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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pfründe; Pfuel; Pfullendorf; Pfullingen; Pfund

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Pfründe - Pfund.

Sorgfalt ausgeführt, große Sicherheit gewähren. S. Impfung.

Pfründe (Präbende, v. althochd. pruanta, Nahrung, Besoldung, davon das neulat. praebenda, lat. Beneficium), der Inbegriff gewisser Kirchengüter, deren Ertrag und Genuß mit der Verwaltung eines bestimmten Kirchenamtes verbunden ist. Man teilt in der katholischen Kirche die Pfründen ein: in Regular- und Säkularpfründen, je nachdem sie für Klostergeistliche oder für Weltgeistliche bestimmt sind; in einfache (beneficia), ohne, und Kuratpfründen (b. curata), mit Seelsorge; in höhere (b. majora), mit welchen eine kirchliche Jurisdiktion verbunden ist, wie bei den Bischöfen, Prälaten und Domherren, und niedere (b. minora), ohne diese Jurisdiktion, wie die Pfarrbenefizien; in Wahlpfründen (b. electiva), bei denen eine kanonische Wahl der Kapitel stattfindet, Kollationspfründen (b. collativa), welche der Bischof willkürlich vergibt, und Patronatspfründen, hinsichtlich deren ein Dritter das Präsentationsrecht ausübt. In protestantischen Bezirken, namentlich in Preußen und Sachsen, gibt es noch verschiedene weltliche Pfründen (Präbenden), indem man bei Säkularisierung der geistlichen Stifter die Einkünfte der Stellen an verdiente Staatsmänner oder Gelehrte vergab. Auch heißen hier Pfründen die mit Einkommen, besonders von liegenden Gründen, verbundenen Stellen der Geistlichen. Endlich versteht man unter P. Lebensunterhalt in milden Stiftungen, auch durch Einkauf. Die Person, die sich im Genuß einer P. befindet, heißt Pfründner (Benefiziar ^[Benefiziat]).

Pfuel, Ernst von, preuß. General, geb. 3. Nov. 1779 zu Jahnsfelde bei Müncheberg im Kreis Lebus, trat 1797 in die preuß. Armee, bereiste mit seinem Freunde, dem Dichter Heinrich v. Kleist, Deutschland, Frankreich und die Schweiz und machte den Feldzug von 1806 mit. 1809 ging er als Hauptmann in österreichische Dienste und errichtete zu Prag und später auch zu Wien, wohin er in den Generalstab versetzt wurde, große Schwimmanstalten für das Militär; auch in Preußen hat er später die Übungen in der Schwimmkunst befördert und in Berlin zu diesem Zweck eine Anstalt gegründet. 1812 trat er in russische Dienste und ward Chef des Generalstabs des Generals Tettenborn. In den preußischen Generalstab wieder eingetreten, ward er 1815 nach der Einnahme von Paris Kommandant dieser Stadt, 1825 Generalmajor und 1830 Kommandeur der 15. Division in Köln und 1832 Generalleutnant. Nachdem er 1831 als Bevollmächtigter in Neuenburg die Ruhe hergestellt, ward er Gouverneur daselbst, 1838 Kommandeur des 7. Armeekorps, 1848 General der Infanterie, war 11.-24. März Gouverneur von Berlin, wo er jedoch während der Revolutionstage nicht die gewünschte Energie entwickelte. Im Mai d. J. unterdrückte er die Insurrektion in der Provinz Posen mit Waffengewalt. Nach Entlassung des Ministeriums Auerswald im September 1848 erhielt er den Auftrag, ein neues zu bilden, worin 21. Sept. er selbst zum Kriegsminister und Präsidenten ernannt ward. Seine Haltung war jedoch unentschlossen und energielos. Ende Oktober reichte er seine Entlassung ein und schied damit zugleich aus dem aktiven Kriegsdienst. 1858 ward er in das Abgeordnetenhaus gewählt, wo er sich der liberalen Partei anschloß. Er starb 3. Dez. 1866. P. schrieb: "Beiträge zur Geschichte des letzten französisch-russischen Kriegs" (Berl. 1814), von Förster neu herausgegeben unter dem Titel: "Der Rückzug der Franzosen aus Rußland" (das. 1867).

Pfullendorf, Stadt im bad. Kreis Konstanz, Knotenpunkt der Linien Schwackenreuthe-P. der Badischen und Altshausen-P. der Württembergischen Staatsbahn, 656 m ü. M., hat eine schöne alte Haupt- und eine Wallfahrtskirche (letztere mit neu angelegtem Kalvarienberg), ein altes Rathaus mit Glasmalereien, ein gut erhaltenes Wohnhaus von 1317 (angeblich das älteste in Baden), eine Gewerbe- und eine Strohflechtschule, ein Amtsgericht, ein Bezirksamt, eine Bezirksforstei, Obstbau, Holzhandel, Frucht- u. Viehmärkte und (1885) 2455 meist kath. Einwohner. In der Nähe der Vergnügungsort "Fuchshalde" mit Aussichtsturm. Der Ort, ursprünglich eine Burg der Grafen von P., kam 1180 an die Hohenstaufen, dann an das Reich, 1802 an Baden.

Pfullingen, Stadt im württemberg. Schwarzwaldkreis, Oberamt Reutlingen, am Fuß der Rauhen Alp und an der Echaz, 4 km von Reutlingen, 426 m ü. M., hat ein Schloß mit einer Irrenanstalt (vgl. darüber die Schrift von Flamm, Tübing. 1886), ein ehemaliges Nonnenkloster, Baumwollspinnerei und -Weberei, Zwirn-, Papier-, Tuch- und Lederriemenfabrikation, eine große Kunstmühle und (1885) 5247 meist evang. Einwohner. In dem schönen Echazthal das Dorf Unterhausen mit Baumwollspinnerei und der berühmten, 220 m langen Nebelhöhle; in der Nähe die Burgruine Greifenstein und das Schloß Lichtenstein. P. kommt schon 822 als königliche Villa vor und war im Mittelalter Hauptort des Pfullinger Gaues.

Pfund, Gewichtseinheit in verschiedenen Ländern, von sehr verschiedener Schwere und Einteilung. Infolge der deutschen Gewichtskonvention von 1856 wurde in den Staaten des Deutschen Zollvereins als Handels-, Münz- und meist auch als Gold-, Silber- und Medizinalgewicht das deutsche Zollpfund (= 500 g) eingeführt. Die Einteilung des Pfundes in Lot, Quentchen etc. war gleichwohl noch nicht in allen Staaten eine und dieselbe. In Preußen war 1 P. (zu 30 Lot à 10 Quentchen à 10 Cent à 10 Korn) = 500 g. Seitdem das Deutsche Reich das metrische Maß- und Gewichtssystem angenommen, wurde das P. (soweit nicht an seiner Stelle schon das Kilogramm zur Anwendung kam) in 50 Dekagramm (Neulot) à 10 g eingeteilt. In Österreich war das P. (jetzt ebenfalls durch das Kilogramm ersetzt) à 32 Lot à 4 Quentchen = 560,012 g. In England 1 P. Troygewicht (zu 12 Unzen à 20 Pennyweight à 24 Grän) = 373,24 g; 1 P. Avoirdupois (zu 16 Unzen à 16 Drachmen à 3 Skrupel à 10 Grän) = 1,21528 Troypfund = 453,59 g; in Frankreich 1 kg (zu 10 Hektogr. à 10 Dekagr. à 10 g à 10 Dezigr. à 10 Zentigr. à 10 Milligr.); in der Schweiz 1 P. (zu 32 Lot) = 500 g; in Dänemark 1 P. (zu 32 Lod à 4 Qvintin à 4 Ord à 16 Es à 8 Gran) = 500 g; in Schweden 1 Shalpfund = 425 g; in Rußland 1 P. (zu 96 Solotnik à 96 Doli) = 409,512 g; in Italien, Spanien, Portugal wie in Frankreich, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika wie in England. Das Pfundzeichen ℔ ist aus lb entstanden, Abkürzung vom lat. libra. P. ist auch eine alte deutsche Rechnungsmünze, deren Name und Wert daher entstand, daß man sonst die kleinern Münzsorten zu wiegen pflegte, z. B. ein P. Heller, ein P. Pfennige, womit man anzeigen wollte, daß so und so viel dieser Münzsorten auf ein P. gingen. Da aber diese Münzen selbst ihrer Schwere nach veränderlich waren, so konnte man auch über die Zahl keine feste Bestimmung treffen.

Pfund, s. Weidmannssprache.