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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pisogne - Pistia.

Germanicus in Antiochia vergiftet habe (19), und als er deshalb nach seiner Rückkehr angeklagt wurde, tötete er sich selbst (20). Gajus Calpurnius P. wurde 65 n. Chr. an die Spitze einer Verschwörung gegen Nero gestellt und tötete sich selbst, als die Verschwörung entdeckt wurde. Lucius Calpurnius P. Frugi Licinianus ward von Galba adoptiert und damit zu seinem Nachfolger bestimmt, aber mit ihm durch Otho 69 n. Chr. ermordet.

Pisogne (spr. -sonnje), Flecken in der ital. Provinz Brescia, Kreis Breno, am nordöstlichen Ufer des Iseosees, hat mehrere Kirchen, Eisenindustrie, lebhaften Handel mit den Produkten des Thals Camonica, Fischerei, einen Hafen und (1881) 1008 Einw.

Pisolith, s. v. w. Erbsenstein, s. Sprudelstein.

Pisport (Piesport, Pisonis portus), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Trier, Kreis Wittlich, an der Mosel, hat vorzüglichen Weinbau (Pisporter, vgl. Moselweine) und 500 Einw. In der Nähe die ehemalige Propstei Eberhardsklausen mit gotischer Kirche, besuchter Wallfahrtsort.

Pissa, Fluß im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, in den Kreisen Goldap und Stallupönen, 80 km lang, ist der westliche Ausfluß des Wyßtyter Sees auf der polnischen Grenze, nimmt bei Gumbinnen die Rominte auf und bildet durch den Zusammenfluß mit der Angerapp den Pregel.

Píssarew, Dmitrij Iwanowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1840, besuchte zu Petersburg das dritte Gymnasium und von 1856 bis 1860 die Universität, machte sich schon damals durch mehrere kritische Abhandlungen bekannt und entwickelte dann als Mitarbeiter verschiedener Journale eine rege kritische und publizistische Thätigkeit. Nicht ohne Talent, allein ohne die nötige Gründlichkeit der Studien, gab er sich einem maßlosen Realismus hin mit Verachtung jeglicher Kunst, namentlich der Poesie, und eröffnete einen Kreuzzug gegen allen "metaphysischen und ästhetischen Dusel". Er ertrank 1868 im Seebad Dubbeln bei Riga. Seine Schriften, die auf das ganze Jungrussentum einen bedeutenden Einfluß ausgeübt haben, erschienen 1870 zu Petersburg gesammelt in 10 Bänden; einige Bände wurden jedoch bald darauf von der Zensur verboten und sind seitdem nicht wieder Beigegeben worden.

Pissek, Fluß in Ostpreußen, kommt aus dem Spirdingsee, verbindet diesen mit dem Roschsee, verläßt diesen bei Johannisburg und mündet bei Nowogrod in Polen rechts in die Narew.

Pisseleu (spr. piß'löh), Anna von, s. Etampes.

Pissemskij, Alexei Feofilaktowitsch, hervorragender russ. Belletrist und Dramatiker, geb. 20. März (a. St.) 1820 im Dorf Ramenje (Gouvernement Kostroma) als der Nachkomme eines alten Adelsgeschlechts, kam mit 13 Jahren aufs Gymnasium zu Kostroma, studierte 1840-44 in Moskau Mathematik und wurde darauf im Ressort des Justizministeriums angestellt. Er nahm jedoch schon 1853 seinen Abschied und siedelte nach Petersburg über, um sich ganz der litterarischen Thätigkeit zu widmen. Seit 1862 lebte er wieder in Moskau, wo er im Januar 1881 starb. Seine belletristischen Hauptwerke sind der Roman "Tausend Seelen" (1858; deutsch von Kayßler, Berl. 1870) und das vieraktige Volkstrauerspiel "Trauriges Schicksal". Von seinen sonstigen Werken sind noch hervorzuheben die Erzählungen: "Der Waldteufel", "Ist sie schuldig?" und "Die Ehe aus Leidenschaft"; die Romane: "Das aufgeregte Meer" (1863) und "Im Strudel" (deutsch von Lange, Leipz. 1884); endlich die Dramen: "Der Hypochonder", "Leutnant Gladkov", "Weiße Falken" u. a. Eine Gesamtausgabe seiner belletristischen Werke erschien 1861-65, seiner dramatischen Dichtungen 1874. P. geißelt mit nachsichtsloser Strenge die Schäden der Gesellschaft, den Egoismus, die Genußsucht, die Oberflächlichkeit derselben. Er ist Realist im eigentlichen Sinn des Wortes, der in kräftigen und lebhaften Zügen malt.

Pissevache (spr. pißwásch), schöner Wasserfall im schweizer Kanton Wallis, zwischen St.-Maurice und Martigny, durch das Bergwasser der Sallenche gebildet, das weiß wie Schnee an einem schwärzlichen, ausgewölbten Felsen 84 m hoch ins Rhônethal hinabstürzt.

Pissōdes, s. Rüsselkäfer.

Pissoir (franz., spr. -ssŏahr), Pißanstalt.

Pistacĭa L. (Pistazie, Terpentinbaum), Gattung aus der Familie der Anakardiaceen, Sträucher oder kleine Bäume mit immer- oder sommergrünen, dreizähligen oder unpaarig oder paarig gefiederten Blättern, diözischen Blüten in achselständigen Trauben und trockner Steinfrucht. 6 Arten in den Mittelmeerländern, Westasien, auf den ostafrikanischen Inseln und in Mexiko. P. Lentiscus L. (Mastixbaum), ein bis 4,5 m hoher Baum oder Strauch mit lederartigen, bleibenden, abgebrochen paarig gefiederten Blättern, geflügelter Blattspindel, kleinen, rötlichen Blüten und kugeliger, schwärzlicher Steinfrucht, wächst in den Mittelmeerländern und bildet einen Hauptbestandteil der als Maquis bezeichneten, oft weite Strecken bedeckenden Gebüsche; eine auf Chios kultivierte Varietät liefert den Mastix (s. d.); das Holz wird zu eingelegten Arbeiten benutzt, u. aus den Blättern bereitet man in Algerien ein Gerbmaterial, Lentisque. P. Terebinthus L. (Terpentinpistazie), ein mittelmäßiger Baum oder Strauch in den Ländern am Mittelmeer, mit abfallenden, unpaarig gefiederten Blättern, großen, vielblütigen Trauben und kleinen, dunkelsten Früchten, gibt durch Einschnitte in die Rinde den cyprischen Terpentin oder den Terpentin von Chios. An den Enden der Äste entstehen häufig durch die Stiche einer Blattlaus (Aphis Pistaciae L.) hülsenartige Gallen (Carobbe de Giudea), welche 60 Proz. Gerbsäure und etwa 15 Proz. Gallussäure enthalten, aber noch nicht technisch benutzt werden. P. vera L. (echte Pistazie), ein 6-9 m hoher Baum, ursprünglich in Persien und Syrien einheimisch, jetzt in allen Ländern um das Mittelländische Meer kultiviert, hat unpaarig gefiederte, abfallende Blätter und eiförmig längliche, bis 2,5 cm große Früchte mit dünnem, grünem und rötlichem Fleisch. Die in den letztern enthaltenen Kerne (Pistazien, Pistaziennüsse, Pimpernüsse) sind haselnußgroß, mit holziger Schale, die auf beiden Seiten in eine schwache Spitze ausläuft, leicht in zwei Hälften teilbar ist und den länglichen, in ein braunrötliches Häutchen eingeschlossenen Samen umschließt. Derselbe ist dunkel zeisiggrün, schmeckt angenehm mandelartig und enthält süßes, fettes Öl. Die Pistazien dienten früher als Arzneimittel, jetzt besonders zu Konfitüren. Sie kommen in der Schale oder ohne dieselbe in den Handel. Am häufigsten findet man die sizilischen; die tunesischen sind wegen ihrer schönen grünen Farbe besonders geschätzt, während die großen, gelben Pistazien von Aleppo weniger gesucht werden.

Pistazīt, s. Epidot.

Pistazītfels oder -Schiefer, s. Hornblendefels.

Pistia L. (Muschelblume), Gattung der Aroideen, schwimmende Wasserpflanzen ohne Milchsaft-^[folgende Seite]