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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Odontograph - Odysseus.

paste zum Reinigen der Zähne und wird z. B. aus 4 Teilen gebrannten Austernschalen, 3 Teilen Veilchenwurzel, 1 Teil Bimsstein und 3 Teilen Seife nebst etwas Karmin und Pfefferminzöl bereitet.

Odontograph (griech.), Apparat zum Vorzeichnen der Zahnkurven bei Zahnrädern auf Papier oder auf dem Holzmodell. Der bisher allein gebräuchliche O. von Willis, welcher in England sehr verbreitet ist, dient zur leichten Aufsuchung der Mittelpunkte von Kreisen, welche die genauen Zahnprofile ersetzen sollen. Neuerdings kommt der O. von Robinson in Aufnahme, im wesentlichen ein nach einer logarithmischen Spirale gekrümmtes, aus Messing gefertigtes Kurvenlineal mit Involute, welches durch eine zugehörige Tabelle nutzbar gemacht wird, um zur Aufzeichnung der Cykloiden- oder Evolventenzähne zu dienen. Die Annäherung der genauen Zahnprofile ist eine für die Praxis vollkommen genügende.

Odontolithen (griech.), versteinerte Zähne.

Odontologie (griech.), Lehre von den Zähnen.

Odontophorinae, s. Baumhühner.

Odontornithen (Ichthyornithen), ausgestorbene Vogelgruppe der nordamerikanischen Kreide mit im allgemeinen dem der Vögel analogem Skelettbau, wenn auch in den Details der Organisation noch mit zahlreichen Reptilieneigentümlichkeiten. Alle hatten mit Zähnen bewaffnete Kiefer. Sie zerfallen in zwei Gruppen: Odontolcae, große, flügellose Schwimmvögel mit nicht pneumatischen Knochen und in Rinnen stehenden Zähnen (Hesperornis Marsh); Odontotormae, kleine Vögel mit ausgezeichnete Flugvermögen, bikonkaven Wirbeln, mehr oder weniger pneumatischen Knochen und in Gruben stehenden Zähnen (Ichthyornis Marsh). Vgl. Marsh, Odontornithes (1880).

Odontotherapie (griech.), Zahnheilkunde.

Odor (lat.), Geruch, Duft; O. hircinus ("Bocksgeruch"), der Schweißgeruch unter der Achsel.

Odoratus (lat.), wohlriechend, parfümiert; odoriferisch, Duft verbreitend, duftend.

Odporation (böhmisch-lat.), im böhm. Gerichtswesen die Anfechtung eines in die Landtafel (Grundbuch) eingetragenen Rechts; daher Odporklage, die hierauf gerichtete Klage, bei welcher der Kläger Odporant, der Beklagte Odporat genannt wird.

Odrau, Stadt in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Troppau, an der Oder, nahe der mährischen Grenze, Sitz eines Bezirksgerichts, mit altem Schloß, Fabrikation von Tuch, Seidenzeug, Gummiwaren und Holzpfeifen und (1880) 3706 Einw.

Odrysen, mächtige thrakische Völkerschaft, wohnte auf beiden Seiten des Artiskos, gründete aber nach Beendigung der Perserkriege unter König Teres ein großes Reich, das sich von Abdera bis zur Mündung des Ister und im Innern des Landes von Byzantion bis zum Strymon erstreckte und nach dem Tode des letzten Königs, Kotys (358 v. Chr.), unter die Botmäßigkeit der Makedonier, dann der Römer geriet.

Odschi, die Sprache der Neger an der Goldküste: der Aschanti, Fanti, Akim, Akwapim, Akwampu etc. Sie ist mit andern Sprachen von Oberguinea, nach Lepsius auch entfernt mit den südafrikanischen Bantusprachen verwandt. Grammatiken lieferten Riis (Basel 1853) und Christaller (Lond. 1876).

Odschibwä (Ojibway, auch Chippeways, Tschippewäer), ein Indianerstamm, zur Familie der Algonkin gehörig (s. Tafel "Amerikanische Völker", Fig. 8) und in zahlreiche Unterabteilungen (Pottowatomi, Ottawa, Saulteux, Missinsig) zerfallend. Man zählt dieser Indianer in den Staaten Minnesota, Wisconsin und Michigan 18,000, in Dakota 400 und im westlichen Kanada etwa 2500. Die O. der Union sind fast sämtlich auf Reservationen angesiedelt. Eine Grammatik ihrer Sprache lieferte Baraga (mit Wörterbuch, neue Ausg., Montreal 1879).

Ödt, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Kempen, an der Niers und der Linie Viersen-Süchteln der Krefelder Eisenbahn, hat eine kath. Kirche, Seiden- und Samtfabriken, Leinweberei, Bleicherei, Färberei, Seifenfabrikation und (1885) 3126 Einw.

Odynerus, s. Wespen.

Odyniec (spr. odýnjez), Anton Edward, poln. Dichter, geb. 1804 auf dem väterlichen Gut Giejstuny in Litauen, studierte 1821-23 Jurisprudenz in Wilna, wo er sich mit Mickiewicz und dessen Kreis befreundete, und wurde ein eifriger Vertreter der Romantik. Er begann seine litterarische Thätigkeit mit einer trefflichen Übersetzung von Bürgers "Lenore" und ließ dann 2 Bände Dichtungen ("Poezye", Wilna 1825) erscheinen, die vom Geist echtester Romantik durchhaucht waren. Von 1826 bis 1829 in Warschau lebend, trat er dort mit Brodzinski, Slowacki, Bohdan Zaleski u. a. in freundschaftliche Beziehungen, vertrat in den vornehmen Salons die neue Richtung mit Eifer und Geschick und gab eine bald vielgelesene Zeitschrift: "Melitele", heraus, an welcher die bedeutendern jüngern Dichter Mitarbeiter waren. Nachdem er 1829-30 in Begleitung von Mickiewicz eine Reise nach Deutschland und Italien unternommen, auf der auch Goethe ein Besuch abgestattet wurde (vgl. Bratranek, Zwei Polen in Weimar, Wien 1870), lebte er eine Zeitlang in Dresden, dann in Leipzig, wo er seine vorzüglichen Übersetzungen aus Byron, Moore und W. Scott veröffentlichte, und kehrte darauf nach Wilna zurück, um die Redaktion des amtlichen "Kurjer Wilenski" zu übernehmen (1840-60). Auf dem dramatischen Gebiet, das er bereits 1829 mit dem romantischen Sittendrama "Izora" betreten hatte, ließ er während dieser Zeit "Felicyta" (1849), "Barbara Radziwillowna" (1858) und "Jerzy Lubomirsky" (1860) folgen. Nach dem Aufstand von 1863 siedelte er nach Warschau über, wo er 15. Jan. 1885 starb. Großes Aufsehen hatte er in den letzten Jahren durch die Veröffentlichung seiner interessante Reisebriefe ("Listy z podrózy", Warsch. 1875-78, 4 Bde.) erregt. Seine lyrischen Gedichte, Balladen und Legenden erschienen gesammelt Warschau 1874.

Odyssee, das eine der beiden Homerischen Epen; s. Homeros und Odysseus.

Odysseus, bei den Römern Ulixes (falsch Ulysses), im griech. Mythus König von Ithaka, Sohn des Laertes und der Antikleia, der Tochter des Autolykos (s. d. 1), Gemahl der Penelope und Vater des Telemachos. Da ihm geweissagt worden war, er werde erst nach 20 Jahren in seine Heimat zurückkehren, suchte er sich der Teilnahme an dem Trojanischen Krieg zu entziehen und stellte sich wahnsinnig, als Agamemnon, Menelaos und Palamedes nach Ithaka kamen, um ihn zur Befreiung der geraubten Helena aufzufordern. Durch eine List entdeckte jedoch Palamedes die Verstellung des O., und nun weigerte sich derselbe nicht länger. Er führte die zwölf Schiffe, welche von den Inseln des Ionischen Meers aus gegen Troja zogen, und zeichnete sich während der Belagerung der Stadt durch List, Gewandtheit und Rednergabe aus. Er nahm teil an der Gesandtschaft, welche an Priamos wegen Auslieferung der Helena geschickt wurde, versöhnte Agamemnon mit Achilleus und ging als Kundschafter in das Lager der Troja-^[folgende Seite]