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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Plücker - Plurs.

unter eine im 11. Jahrh. erbaute Kathedrale mit den Grabmälern der polnischen Herzöge Wladislaw Hermann und Boleslaw III.), eine Synagoge, ein bischöfliches Seminar, 2 Gymnasien, ein Nationaltheater, einen bischöflichen Palast, Handel und (1885) 20,660 Einw., worunter viele Juden. P. gehört zu den ältesten Städten Polens und war ehemals die Hauptstadt von Masovien und die Residenz der oben genannten polnischen Herzöge. Das hiesige Bistum wurde bereits im 10. Jahrh. gegründet. Die Stadt war aber seit den ältesten Zeiten feindlichen Einfällen preisgegeben und wurde schon von den heidnischen Preußen verwüstet, später von den Litauern, den Kreuzheeren und mehrmals von den Schweden.

Plücker, Julius, Mathematiker und Physiker, geb. 16. Juli 1801 zu Elberfeld, ward 1825 Privatdozent, 1829 außerordentlicher Professor der Mathematik an der Universität Bonn, war 1833-34 am Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Berlin, dann an der Universität Halle und von 1836 bis zu seinem Tod (22. Mai 1868) an der Universität Bonn als ordentlicher Professor thätig. Er lieferte epochemachende Arbeiten auf dem Gebiet der analytischen Geometrie, welche in den Werken: "Analytisch-geometrische Entwickelungen" (Essen 1828-31, 2 Bde.), "System der analytischen Geometrie" (Berl. 1835), "Theorie der algebraischen Kurven" (Bonn 1839), "System der Geometrie des Raums" (Düsseld. 1846, 2. Aufl. 1852) und vielen Journalartikeln niedergelegt sind. Seit 1847 wandte sich P. Untersuchungen über den Magnetismus, besonders die magnetischen Eigenschaften der Gase und Flüssigkeiten, dem Studium der elektrischen Lichterscheinungen im luftverdünnten Raum und (mit Hittorf) spektroskopische Arbeiten zu. Auch schrieb er noch: "Neue Geometrie des Raums" (Leipz. 1868; 2. Abt., hrsg. von F. Klein, 1869). Vgl. Clebsch, Zum Gedächtnis an J. P. (Götting. 1871); Dronke, Julius P. (Bonn 1871).

Plüddemann, Hermann, Maler, geb. 17. Juli 1809 zu Kolberg, lernte bei dem Maler Sieg in Magdeburg und ging 1828 nach Berlin, um sich bei Begas weiter auszubilden. Im J. 1831 wurde er Schüler der Akademie in Düsseldorf, blieb dort bis 1848 und lebte seitdem in Dresden, wo er 24. Juni 1868 starb. P. hat eine große Zahl von Historienbildern in der ältern Düsseldorfer Manier geschaffen, unter denen Rolands Tod bei Roncesvalles (1834), Kolumbus und die Seinen erblicken Land (1836, Nationalgalerie zu Berlin), der Tod Friedrich Barbarossas (1846), Ludwig der Eiserne läßt die widerspenstigen Ritter in den Pflug spannen, ermüdete Kreuzfahrer an einer Quelle, Konradin auf dem Schafott, Heinrich IV. in Canossa (1863), Otto von Wittelsbach auf dem Reichstag in Besançon (Galerie in Dresden), Luther auf dem Reichstag in Worms hervorzuheben sind. Zu den Freskobildern Düsseldorfer Künstler im gräflich Speeschen Schloß Heltorf und im Elberfelder Rathaus hat P. einige wertvolle Beiträge geliefert. Er hat auch Illustrationen zu Gedichten und Geschichtswerken gezeichnet.

Pluderhosen, s. Hosen (mit Abbildung).

Plum., bei botan. Namen Abkürzung für Ch. Plumier (spr. plümjeh), geb. 1646 zu Marseille, Franziskaner, machte 1689-95 drei wissenschaftliche Reisen nach Amerika, starb 1704 auf Gadis am Hafen von Cadiz. Er schrieb: "Description des plantes de l'Amérique" (Par. 1693); "Nova plantarum americanarum genera" (das. 1703); "Traité des fougères de l'Amérique" (das. 1705).

Plumage (franz., spr. plümahsch), Gefieder, insbesondere Federn, welche zum Kopf- und Hutputz der Damen verwendet werden.

Plumbagineen (Bleiwurzpflanzen), dikotyle Familie aus der Ordnung der Primulinen unter den Sympetalen, zunächst mit den Primulaceen verwandt und von denselben hauptsächlich durch Fruchtknoten mit einer einzigen grundständigen Samenknospe und das Vorhandensein von fünf Griffeln verschieden. Vgl. Boissier in De Candolles "Prodromus", Bd. 12. Die aus über 200 Arten bestehende Familie gehört den gemäßigten Zonen beider Halbkugeln an und ist besonders reich an den Küsten des Mittelländischen Meers und in den Salzsteppen des russischen Asien vertreten. Wichtigere Gattungen sind: Armeria Willd., Statice Willd. und Plumbago Tournef.

Plumbāgo (lat.), s. v. w. Graphit.

Plumbum, Blei; P. aceticum, essigsaures Blei, Bleizucker; P. carbonicum, kohlensaures Bleioxyd, Bleiweiß; P. hydrico-aceticum solutum, Liquor Plumbi, gelöstes basisch essigsaures Bleioxyd, Bleiessig; P. jodatum, Jodblei; P. oxydatum, Lithargyrum, Bleioxyd, Bleiglätte; P. oxydatum fuscum, Bleisuperoxyd; P. oxydatum rubrum, Mennige; P. tannicum, gerbsaures Bleioxyd (im breiförmigen Zustand).

Plum-cake (engl., spr. plömm-kēk), engl. Kuchen mit vielen Rosinen (engl. plums).

Plumeau (franz., spr. plümoh), kleines, leichtes Federdeckbett zum Bedecken der Füße.

Plumosit, s. v. w. Heteromorphit.

Plumpudding, s. Pudding.

Plumŭla (lat.), Federchen, ein Teil des Embryos der Pflanzensamen (s. Same).

Plünderung, im Krieg die Beraubung der feindlichen Landesbewohner, besonders durch offenes Ausräumen der Wohnungen. Früher wurde P. eroberter Orte oft, wenn auch nur auf einige Stunden, erlaubt, um die Soldaten für fehlenden Sold und die gehabten Anstrengungen zu entschädigen. Hatten die Bürger einer belagerten Stadt an der Verteidigung teilgenommen, so war nach Kriegsgebrauch ihre Habe den Eroberern verfallen. Jetzt wird bei den Heeren aller zivilisierte Staaten die P. als unerlaubtes Beutemachen streng bestraft (s. Beute).

Plungerkolben (engl., spr. plönndscher-), s. Kolben.

Plurāl (lat.), die Mehrzahlform, s. Numerus.

Plurāle tantum (lat.), ein bloß in der Mehrzahl gebräuchliches Substantivum (z. B. Leute).

Plurālis majestātis (lat.), die Redeweise, wonach ein Hochgestellter von sich in der Mehrzahl redet (z. B. Wir, König von etc.), zu unterscheiden von dem sogen. Pluralis modestatis ("Bescheidenheitsplural"), den z. B. der Autor eines Buches gebraucht.

Pluralismus (neulat.), die metaphysische Annahme einer Mehrheit von Wesen, im Gegensatz zum Monismus. Kosmologischer P., die Annahme, daß es außer der von Menschen bewohnten Erde noch andre von vernünftigen Wesen bewohnte Weltkörper gebe.

Pluralität (lat.), Mehrheit, Mehrzahl.

Plurs (ital. Piuro), Dorf im Bergellthal unweit Chiavenna, berühmt durch den Bergsturz, welcher 4. Sept. 1618 eine reiche Ortschaft mit 4 Kirchen, mehreren Palästen und 2430 Einw. daselbst verschüttete. Trotz der wiederholten Anregungen, dieses durch den Reichtum seiner Bewohner ausgezeichnete "Pompeji des 17. Jahrhunderts" wieder auszugraben, scheiterten alle Versuche an der gewaltigen Erdlast, unter welcher die Ortschaft begraben liegt; nur zwei Turmglocken sind 1767 und 1861 ausgegraben und von neuem in Gebrauch genommen worden.