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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Par bricole - Pardubitz.

Par bricole (franz., spr. -koll), rückprallsweise, besonders beim Billard und in der Schießkunst (vgl. Brikolschuß); übertragen s. v. w. auf Umwegen.

Parcĕre subjectis et debellāre superbos (lat.), "die Unterworfenen schonen und die Übermütigen besiegen", Citat aus Vergils "Äneide" (VI. 583).

Parcerīa (portug.), Teilhaberschaft, Halbpacht (s. d.); daher Parceriaverträge, die Verträge, welche große Grundbesitzer in Brasilien mit europäischen Einwanderern abgeschlossen hatten und auf Grund deren letztere gegen Überlassung der Hälfte des Ernteertrags Grund und Boden der erstern bestellten. Vgl. Canstatt, Brasilien, Land und Leute (Berl. 1877).

Parchend, Baumwollgewebe, s. Barchent.

Parchim (Parchem), mecklenburg-schwerinsche Vorderstadt (d. h. diejenige, welche auf den Landtagen das Direktorium des zweiten Standes oder der Landschaft des Kreises führt), an der Elde und der Linie P.-Ludwigslust der Mecklenburgischen Südbahn, 46 m ü. M., ist alt und unregelmäßig gebaut, von Ringmauern und schönen Promenaden umgeben, besteht aus der Alt- und Neustadt und hat 2 Kirchen (die gotische St. Georgenkirche aus dem 14. Jahrh., mit 70 m hohem Turm, und die Marienkirche aus dem 13. Jahrh., mit 76 m hohem Turm und einem interessante Taufkessel von Bronze), eine Synagoge, ein altes gotisches Rathaus und seit 1876 ein Denkmal des Feldmarschalls von Moltke, welcher hier geboren wurde. Die Einwohnerzahl beläuft sich (1885) mit der Garnison (ein Dragonerregiment Nr. 18) auf 9726. An Erwerbszweigen sind vertreten: Zichorien-, Tuch-, Papier-, Tabaks- und Zigarrenfabrikation, Gerberei, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, Fischerei und Handel. P. hat ein Amtsgericht und ein Gymnasium mit Realprogymnasium. 2 km südlich in reizender Lage der zum Stadtgebiet gehörige Brunnen, ein Vergnügungsort mit Eisenquelle. - Die Gründung der Stadt fand vermutlich am Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrh. statt. Heinrich Borwin I. von Mecklenburg verlieh der Stadt 1218 das lübische Recht. Bei der Teilung der mecklenburgischen Lande nach Heinrich Borwins II. Tod erhielt sein Sohn Pribislaw II. P. Dies war nach dem Erlöschen dieser Linie (1261) noch einmal (1283-1354) Residenz eines Zweigs der fürstlichen Familie. Die Reformation fand 1528 in P. Eingang; damals war es eine blühende Stadt von 7000 Einw., wohlhabend durch Hopfenbau, Tuch- und Leinweberei. Ihr Wohlstand wurde durch den Dreißigjährigen Krieg zerrüttet, wo sie 1626 von den Dänen besetzt und 1627 von Georg Friedrich von Baden gebrandschatzt wurde. 1628 mußte P. Wallenstein huldigen und ward in den folgenden Jahren wiederholt von den Schweden und den Kaiserlichen geplündert. 1667 wurde das fürstliche Land- und Hofgericht hierher verlegt. Erst in der neuern Zeit hat die Stadt sich wieder gehoben.

Parchwitz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Liegnitz, an der Katzbach, 110 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, Loh- und Weißgerberei und (1885) 1393 meist evang. Einwohner. Am 15. Aug. 1760 schlug Friedrich d. Gr. hier und bei dem Dorf Bienowitz den General Laudon (Schlacht bei Liegnitz).

Parcival, s. Parzival.

Pardel (Parder, lat. pardus oder pardalis), in der Bibel ein reißendes Tier überhaupt, besonders eine gefleckte Katze, Panther oder Leopard.

Pardessus (spr. pard'ssüh), Jean Marie, berühmter franz. Jurist, geb. 11. Aug. 1772 zu Blois, wurde 1795 Advokat, 1805 Maire von Blois, 1807 Mitglied des Gesetzgebende Körpers und 1810 Professor des Handelsrechts an der Universität zu Paris. Nach der Restauration ward er Mitglied der Kammer (1815-16 und 1824-27) und 1820 Rat am Kassationshof. Nach der Julirevolution legte er seine Professur und seine Stelle am Kassationshof nieder und widmete seine Thätigkeit seitdem hauptsächlich dem "Journal des savants" und der Herausgabe der "Collection des ordonnances des rois de France", wozu ihn die Akademie der Inschriften, deren Mitglied er seit 1829 war, beauftragte. Von seinen übrigen Schriften sind hervorzuheben: "Traité des servitudes" (Par. 1806 u. öfter); "Cours de droit commercial" (das. 1813-17, 4 Bde.; 6. Aufl. 1857), "Collection de lois maritimes antérieures au XVIII. siècle" (das. 1828-45, 6 Bde.). Auch begann er eine neue Bearbeitung von Brequignys und Laporte du Theils "Diplomata, chartae, epistolae, leges aliaque instrumenta ad res gallo-francicas spectantia" (Par. 1843-49, Bd. 1 u. 2). Wertvoll ist ferner seine Ausgabe der "Loi Salique" (Par. 1843), mit Erläuterungen und Exkursen. Außerdem hat man von ihm noch einige rechtshistorische Werke und eine Ausgabe der Schriften von d'Aguesseau (Par. 1818-20, 16 Bde.). Er starb 26. Mai 1853 in Pimpeneau bei Blois. Vgl. H. Eloy, P., sa vie et ses œuvres (Par. 1868).

Pardo, 1) (El P.) Stadt in der span. Provinz Madrid, am Manzanares, 10 km nördlich von der Hauptstadt, hat ein schönes königliches Jagdschloß, großes Jagdgehege und (1878) 2269 Einw. -

2) Fluß in Brasilien, in der Provinz Mato Grosso, mündet rechts in den Paraná. Ungeachtet zahlreicher Stromschnellen ist er doch für kleinere Boote schiffbar. Die kurze Portage von Camapuã bildet einen vielbesuchten Weg zum Rio Taquary und Paraguay.

Pardon (franz., spr. -óng), Verzeihung; im Kriegswesen früher Schonung des Lebens, die der Sieger dem Besiegten gewährte, wenn letzterer sich auf Gnade und Ungnade ergab. Jetzt ist es in Kriegen zwischen zivilisierte Nationen Grundsatz, das Leben des im Kampf Besiegten zu schonen. In frühern Kriegen gab es Truppenteile, die, um sich besonders gefürchtet zu machen, weder P. nahmen, noch gaben.

Pardschanja, in der wedischen Mythologie der Regengott, vielleicht identisch mit dem litauischen Perkunos. Vgl. H. Zimmer in "Zeitschrift für deutsches Altertum" (neue Folge, Bd. 7).

Pardŭbitz, Stadt im östlichen Böhmen, an der Mündung der Chrudimka in die Elbe und an der Bahnlinie Wien-Prag gelegen, in welche hier die Linien von Reichenberg und Deutsch-Brod einmünden, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat 2 Vorstädte, eine Oberrealschule und (1880) mit der Garnison (ein Dragonerregiment) 10,292 Einw. An interessanten Bauwerken besitzt P. ein aus dem 16. Jahrh. stammendes Schloß mit Gräben und Bastionen und einer alten Schloßkapelle, eine Dechanteikirche, eine neue Synagoge, ein altertümliches Rathaus und ein hohes, turmartiges Thor ("grünes Thor") von 1538. Von industriellen Unternehmungen sind anzuführen: eine Zuckerfabrik, 2 Brauhäuser, eine Spiritusraffinerie und Likörfabrik, Dampfschneidemühle, Eisengießerei und Maschinenbauanstalt, Stärke-, Mühlstein-, Schokoladen- und Kanditenfabrik und Gerberei. Auch stark besuchte Pferdemärkte finden hier statt. Alljährlich werden hier große Jagden u. Pferderennen abgehalten. - P. ist eine sehr alte Stadt, welche 1300 in den Besitz eines nach der Stadt benannten böhmischen Herren-^[folgende Seite]