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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oranien – Oranjefluß

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Orang-Utan'

umstehende Abbildung eines sehr alten Männchens), mit vielen Lokalvarietäten. Jung eingefangen, läßt sich der O. leicht zähmen; alte O. sind sehr gefährlich. Während der O. im wilden Zustande kaum aufrecht geht, sondern sich mit den langen Armen und Händen fortschiebt, die er, wie die Füße, mit dem äußern Rande aufsetzt, lernt der gezähmte mittels eines Stocks aufrecht gehen, Löffel und Tassen gebrauchen u.s.w. Der wilde O. lebt in den sumpfigen Wäldern von Borneo und Sumatra, wird bis zu 1,5 m hoch, kommt selten auf den Boden, baut sich ein Nest zum Schlafen und hat eine große Körperstärke. Der Name ist malaiisch und bedeutet Waldmensch. O. kommen alljährlich in größerer Anzahl nach Europa, gehen aber in der Regel nach einigen Monaten ein, und nur sehr wenige haben es auf ein und mehrere Jahre gebracht. Der Preis für junge O. beträgt etwa 500 M., ältere sind entsprechend teurer; die ausgewachsenen wurden mit 12000 M. das Stück bezahlt. – Vgl. Hartmann, Beiträge zur zoolog. und zootomischen Kenntnis der sog. anthropomorphen Affen (Pest 1872); ders., Die menschenähnlichen Affen (Bd. 60 der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», Lpz. 1883).

Oranĭen oder Orange, ehemals ein kleines Fürstentum in Frankreich im jetzigen Depart. Vaucluse, hatte vom 11. bis 16. Jahrh. eigene Fürsten. Der letzte, Philibert von Châlons, starb 1530 ohne Kinder, worauf das Land durch seine Schwester, die mit einem Grafen von Nassau vermählt war, an das Haus Nassau (s. d.), und zwar an die Dillenburger Linie kam, zuerst an René von Nassau-Châlons, dann 1544 an Wilhelm I., den spätern Statthalter der Niederlande. In seinem Hause blieb das Fürstentum; der Besitz desselben wurde ihm jedoch durch die schwankenden polit. Ereignisse bald vorenthalten, bald wieder freigegeben. Nach dem 1702 erfolgten kinderlosen Tode Wilhelms III., Fürsten von O. und Königs von England, entstand über den Besitz der zerstreuten Menge oranischer Herrschaften, insbesondere des Fürstentums O., der langwierige Oranische Erbfolgestreit. Hauptbewerber waren der König Friedrich I. von Preußen, nach dem Testament seines mütterlichen Großvaters, des Fürsten Friedrich Heinrich von O., und der Fürst Johann Wilhelm Friso von Nassau-Diez. Auch die Fürsten von Nassau-Siegen erhoben Ansprüche, und sämtliche Bewerber nahmen einstweilen den Titel des Fürstentums an. Der Ausgang war, daß der König von Preußen, des Widerspruchs der andern Häuser ungeachtet, das Land im Utrechter Frieden 1713 an Frankreich abtrat. Der Fürst von Nassau-Diez erhielt jedoch für sich und den ältesten seiner Nachkommen den Titel Prinz von O., der dann auf den König der Niederlande überging und jetzt nach dem Staatsgrundgesetz von dem ältesten Sohne des Königs oder dem Thronerben geführt wird. Hauptort des Fürstentums war die Stadt Orange (s. d.). – Vgl. Bastet, Histoire de la ville et de la principauté d'Orange (Orange 1856); Pontbriant, Histoire de la principauté d'Orange (Par. 1891).

Oranienbaum, Stadt im Kreis Dessau des Herzogtums Anhalt, an der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn (Nebenbahn) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Dessau) und Steueramtes, hatte 1890: 2237, 1895: 2117 evang. E., Post, Telegraph, ein herzogl. Schloß (1683) nebst Lustgarten und Orangerie; Tabak-, Cigarren-, Essig- und ↔ Spritfabriken, Dampfsägewerk, Holzbiegeanstalt und Viehmärkte. – O., früher ein Dorf, Nischwitz, wurde 8. Juni 1683 zur Stadt erhoben und nach der Fürstin Henriette aus dem Hause Oranien, der Gemahlin des Fürsten Johann Georg II. von Dessau, benannt, welche das Schloß erbauen ließ.

Oranienbaum, im Volksmunde Rambow, Stadt im Kreis Peterhof des russ. Gouvernements Petersburg, am Südufer des Finnischen Meerbusens, Kronstadt gegenüber, und an der Linie Peterhof-O. der Baltischen Eisenbahn, hat (1892) 3789 E., in Garnison das 147. Infanterieregiment, Post, Telegraph, 3 russ., 1 prot. Kirche, kaiserl. Lustschloß (1714 von Menschikow erbaut) mit schönem Park, viele Villen und ein Sommertheater.

Oranienburg, Stadt im Kreis Niederbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Havel und dem Oranienburger Kanal, an der Linie Berlin-Stralsund der Preuß. Staatsbahnen, mit Vorortverkehr nach Berlin (Nord- und Stettiner Bahnhof), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Berlin II), hatte 1890: 5977, 1895: 6912 E., darunter 200 Katholiken und 42 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Bronzestandbild der Kurfürstin Luise Henriette (1858), evang. und kath. Kirche, evang. Lehrerseminar im ehemaligen Schlosse, land- und forstwirtschaftliche Lehranstalt, königl. Waisenhaus; 2 chem., 3 Leimfabriken, 3 Brauereien, Lohgerbereien, Dampfmahl- und Dampfsägemühlen, Fabrikation von Glacéleder, Maschinenöl, Brückenwagen, landwirtschaftlichen Maschinen u. a., Schiffbau und lebhafte Schiffahrt. – O. hieß ehemals Bötzow, unter welchem Namen es schon im 12. Jahrh. vorkommt, und erhielt den jetzigen Namen 1665 zu Ehren der ersten Gemahlin Kurfürst Friedrich Wilhelms, Luise Henriette von Oranien.

Oranienburger Kanal, s. Havel, sowie die Tabelle beim Artikel Schiffahrtskanäle.

Oranien-Nassau, s. Nassau.

Oranien-Nassau, Orden von, niederländ. Orden, gestiftet 4. April 1892 durch die Königin-Regentin Emma, hat fünf Grade (Großkreuze, Großoffiziere, Commandeure, Offiziere und Ritter) und eine affiliierte Ehrenmedaille. Ordenszeichen ist ein für die vier obern Grade goldenes, für die Ritter silbernes, blau emailliertes, weiß gerändertes, achtspitziges Kreuz, durch dessen Arme ein Lorbeerkranz läuft; der Mittelschild ist blau emailliert und weiß gerändert und zeigt das niederländ. Wappen mit der Umschrift: Je maintiendrai, auf der Rückseite ein goldenes W mit der Königskrone und der Umschrift: God zij met ons. Das Kreuz wird am orangefarbenen Band mit blauen, innen weiß abgegrenzten Randstreifen getragen.

Oranienstein, Schloß mit Kadettenhaus bei Diez (s. d.).

Oranischer Erbfolgestreit, s. Oranien.

Oranjefluß (holländ. Oranje Rivier), im Koranadialekt der Hottentotten Garib, Gariep oder Kariep, der bedeutendste Strom der Kapkolonie (s. d.) und einer der längsten Afrikas. Seine Länge wird auf 2140 km, sein Stromgebiet auf 1275000 qkm geschätzt. Er entsteht aus zwei Hauptquellflüssen, einem südlichen, dem Nu Garib (d. h. Schwarzer Fluß) oder Oranje (Noka Sinku), der als Oberlauf des Hauptstroms gilt, und einem nördlichen, dem Gei Garib oder Vaal Rivier (d.h. Gelber Fluß), die beide mit ihren zahlreichen Quellarmen an der Westseite des Kathlambagebirges entspringen und sich unter 29°10' südl. Br. und 24°18' östl. L. von

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 617.