853
Panzerechsen – Panzerplatten
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Panzerdrehtürme'
zweite Stütze senkrecht und stützt an dieser Seite die Plattform gegen die Drehscheiben. Während des Ladens wird das Gewicht
durch einen Kran angehoben, hierdurch wird die Massenverteilung im Turm derart geändert, daß dieser sich fest aus die Stütze
legt; ein besonderes festes Gewicht an der Turmwandung hinter den Geschützen bewirkt diesen Zug nach unten. Soll zum Schuß
der Turm mit seinen Geschützscharten wieder in die Höhe schaukeln, so wird die Stütze beiseite geschoben, der Turm sinkt
dadurch hinten hinunter und steigt vorn in die Höhe.
Panzerfahrzeug, s. Panzerschiff und Marine; über die P. der
einzelnen Seemächte s. die Einzelartikel.
Panzerhandschuh, Kampfhandschuh, Teil der mittelalterlichen
Rüstung, kommt als Fingerhandschuh oder als Fäustling vor.
Panzerkette, im allgemeinen jede dicht gefügte Kette mit starken Gliedern, z. B. eine derartige
Uhrkette; im besondern die Stahlkette, welche vielfach auf dem Kopfstück des Hauptgestelles der Kavalleriepferde zwischen
den Ohren angebracht wird, um ein Durchhauen des Hauptgestelles zu verhindern, wodurch dem Pferde das Gebiß aus dem Maule
fallen würde. Die P. ist in der deutschen Armee abgeschafft, nur in einzelnen Husarenregimentern als Paradeschmuck der
Offizierpferde beibehalten.
Panzerkrebse (Loricata), eine Gruppe langschwänziger Krebse,
die durch den Mangel von Scheren an den ersten Fußpaaren charakterisiert wird. Hierher gehört die
Languste (Palinurus), auch
Stachelhummer genannt, die häufig mit dem Hummer verwechselt wird, sich indessen leicht
durch den Mangel der Scheren, die mächtigen äußern Fühler und das bestachelte Kopfbruststück unterscheidet. Ihre pelagisch
lebenden Larven, eigentümlich gestaltete glashelle Wesen, wurden, ehe man ihre Zugehörigkeit zu den entwickelten Langusten
erkannte, als Phyllosoma beschrieben. Die gewöhnliche Languste
(Palinurus vulgaris Latreille) bewohnt das Mittelmeer und die europ. Westküste. Ihre
Nahrung besteht in Muscheln, Schnecken, Seepocken u. a., deren oft felsharte Gehäuse sie mit den Klauen des ersten
Beinpaares und den gewaltigen Kiefern geschickt zu öffnen weiß. Ihr Fleisch ist feiner und geschätzter als das des Hummers
und der Preis auf den Märkten höher. Gekocht wird sie, wie Flußkrebs und Hummer, rot. Eine zweite Gattung sind die
Bärenkrebse (Scyllarus), plumpe, träge Geschöpfe,
deren äußere Fühler zu großen Platten umgebildet sind, mit denen die Tiere Angriffe abwehren und ihre Beute beim Fressen
schützen.
Panzerkreuzer, die stärksten, für den Kreuzerkrieg (s. d.) bestimmten Schiffe.
Sie sind ebenso groß wie die eigentlichen Panzerschiffe (s. d.), haben weniger
starke Panzerung und leichtere Geschützausrüstung wie diese, dafür aber stärkere Maschinen und größern Kohlenvorrat. Somit
sind die P. zu langen selbständigen Kreuzerfahrten geeignet, können den Kampf mit kleinern und ältern Schlachtschiffen
aufnehmen und dem Kampfe mit großen ↔ Panzerschiffen infolge ihrer größern Geschwindigkeit entgehen. Außer
der deutschen Marine haben alle Kriegsflotten ersten bis dritten Ranges P. kriegsfertig. In Deutschland ist 1896 mit dem
Bau des ersten P. («Ersatz Leipzig») begonnen worden. Ein typischer P. ist der Ende 1892 in Petersburg von Stapel gelassene
Rjurik; er hat ein Deplacement von 10900 t, also rund 900 t mehr als die größten deutschen Schlachtschiffe Brandenburg
u. s. w. Der Rjurik ist 133 m lang (also eins der längsten Kriegsschiffe) , 20 m breit und hat 9 m Tiefgang. Seine
Zwillingsmaschinen indizieren 13250 Pferdestärken und geben dem P. 18 Seemeilen Geschwindigkeit. England hat (1896) 18,
Frankreich 13, Nordamerika 3, Italien 6, Rußland 15, Spanien 10, Japan 5, Osterreich und Argentinien je 2, Chile und
Griechenland je 1 P., teils fertig, teils im Bau.
Panzerplatten, Eisen- und Stahlplatten, die als Schutzmittel für Schiffe und Landbefestigungen
gegen feindliche Geschosse dienen. Zuerst wurden im Krimkriege von Franzosen und Engländern hölzerne schwimmende Batterien
mit P. bekleidet. Diese Platten hatten eine Stärke von 10,5 cm, waren für die damalige
Artillerie (Rundkugel aus glatten Geschützen) undurchdringlich und bewährten sich. Seitdem hat die Artillerie mit Bezug auf
Durchschlagskraft so bedeutende Fortschritte gemacht, daß man auch beständig die Stärke der P. hat vermehren müssen. Auf der
einen Seite ist man bei Geschützen angelangt, die ein Geschoß von 1050 kg mit 470 kg Pulverladung feuern, und auf der
andern Seite sind die P. bis zu 80 cm Dicke gewachsen. Anfangs hat man die P. aus bestem Schmiedeeisen hergestellt, später
jedoch schweißte man Stahl auf Eisen, weil dann die Widerstandskraft größer wird. Derartige P. werden als
Compoundplatten bezeichnet. Die P. haben je nach der Größe der Schiffe verschiedene
Dimensionen, im Durchschnitt 5–6 m Länge und 1 m Breite. Sie werden mit Schraubenbolzen auf den Schiffsrumpf befestigt. Man
giebt ihnen eine Unterlage von 30 bis 40 cm Teakholz, die mit einem Netzwerke von Winkeleisen durchsetzt ist. Teils dient
diese Unterlage als Verstärkung der Widerstandskraft, teils um den Stoß beim Aufschlagen des feindlichen Geschosses auf
eine größere Fläche zu verteilen. Je reiner das dazu verwandte Metall von fremden Beimischungen ist, desto
widerstandsfähiger werden die Platten. Ohne Hinterlage wächst ihr Widerstand gegen Geschosse im Verhältnis zum Quadrat
ihrer Dicke. Zur Verstärkung der Leistungsfähigkeit sind verschiedene Härtungsverfahren für das Ellis-Tresidder-Verfahren
eingeführt worden. Große Fortschritte hat die Herstellung der P. seit 1891 gemacht. Neben den Compound-Panzerplatten hatte
man schon in den achtziger Jahren gute massive Stahlplatten hergestellt durch Walzung und hydraulische Pressung; seit 1891
hat man dem Stahl noch 3,2 Proz. Nickel hinzugesetzt. Diese
Nickelstahlpanzerplatten haben fast die doppelte Elasticität und Zugfestigkeit wie
gewöhnliche Stahlplatten. Harvey hat ein Verfahren erfunden, wobei der Oberfläche der P. durch einen Kastenhärtungsprozeß
Kohlenstoff ähnlich wie beim Cementierungsprozeß zugeführt wird. Die Panzerplatte bleibt fünf Tage im Ofen in einer Hitze,
die genügt, um Gußeisen zu schmelzen; dann wird sie im Eiswasserbad und Öl-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 854.