nieder, als der Areopag seinen Zug gegen Lamia tadelte, und lebte als Einsiedler in Korykion-Antron ^[richtiges Stichwort: Korykische Grotte] (s. d.). Beim Herannahen der drei Türkenheere unter Dramali Pascha, Resit Pascha und Omer Vrioni von der provisorischen Regierung zurückberufen, verteidigte er nun siegreich die Thermopylen gegen Bayram Pascha, darauf die Akropolis zu Athen gegen Resit Pascha u. entsetzte Missolunghi. Nach seiner erfolglosen Belagerung von Chalkis (1823) wurde O. von der Regierung abgesetzt und trat zu den Türken über, wo er jedoch auf ein berechtigtes Mißtrauen stieß. Zu seinem frühern Unterkommandeur Gura zurückgekehrt u. von diesem gefangen nach Athen geschickt, wurde er 5. Juni 1825 auf der Akropolis erdrosselt. 1888 wurde ihm in Gravia ein Denkmal errichtet.

Öe (Ö, dän.), Eiland, Insel.

Œil de bœuf (franz., spr. öj d'böff, "Ochsenauge"), rundes oder ovales Fenster (s. Ochsenauge). Da sich in Versailles im Wartezimmer des Königs, wo sich die Höflinge aufhielten, ein Œ. befand, so ist die Benennung "chronique de l'œ." für Skandalgeschichten des Hofs von Versailles angewendet worden.

Œil de perdrix (franz., spr. öj d'perdrih, "Rebhuhnauge"), blaßrötlicher Champagnerwein.

Œuvre (franz., spr. öwr), Werk; auch gebraucht für die sämtlichen Werke eines Kupferstechers oder eines Malers (als Gesamtwerk).

Oeynhausen (spr. öhn-, früher Rehme), Stadt (seit 1859) und sehr besuchter Badeort im preuß. Regierungsbezirk und Kreis Minden, an der Werre, unweit ihrer Einmündung in die Weser, Knotenpunkt der Linien Hannover-Hamm und Elze-Löhne der Preußischen Staatsbahn, 71 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, ein öffentliches Schlachthaus, Bau- und Kunsttischlerei, Fabrikation von Chemikalien, Thonwaren und Zigarren, eine Saline (Neusalzwerk) und (1885) 2380 meist evang. Einwohner. Der Ort verdankt sein Dasein dem Bade, dessen Thermalsolquellen durch Bohren seit 1830 entstanden sind, und ist nach dem Oberbergrat Karl v. Oeynhausen (gest. 1865), der sich um seine Begründung besonders verdient gemacht, benannt. Die vorhandenen drei Bohrlöcher gehen bis 625 m unter den Meeresspiegel, und die Temperatur der ältesten und wärmsten Solquelle beträgt 34° (in der Wanne 32,5°) C. bei 9° durchschnittlicher Luftwärme. Die sehr stark kohlensäurehaltige Hauptquelle (in 1 Lit. 1033 ccm Kohlensäure) wird namentlich gegen Lähmungen, Nerven- und Rückenmarkskrankheiten, Rheumatismus u. Gicht, skrofulöse Haut- und Schleimhautaffektionen, Blutarmut, Blutschwäche und Frauenkrankheiten verwendet. Die Zahl der Badegäste belief sich 1886 auf 5235. In der Nähe das Etablissement Wilhelmshöhe mit schöner Fernsicht. Vgl. Sauerwald, Bad O., für Kurgäste bearbeitet (3. Aufl., Oeynh. 1885); Lehmann, Bad O. (2. Aufl., Götting. 1882); Voigt, Die Kurmittel Oeynhausens (Braunschw. 1883); Baehr, Bad O. und seine Umgebung (Oeynh. 1885).

Ofánto (im Altertum Aufidus), Fluß im südlichen Italien, entspringt westlich von Sant' Angelo in der Provinz Avellino, fließt nordöstlich durch die Provinz Foggia, nimmt den Olivento und Locone auf und mündet nach 100 km langem Lauf westlich von Barletta ins Adriatische Meer.

Ofen (hierzu Tafel "Metallurgische Öfen"), von mehr oder weniger feuerfesten Materialien eingeschlossener Raum, in welchem durch Verbrennung Wärme entwickelt wird, die entweder in dem Raum