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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Panard; Panaritium; Panaro; Panaschieren; Panathenäen; Panätios; Panax; Panay; Pan-Cakes; Panceri; Panckoucke

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Panard - Panckoucke.

Panard (spr. -ár), Charles François, der beste franz. Liederdichter vor Désaugiers, geboren um 1694 in der Nähe von Chartres, machte sich durch eine Menge trefflicher Chansons sowie durch eine Anzahl Vaudevilles und komischer Opern berühmt. Er lebte von der Unterstützung seiner Freunde und vornehmer Gönner, die er mit Versen bezahlte, und soll seine meisten Lieder im Rausch gedichtet haben; starb 13. Juni 1765 in Paris. Seine Werke erschienen 1763, 4 Bde., eine Auswahl 1803, 3 Bde.

Panaritium, s. Fingerentzündung.

Panaro, Fluß in Italien, entspringt als Scoltenna am Fiumalbopaß der Apenninen, durchströmt die Provinz Modena in nördlicher und nordöstlicher Richtung und mündet bei Bondeno in den Po di Volano. Seine Stromlänge beträgt 200 km.

Panaschieren, s. Panache.

Panathenäen (griech.), das größte religiös-politische Fest der Athener, welches zu Ehren der Athene, der Schutzgöttin Athens, gefeiert ward. Schon der König Erechtheus hatte Athenäen gestiftet; Theseus verwandelte, nachdem er die attischen Flecken zu einer gemeinschaftlichen Stadt verbunden, das Fest in P. ("Fest für alle Athener"). Unter dem Archonten Hippokleides, sechs Jahre vor Peisistratos, erhielten auch fremde Staaten teil daran, und das Fest wurde überhaupt glänzender. Die P. zerfielen in große und kleine; diese wurden alljährlich, jene jedes fünfte Jahr, je im dritten Olympiadenjahr, gefeiert. Die Festlichkeiten erstreckten sich vom 25. bis zum 28. des Monats Hekatombäon; der letzte Tag war der glänzendste. Sie bestanden teils in Opfern, Aufzügen und szenischen Darstellungen, teils in Wettkämpfen und zwar in ritterlichen, gymnischen (seit 566 v. Chr.) und musischen (seit Perikles). Mit letztern begann das Fest; sie fanden im Odeon statt. Für sämtliche Wettkämpfe wurden zehn Kampfrichter (Agonotheten oder Athlotheten) aus den zehn Phylen gewählt. Die Kampfpreise bestanden in einem Kranz aus Zweigen des geweihten Ölbaums und zugleich in einem großen und schönen irdenen Gefäß (panathenäische Vase), das mit heiligem Öl gefüllt war. Den Glanzpunkt des ganzen Festes bildeten aber der feierliche Aufzug der gesamten athenischen Bürgerschaft (Männer, Frauen, Jünglinge und Jungfrauen), mit Einschluß der Schutzverwandten (Metöken), und das große Festopfer mit gemeinsamem Mahl. Das prächtigste Schaustück bei der Prozession war das reichgestickte safranfarbige Obergewand der Athene, das für jede Feier von den attischen Frauen neu gewebt ward und auf dem sogen. panathenäischen Schiff, einer beweglichen Maschine in der Form eines Schiffs, fortbewegt wurde. Das Festopfer bildete den Schluß der Feierlichkeit und bestand in einer Hekatombe. Die kleinen P. waren weniger glänzend. Vgl. H. A. Müller, Panathenaica (Bonn 1837); A. Mommsen, Heortologie (Leipz. 1864); Michaelis, Der Parthenon (das. 1871).

Panätios, Stoiker, geboren um 180 v. Chr. auf Rhodos, lebte zu Rom, wo er zur Verbreitung der griechischen, besonders stoischen, Philosophie beitrug und in freundschaftlichem Umgang mit Lälius und dem jüngern Scipio stand, den er nach Karthago und später auf einer Reise nach Ägypten und Asien begleitete. Danach leitete er die stoische Schule in Athen. Er starb um 110 v. Chr. Von seinen Schriften sind nur unbedeutende Reste auf uns gekommen; sein Hauptwerk über die Pflicht hat Cicero in seinem Werk "De officiis" vielfach benutzt. Vgl. van Lynden, De Panaetio (Leiden 1802).

Panax L. (Kraftwurz, Ginseng), Gattung aus der Familie der Araliaceen, Sträucher und Bäume in wärmern Ländern, mit drei- bis fünfzähligen Blättern, Blüten in traubenartigen Dolden und zusammengedrückter, zweifächeriger Beere. Von P. quinquefolius L., in Nordamerika, von Kanada bis Carolina, ist die Wurzel in Nordamerika ein Surrogat der Süßholzwurzel und findet sich sehr häufig der Senegawurzel beigemischt. Sie enthält einen dem Glycyrrhizin einigermaßen ähnlichen Stoff, das Panaquilon. P. Ginseng C. A. Mey., ausdauernd, 30-60 cm hoch, mit 3-4 im Wirtel stehenden, fünffingerigen Blättern, endständigen einfacher Blütendolde und scharlachroter Frucht, in Ostindien, China und Japan, liefert die Ginsengwurzel (Pentsao), welche durch Brühen fast durchscheinend wird. Man schreibt ihr sehr bedeutende Kräfte zu, und von den chinesischen Ärzten wird sie fast jedem Kranken, der dem Tod nahe ist, als letzte, Wunder wirkende Arznei gereicht. Früher glaubte man auch in Europa, wo sie durch Bourdelin 1697 bekannt wurde, an ihre Kräfte und bezahlte sie sehr teuer; jetzt kommt sie nur selten oder fast gar nicht im Handel vor, nachdem man sie als indifferente, schleimige, zugleich etwas bitterlich-süße, wertlose Drogue erkannt hat.

Panay, zum Distrikt Bissaya (s. d.) gehörige Insel der Philippinen, zwischen Mindoro und Negros, 12,004 qkm (218 QM.) groß, hat mit dem nahen Guimares (556 qkm) eine Bevölkerung von (1879) 799,816 Einw. Die Insel ist gebirgig und reich an schönen Waldungen von Kampesche- und Ebenholz sowie an Reis, Tabak, Zuckerrohr, Pfeffer u. a. Auch Viehzucht und Handel sind bedeutend. Iloilo an der Südküste, mit gutem Hafen, ist seit 1855 dem Handel geöffnet, hat (1877) 4366 Einw. und Fabrikation von Geweben aus Manilahanf.

Pan-Cakes (engl., spr. pänn-kehks), eine Art englischer Kuchen aus Butterteig, die mit Zitrone und gestoßenem Zucker genossen werden.

Panceri (spr. -tschehri), Paolo, Anatom und Zoolog, geb. 23. Aug. 1833 zu Mailand, war von 1861 an bis zu seinem Tod, 12. März 1877, Professor der vergleichenden Anatomie in Neapel. P. veröffentlichte 1869 eine Arbeit über die Absonderung freier Schwefelsäure im Speichel gewisser Seeschnecken und gab 1870-76 eine Reihe anatomisch-physiologischer Abhandlungen über die Phosphoreszenz der Seetiere heraus, in denen er Sitz und Wesen des Leuchtens gewisser Muscheln, Quallen, Seefedern etc. einer genauen Untersuchung unterzog. Eine der Gesundheit wegen unternommene Reise nach Ägypten (1872-73) veranlaßte Studien über die Wirkung des Gifts einiger Schlangen und der Tarantelspinne sowie über die Negerrasse der Akka. P. galt in Italien für den hervorragendsten Zoologen der Neuzeit.

Panckoucke (spr. pangkuk), franz. Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie, deren Stammvater André Joseph P. (geb. 1700 zu Lille, gest. 17. Juli 1753 daselbst) zugleich ein freisinniger Schriftsteller war. Sein Sohn Charles Joseph P., geb. 26. Nov. 1736 zu Lille, siedelte 1754 nach Paris über, wo sein Haus der Sammelplatz der vorzüglichsten litterarischen Notabilitäten ward. Er schrieb unter anderm eine "Grammaire raisonnée" (Par. 1795), übersetzte Tasso und Ariost, verlegte den "Mercure de France", ferner Buffons Werke, Laharpes Reisen, das große französische "Vocabulaire", das "Répertoire universel de jurisprudence" und die "Encyclopédie méthodique", ein Riesenwerk, das die Diderotsche "Encyclopédie" ersetzen sollte und nach seinem Tod fortgesetzt wurde.