Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Panzerplatten'
bad gehärtet. Für dünnere P. hat sich dies Verfahren schon bewährt, während bei amerik. Schießversuchen, die im Mai 1894 mit
einer 457 mm dicken Panzerplatte angestellt wurden, Zweifel entstanden sind, ob man das Harvey-Verfahren noch weiter
anwenden soll, weil die Platte ziemlich spröde war. Bei den deutschen Schießversuchen 1895 haben sich die nach Kruppschem
Verfahren gehärteten Specialstahlplatten der Dillinger Hütte vortrefflich bewährt; eine
21cm-Stahlgranate von 1068 Metertonnen lebendiger Kraft konnte die 15 cm starke Platte nicht durchschlagen. Fabriken für P. sind
in England: Brown + Cammell in Sheffield für Compound-Panzerplatten; Vickers Werke in Sheffield für Harvey-Stahlpanzerplatten;
in Frankreich namentlich die Creusotwerke und die von St. Chamond; in Nordamerika die Carnegie-Frick-Company und die
Bethlehemwerke; in Deutschland die Kruppschen Werke in Essen und die Dillinger Hütte für Schiffspanzer, die Grusonwerke für
Küstenbefestigungszwecke. Zu den Küstenwerken werden P. aus Hartguß (s. d.) verwendet, deren
Dimensionen verhältnismäßig größer sind als die der für Schiffe benutzten P. (S. Panzerschiff.)
Panzerschiff, ein Kriegsschiff, dessen Wände teilweise durch Panzerplatten
(s. d.) gegen das Eindringen feindlicher Geschosse geschützt sind. Die erste Panzerfregatte, die Gloire, wurde 1859 in Frankreich
erbaut und mit 12 cm starkem Eisen gepanzert. England und die übrigen Seestaaten folgten alsbald dem Beispiel. Jetzt baut man
alle P. aus Eisen oder Stahl.
Was den Umfang der Panzerung bei P. betrifft, so war man nur zu Anfang im stande, die ganze Schiffswand damit (nur bis etwas
unterhalb der Wasserlinie, da von hier an das Wasser schützt) zu bedecken. Dies waren die sog.
Batterieschiffe. Mit Verbesserung der Schiffsgeschütze wurden stärkere Platten nötig, und
die Panzerung mußte mit Rücksicht auf das Gewicht mehr und mehr beschränkt werden auf die vitalen Teile des Schiffs. So
entstanden zunächst die Kasemattschiffe mit einem etwa 3 m über Wasser bis
1,5 m unter Wasser rings ums Schiff führenden Panzergürtel und einem bis zum Oberdeck
ringsum gepanzerten Schutz für die schweren Geschütze, die Maschine und Schornsteine, die sog. Kasematte. Bei einzelnen
Schiffen deckte man auch die Bug- und Heckgeschütze noch durch besondere Brustwehrpanzer auf dem Oberdeck. Es zeigte
sich bald, daß bei den Batterie- und Kasemattschiffen die schweren Geschütze zu tief lagen, um bei Seegang, also als
Hochseeschlachtschiffe, verwendbar zu bleiben; deshalb ging man dazu über, die schwersten
(bis 40,5cm) Geschütze nur noch auf dem Oberdeck aufzustellen. So entstanden die
Turmschiffe und Brustwehrschiffe; bei beiden
Gattungen ist die Panzerung auf einen geringern Teil als bisher beschränkt, sie konnte dem entsprechend auch stärker hergestellt
werden, ohne die Schiffe unverhältnismäßig zu belasten. Nur die ältern Schiffe dieser Bauart sind noch mit demselben
Gürtelpanzer wie die Kasemattschiffe versehen. In England schützt man die Teile des
Schiffs außerhalb des (meist in der Mitte gelegenen) Panzerreduits in der Wasserlinie durch
Kofferdämme (s. d.) und ein darunter liegendes gewölbtes
Stahlpanzerdeck (Schildkrötendeck). Dieser Konstruktion liegt der Gedanke zu Grunde, daß
oberhalb des Panzerdecks und außerhalb des Panzerreduits die ↔ Schiffswände u. s. w. beliebig stark zerstört
sein können, ohne daß das P. an Schwimmfähigkeit und Gefechtswert verliert. Die Erfahrungen im Chinesisch-Japanischen Kriege haben die volle Panzerung der Wasserlinie als
günstiger erwiesen. Die franz. Flotte hat von Anfang an an dem Princip des vollen Panzergürtels festgehalten; in Deutschland sind
nur die vier Schiffe der Sachsenklasse nach der engl. Methode im Bug und Heck ohne Panzerung, alle andern, alten und neuen
deutschen P. haben vollen Panzergürtel. Bei den Turmschiffen reicht das Panzerreduit bis zum Oberdeck; aus diesem ragen
innerhalb des Reduits gewöhnlich zwei entweder in der Kiellinie oder etwas diagonal stehende Panzertürme nur so viel hervor, als
die sehr kleinen (Minimal-) Geschützpforten der Türme es nötig machen. In diesen, durch Dampfmaschinen drehbaren Türmen
stehen 1–2 schwere Geschütze. Da die Rehling (s. d.) auf den Turmschiffen entweder gar nicht vorhanden
oder umklappbar ist, haben diese wenigen Geschütze eine große Wirkungssphäre nach beiden Seiten. Doch ist bei den
Turmschiffen die Bedienung der Geschütze sehr schwierig, ebenso das Zielen mit den Türmen. Die neuen P. haben nur ein bis
zwei Gefechtsmasten, die mit Schnellladekanonen ausgerüstet sind und außerdem zum Signalisieren dienen.
Alle Seemächte ersten und zweiten Ranges sind gegenwärtig eifrig bemüht, ihre Panzerflotten durch den Bau sehr großer und
starker Schiffe (von mehr als 10000 t Deplacement) zu vermehren; diese P. sollen im stande sein, gegen alle Klassen feindlicher
Schiffe, gegen Küstenwerke und Torpedoboote den Kampf bei jeder Witterung aufzunehmen; sie müssen also die stärkste
Armierung und Panzerung, genügende Fahrgeschwindigkeit und hinreichenden Kohlenvorrat haben und jeden Seegang aushalten
können. Um diese Bedingungen zu erfüllen, würde man zu große P. bauen müssen. Man panzert deshalb gewöhnlich nur noch so
viel, daß die Schwimmfähigkeit gesichert bleibt, daß die schweren Panzergeschütze, die Maschine und die Kommandoelemente
vollkommen gedeckt sind. Die schweren Geschütze werden neuerdings meist in Barbettetürmen aufgestellt; sie stehen dabei auf
einer Drehscheibe und feuern über die fest eingebauten Panzerschutzwehren (Barbette, Bank). Zuweilen stehen die Geschütze
darin frei, doch meist sind sie durch gepanzerte Schutzschilde gedeckt oder stehen in geschlossenen Drehtürmen. Die größten
Kriegsschiffe, die bisher gebaut wurden, sind die neun englischen P. der Majestic-Klasse; sie haben 14900 t Deplacement, sind
119 m lang, 23 m breit; ihr Gürtelpanzer ist 45,7 cm dick, 4,9 m hoch und 67 m lang (knapp 2/3 der
Schiffslänge schützend). In zwei Barbettetürmen stehen 4 (je 2) 30,4 cm-Geschütze; außerdem
ist jedes dieser P. mit 40 Schnellladekanonen bewaffnet. Der Dampf wird von acht Kesseln geliefert; die Maschinen indizieren
12000 Pferdestärken, wobei über 17 Seemeilen Geschwindigkeit erreicht wird. Durch eigentümliche Anordnung einer
verhältnismäßig sehr schweren Geschützbewaffnung auf engem Raume zeichnen sich die sechs neuesten amerik.
Schlachtschiffe des Indianatyps von 10200 bis 11500 t Größe aus; sie gleichen schwimmenden Citadellen. Erwähnenswert sind
ferner die ital. Panzerkolosse Rè Umberto, Sicilia und Sardegna, die die stärksten Maschinen haben; die Maschinen indizieren
über 22000 Pferdestärken und geben 18–19 Seemei-