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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pflanzendunen - Pflanzengeographie

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pflanzendekoration'

menvasen, Jardinièren und Ampeln. Die Dekorationspflanzen müssen harte, wenig empfindliche Gewächse sein, so außer den erwähnten verschiedene härtere Palmen, Musa, Baumfarne, neuholländ. Pflanzen u. s. w.

Pflanzendunen, Bezeichnung für die Samenwolle mehrerer Malvaceen, wie Bombax, Eriodendron und Ochroma.

Pflanzenfarbstoffe, die in den Pflanzen vorkommenden und im weitern Sinne auch die aus Pflanzen durch chem. Verarbeitung gewonnenen Farbstoffe. Je nach dem Vorkommen in den einzelnen Pflanzenteilen unterscheidet man auch Blatt-, Blüten-, Wurzelfarbstoffe u. s. w. Die Anzahl der P. ist eine bedeutende, aber nur wenige haben ein allgemeineres Interesse; es sind dies einmal diejenigen, die im Stoffwechsel oder sonst im Leben der Pflanzen eine wichtige Rolle spielen, wie z. B. Chlorophyll (s. d.), Etiolin (s. d.), verschiedene Algenfarbstoffe (s. Algen), die Farbstoffe der Blüten u. dgl., und zweitens solche Farbstoffe, die technische Verwendung finden. (S. Organische Farbstoffe.) Die mannigfachen Farbstoffe der Blüten sind chemisch noch wenig bekannt, es werden hauptsächlich zwei Gruppen unterschieden: die blauen und roten, die man mit dem Namen Anthocyan oder Blumenblau (s. d.), und die gelben, die man als Anthoxanthin bezeichnet. Sie sind teils im Zellsafte gelöst, teils, besonders die gelben, an Protoplasmakörperchen gebunden. Genauer untersucht sind die in der Technik verwendeten Farbstoffe, wie die der Farbhölzer (s. d.) und der verschiedenen Farbepflanzen (s. d.).

Pflanzenfaser, s. Faser.

Pflanzenfaserpapier, Papier mit lokalisierten Fasern, nach dem Erfinder auch Wilcoxpapier genannt, dient zu Banknoten, um Fälschungen unmöglich zu machen. Es zeigt an deutschen Reichskassenscheinen an einer bestimmten Stelle einen Streifen bunt durcheinander geworfener, anders als die Hauptmasse gefärbter Fasern, welche, weil im Papier eingebettet, sich nicht auf photogr. Wege wiedergeben lassen. Bei dem eigentlichen Wilcoxpapier, welches in Amerika zu Banknoten verwendet wird, sind diese Fasern über die ganze Fläche verteilt. Die Fälschung der Wertpapiere ist durch das bezeichnete Mittel, dessen Anwendung die umfängliche Papiermaschine voraussetzt, stärker erschwert als durch das Wasserzeichen und die Guillochierungen.

Pflanzenfette, s. Fette (Bd. 6, S. 719 b).

Pflanzenfibrin oder Glutenfibrin, der in Alkohol unlösliche Bestandteil des Klebers (s. d. und Fibrin).

Pflanzengallen, soviel wie Gallen (botan.).

Pflanzengeographie, die die Botanik mit der physik. Geographie verknüpfende Wissenschaft, beschäftigt sich mit der Verbreitung der Pflanzenformen über die Erdoberfläche und den Wechselbeziehungen zwischen der äußern Erscheinung der Pflanzenwelt und den geographisch verschiedenen Lebensbedingungen. Die Erdoberfläche ist bunt mit dem verschiedenartigsten Pflanzenkleide bedeckt, das zumeist schon nach den Beständen von gesellig oder zerstreut lebenden Pflanzenformen benannt ist (Wald, Gebüsch, Wiese, Steppe, Moor, Dünenflur, Heide, Moosteppich, Steinflechtengeröll u. s. w.). In diesen Beständen oder Formationen treten pflanzliche Lebeformen von ganz bestimmtem Charakter zusammen. Die Gesetzmäßigkeit zwischen äußern, durch geogr. Lage und Standort gegebenen Lebensbedingungen und der Lebeform, unter der die Pflanze auftritt, zu entwickeln, ist der in der Vegetation der verschiedenen Länder enthaltene Forschungsteil der P., während die Flora nur das Vorkommen der einzelnen Gattungen notiert.

Die P. geht für die Verbreitung der Pflanzen in den verschiedenen Floren auf die Erdentwicklung, also auf die jüngern und ältern geolog. Perioden mit ihren fossilen Pflanzenresten zurück, arbeitet daher nach der Methode der Systematik. Für die Lebensbedingungen der Pflanzenbestände ergreift die P. physiol. Methoden, sucht die Beziehungen zu den verschiedenen klimatischen Faktoren auf, unterscheidet die Kategorien des Selbstschutzes und erklärt mithin, wie sich jede Pflanzenart in ihrem Areal verhält. Aus allem zusammen entwirft sie ein ungemein wichtiges Charakterbild für den ursprünglichen Zustand der verschiedenen Landgebiete und oceanischen Küsten mit Seegewächsen; aber unter Beschäftigung mit den in menschlichen Anbau genommenen Zuchtgewächsen, deren Ursprung und allmählicher Heimatserweiterung greift sie in die Produktionslehre uud Kulturgeographie der Länder ein. Eine nach pflanzengeogr. Principien getroffene Einteilung der Länder in große, den klimatischen Gürteln entsprechende Kulturzonen muß als das allgemein wichtigste gelten, was die P. zum Verständnis der Landesnatur beitragen kann. Denn der Reichtum an natürlichen Hilfsquellen organischer Produktion hängt von der Beschaffenheit der natürlichen Pflanzenbestände ab.

Die Areale der jetzt bekannten, auf etwa 150000 Arten zu schätzenden Pflanzenformen sind ungleich groß und für jede Species eigentümlich gestaltet. Von den kleinsten Arealen steigert sich die Verbreitung in seltenen Fällen bis zum Umspannen von mehr als der halben Erdoberfläche, wie es ubiquitäre oder kosmopolitische Pflanzen (s. Kosmopoliten) zeigen. An gewissen geographischen oder klimatischen Schranken (Vegetationsscheiden) halten sehr viele Areale gleichzeitig inne. Die Ländergebiete, die sich durch gemeinsame Vegetationsscheiden aus ihrem Kontinent oder Inselreich herausheben, faßt man als Florengebiete zusammen, verwandte Florengebiete gewöhnlich nochmals als Florenreiche.

Diese Hauptfloren und ihre Teile, die einzelnen Florengebiete, haben sich in der allmählichen Erdentwicklung zum Besitz ihrer eigenartigen Pflanzenwelt herangebildet, indem die ursprünglich einheitliche Flora der ältesten Erdperioden sich in abgetrennten Räumen und unter verschiedenem Klima differenzierte. In den Hauptfloren der Erde sind sogar die Pflanzenfamilien und ihre Tribus vielfach verschieden, die gemeinsamen Gattungen aber und Arten selten. Die den Raum eines bestimmten Gebietes nicht überschreitenden Formen bezeichnet man als dort «endemisch» und schätzt den Reichtum eines Gebietes hauptsächlich nach Endemismen. Geographisch isolierte Punkte sind zur Erzeugung endemischer Formen besonders geeignet, und daher zeichnen sich einsame Eilande und eigenartige Gebirgsstöcke und ‑Systeme durch hohen Reichtum an Endemismen besonders aus (St. Helena, die Sandwichinseln, Neuseeland, die Maskarenen; die Alpen, der Kaukasus, Thian-schan, Himalaja, Felsengebirge, südamerik. Cordilleren). Für jedes Gebiet eignet sich die Wertschätzung nach relativer Zahl der endemischen Arten und Gattungen, und in dieser

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 61.