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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Piper; Piperaceen

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Piper - Piperaceen.

den geringsten Wert. Die Produktion schätzt Scherzer auf 26 Mill. kg (davon Sumatra 14, die Inseln der Malakkastraße 1,8, die Malaiische Halbinsel 1,9, Borneo 1,8, Siam 4, Malabar 2,5 Mill.); England importiert etwa 13 Mill. kg, wovon nach Deutschland über 2,5 Mill. gehen. - Der Pfeffer ist eins der ältesten Gewürze der indischen Welt und hat sich von da aus bei allen Völkern unentbehrlich gemacht, zumal in den Reisländern. Der Sanskritname des langen Pfeffers (Pippali) geht, auf den schwarzen Pfeffer übertragen, durch fast alle Sprachen, nachdem die Perser das ihnen fehlende l durch r ersetzt haben. Theophrastos kannte schwarzen und langen, Dioskorides auch weißen Pfeffer, und die Römer besteuerten schwarzen und langen Pfeffer in Alexandria. Arrianos nennt im Periplus des Roten Meers Malabar als die Heimat des Pfeffers, und Cosmas Indopleustes beschrieb 540 die Pflanze. Damals und noch viel später war Pfeffer als begehrtestes Gewürz das Symbol des ganzen Gewürzhandels, welchem Genua und Venedig sowie die süddeutschen Handelsstädte einen großen Teil ihrer Reichtümer verdankten. Im Mittelalter wurden Zölle in Pfeffer entrichtet, und im 14. und 15. Jahrh. wurde er bei Geldnot als Zahlmittel gebraucht. Erst nach der Entdeckung des Seewegs nach Indien fiel der hohe Preis des Pfeffers sehr stark, indem sich zugleich seine Kultur nach den westlichen Inseln des Archipelagus verbreitete. Portugal machte den so höchst einträglichen Pfefferhandel bis in das 18. Jahrh. zum Kronmonopol. Auch jetzt noch nimmt der Pfeffer in der Handelswelt unter den Gewürzen unbedingt die erste Stelle ein. P. officinarum Dec. (Chavica officinarum Miq.), kletternder Strauch mit sehr kurz gestielten, oblong elliptischen, allmählich zugespitzten, kahlen, lederigen Blättern, dichtblütigen Ähren und miteinander verwachsenen, nur am Scheitel freien, kugeligen Beeren; auf den Sundainseln, Molukken, Philippinen, wird auf Java und in Bengalen kultiviert und liefert in den vor der Reife gesammelten Fruchtständen den langen Pfeffer (P. longum). Dieses Gewürz scheint als Peperi makron schon den alten Griechen bekannt gewesen zu sein und behielt seinen Wert auch im Mittelalter neben dem schwarzen Pfeffer, obwohl es viel weniger scharf schmeckt, während es gegenwärtig in Europa nur noch selten benutzt wird. Auch P. longum L., auf Malabar, Ceylon, in Ostbengalen, aus Timor und den Philippinen, liefert langen Pfeffer. Die Wurzel benutzt man in Indien, Persien und Arabien als Heilmittel und zum Schärfen des Essigs. P. Betle L. (Chavica Betle Miq., Betelpfeffer), ein kletternder Strauch, in Ostindien, Hinterindien, auf Ceylon, den Sundainseln etc. heimisch, wird in allen tropischen Ländern Asiens nördlich bis zum Himalaja, in China, auf den Inseln Australiens und vielen Inseln des Stillen Ozeans kultiviert und liefert in seinen brennend gewürzhaft schmeckenden Blättern, wie die ähnliche P. Siriboa L. und P. Melamiris L., ein in jenen Ländern allgemein gebräuchliches Kaumittel. P. methysticum Forst. (Macropiper methysticum Miq., Kawa-, Awapfeffer), ein 2 m hoher Strauch auf den Gesellschafts-, Freundschafts-, Sandwich- und Fidschiinseln, wird wegen seiner Wurzel kultiviert, die medizinisch, namentlich aber zur Bereitung eines für das soziale, religiöse und politische Leben der Südseeinsulaner sehr wichtigen Getränks, der Kawa (s. d.), benutzt wird. Wirksamer Bestandteil der Wurzel ist ein Harz, welches auf Schleimhäute und das Unterhautzellgewebe lokal anästhesierend wirkt. Vgl. Lewin, Über P. methysticum (Berl. 1886). - P. crystallinum, P. aromaticum, P. rotundifolium, s. Peperomia.

Piper, 1) Karl, Graf von, schwed. Staatsmann, geb. 29. Juli 1647, Sprößling einer deutschen Familie, welche aus Livland nach Schweden gekommen war, trat 1668 in den Staatsdienst, wurde 1679 geadelt und Sekretär im Kammerkollegium, 1689 Kanzleirat und Staatssekretär und erwarb sich durch seine Tüchtigkeit in so hohem Grade das Vertrauen des Königs Karl XI., daß er in allen Angelegenheiten, die das Innere betrafen, als die rechte Hand des Königs betrachtet werden konnte. Nach dem Tode desselben wurde er vom jungen König Karl XII., dem er die vom Vater bestellte vormundschaftliche Regierung beiseite zu schieben half, zum königlichen Rat ernannt und in den Grafenstand erhoben. P. leitete die diplomatischen Verhandlungen während des Nordischen Kriegs, hatte aber bei der selbständigen Handlungsweise Karls XII. mit seinen Ratschlägen nicht viel Einfluß; bei Poltawa wurde er gefangen und starb 29. Mai 1716 in Schlüsselburg.

2) Ferdinand, Theolog und Archäolog, geb. 7. Mai 1811 zu Stralsund, widmete sich dem Studium der Theologie, habilitierte sich 1840 an der Universität zu Berlin und ward 1842 Professor, 1849 zugleich Direktor des christlich-archäologischen Museums der Universität. Außer vielen Beiträgen in Zeitschriften und in dem von ihm herausgegebenen "Evangelischen Kalender" (1850-70), woraus das biographische Werk "Zeugen der Wahrheit" (Leipz. 1873-75, 4 Bde.) hervorging, sind von seinen Schriften hervorzuheben: "Kirchenrechnung" (Berl. 1841); "Geschichte des Osterfestes" (das. 1845); "Mythologie und Symbolik der christlichen Kunst" (Weimar 1847-51, 2 Tle.); "Über den christlichen Bilderkreis" (Berl. 1852); "Karls d. Gr. Kalendarium" (das. 1858); "Die Kalendarien und Martyrologien der Angelsachsen" (das. 1862); "Einleitung in die monumentale Theologie" (Gotha 1867).

Piperaceen (Pfeffergewächse), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Reihe der Julifloren, Kräuter oder Sträucher mit knotig gegliederten Stengeln und einfachen, dreinervigen und netzaderigen Blättern mit kurzem, an der Basis scheidenförmigem Stiel und ohne Nebenblätter. Die Blüten finden sich in großer Zahl auf einer cylindrischen Ähre oder einem Kolben, meist sitzend oder in kleinen Gruben der Oberfläche halb eingesenkt, jede von einem schildförmigen, kapuzenförmigen oder schuppigen Deckblatt gestützt. Die Blüten sind perigonlos, zwitterig oder eingeschlechtig, zweihäusig. Jede besitzt entweder zwei Staubgefäße, welche rechts und links vom Pistill stehen, oder es kommt noch ein drittes hinteres hinzu, oder es finden sich sechs oder mehr (bis 12) in jeder Blüte. Der Fruchtknoten ist meist dreigliederig, seltener ein-, zwei- oder viergliederig, sitzend, fast kugelig, einfächerig und enthält eine einzige grundständige, sitzende, orthotrope Samenknospe. Die Frucht ist eine einsamige Beere mit spärlichem Fleisch. Der fast kugelrunde Same hat eine knorpelige, dünne Schale, ein dicht fleischiges, aus Endosperm und Perisperm gebildetes Sameneiweiß und einen kleinen, kreisel- oder linsenförmigen Keimling mit zwei sehr kurzen, dicklichen Kotyledonen. Vgl. De Candolles Monographie im "Prodromus", Bd. 16. Die P. erinnern insofern an die Monokotyledonen, als die Gefäßbündel bei den krautartigen Spezies im Stengel zerstreut stehen und bei den holzigen, welche allerdings einen Kreis von Gefäßbündeln besitzen, durch welchen ein Holzring gebildet wird, auch im Mark